Tausende Bomben fielen am 13. September 1944 auf Sindelfingen, die meisten landeten auf dem und rund um das Daimler-Benz-Werk. Der Angriff legte das Werk in Schutt und Asche.

Sindelfingen - Nur sechs Minuten dauerte der Angriff am Vormittag des 13. September 1944, doch er war verheerend. Tausende Bomben hagelten auf Sindelfingen hinunter, die meisten über und um das Daimler-Benz-Werk. Es war der schwerste von mehreren Angriffen der Alliierten, aber nicht der tödlichste. Dieser hatte bereits drei Tage zuvor stattgefunden.

 

Am 10. September starben 22 Menschen im Bombenhagel, 15 Einheimische und sieben holländische Zwangsarbeiter. 120 Wohnhäuser wurden zerstört, 480 Menschen wurden obdachlos. Doch ihr Ziel, das Daimler-Benz-Werk, in dem damals Teile für Wehrmachtsfahrzeuge und Motoren für Kriegsflugzeuge produziert wurden, zu vernichten, hatten die US-Bomber noch nicht erreicht.

Deshalb wurde ein erneuter Angriff für den Vormittag des 13. September geplant, als die Wetteraussichten günstig waren, sagt Horst Zecha, der Kulturamtsleiter der Stadt und einstiger Archivar. Der Böblinger Hobbyforscher Karlheinz Franz hat tief in amerikanischen und englischen Militärarchiven gegraben, um die insgesamt fünf Angriffe auf Sindelfingen und Böblingen minutiös zu dokumentieren.

Etliche Bomben landeten auf freiem Feld

Nach seinen Recherchen trafen um 10.41 Uhr die ersten elf Bomber über Sindelfingen ein. Sie warfen 138 zentnerschwere Sprengbomben. Diese waren mit einem Zeitzünder ausgestattet, der die Explosion verzögerte. So fielen die Bomben in die Gebäude und explodierten erst im Inneren, was eine größtmögliche Zerstörung anrichtete. Getroffen wurden viele wichtige Gebäude, darunter die Schlosserei, der Motorenbau, das Werkzeuglager und die Feuerwache.

Sofort stießen 23 weitere Maschinen nach und warfen 270 weitere Bomben. Insgesamt fielen in dem sechsminütigen Angriff nicht nur 835 4,5-Zentner-Bomben, sondern auch fast 40.000 sogenannte Stabbrandbomben. Dabei gab es auch eklatante Fehlabwürfe. Etliche Bomben landeten auf freiem Feld.

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Auch Sicht der Alliierten war dieser Angriff trotzdem ein voller Erfolg. Er legte das Werk in Schutt und Asche. 80 Prozent der Fabrik war zerstört. Für die Menschen in Sindelfingen verlief diese schwere Attacke im Vergleich zum Angriff drei Tage zuvor glimpflich. Lediglich zehn Zivilisten wurden verletzt. Die meisten Einwohner hatten sich im Luftschutzstollen der Stadt versteckt. Zeitzeugen, die den Angriff überlebten berichten davon, dass sich der Angriff „wie ein fürchterliches Erdbeben“ angefühlt habe.

Überreste des Krieges sind noch nicht beseitigt

In dem an Daimler angrenzendem Flugfeld räumten die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes im Jahr 2003 elf Tonnen Bomben, Granaten und Munition weg. Der Bund als früherer Eigentümer des Areals übergab dem Zweckverband Flugfeld 2005 das Areal als kampfmittelfrei.

Trotzdem wurde im Dezember 2014 bei Bauarbeiten eine 250 Kilogramm schwere Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Das mittlerweile aufgesiedelte Flugfeld wurde weitläufig gesperrt, um den Fund zu bergen. Sogar der Bahnbetrieb musste zeitweise eingestellt werde. Die Überreste des Krieges sind noch immer nicht beseitigt.