Es gibt gegenwärtig also keine Alternative zum Diesel?
Wir sollten nicht vergessen, dass nur zehn Prozent aller Lastwagen, die wir verkaufen, für den Verteilerverkehr sind. Es ist fatal zu glauben, dass dies der kräftigste Hebel zur CO2-Reduktion wäre. Deshalb müssen wir weiter an der Verbesserung des Dieselantriebs arbeiten. Das tun wir auch. Und zwar nicht erst seit gestern, sondern seit vorgestern. Wir haben einen Lastwagen aus dem Jahr 1996 genommen, der 436 PS hat und die damals gültige Euro2-Norm erfüllt, und haben ihn verglichen mit einem neuen Actros, der mit 450 PS einen ungefähr gleichstarken Motor hat, aber der sehr viel strengeren Euro6-Norm genügt; die Prüforganisation Dekra hat diesen Vergleich begleitet. Ergebnis: damals 40,8 Liter pro 100 Kilometer, heute 31,9 Liter – das sind 22 Prozent Einsparung, ein Riesenschritt.
Und wie geht es weiter?
Weitere Fortschritte gehen nur über die Optimierung des Gesamtsystems, also Zugmaschine plus Anhänger plus Betrieb. Den Grundgedanken solch eines integrierten Ansatzes haben wir schon auf der IAA vor zwei Jahren vorgestellt. Jetzt präsentieren wir in Hannover ein konkretes Angebot: einen Lastwagen mit einem aerodynamischen Trailer, den wir zusammen mit Krone entwickelt haben, der – auch dank Leichtlaufreifen – Einsparungen von 18 bis 20 Prozent bringt. Beim Motor alleine, da kratzen wir jetzt schon die letzten Prozente heraus, da sind keine Riesenschritte mehr zu erwarten. Trotzdem bringt der neue Actros auf der IAA noch einmal bis zu sechs Prozent Verbrauchsreduktion.
Der Elektrolastwagen hat keinen Verbrennungsmotor und kein Getriebe. Was bedeutet das für die Beschäftigung in den Fabriken? VW-Personalchef Karlheinz Blessing sieht grundlegende Reformen auf Komponentenwerke wie Salzgitter zukommen; wie ist die Lage bei Mercedes?
Es geht bei den elektrisch angetriebenen Fahrzeugen wie schon erwähnt nur um zehn Prozent unserer Flotte. Wir sind es in der Lastwagensparte seit vielen Jahren gewohnt, mit sehr viel größeren Schwankungen umzugehen als zehn Prozent verteilt über viele Jahre. Wir können zudem bei den wesentlichen Komponenten in den Baukasten unserer Kollegen aus der Personenwagensparte greifen. Deshalb ist im Übrigen auch der Investitionsaufwand nicht so hoch. Wir werden das sehr gut bewältigen.