Nach dem Chrysler-Desaster hat Daimler jetzt mehr Glück: Mit der Renault-Nissan-Allianz will man die Zusammenarbeit sogar noch ausbauen.

Frankfurt/Main - Daimler und die französisch-japanische Renault-Nissan-Allianz erweitern nach ersten Erfolgen ihre Zusammenarbeit. Die Nissan-Nobelmarke Infiniti werde voraussichtlich ein Modell auf Basis der neuen Kompaktwagenfamilie von Mercedes-Benz bauen, sagte Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn am Mittwoch auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt. Der Wagen solle 2014 auf den Markt kommen. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte, die Entscheidung sei noch nicht endgültig gefallen.

 

Eine Produktion im neuen Werk in Ungarn schloss der Daimler-Chef aus. „Die dortigen Kapazitäten brauchen wir für unsere eigenen geplanten fünf Varianten“, sagte Zetsche. Daimler zeigt auf der IAA die neue B-Klasse, die noch zum Jahresende auf den Markt kommt. Im Frühjahr 2012 soll die neue A-Klasse folgen.

Hohe fünfstellige Zahl

Beide Manager lobten die im April 2010 geschlossene Partnerschaft, durch die Entwicklungs- und Produktionskosten gespart werden sollen. Infiniti wird ab 2013 auch mit Mercedes-Motoren beliefert. Die geplante Stückzahl bezifferte Zetsche auf eine hohe fünfstellige Zahl. Der Daimler-Chef sagte, es gebe derzeit keine Pläne, die Überkreuzbeteiligung von 3,1 Prozent mit Renault-Nissan zu erhöhen. Der Schritt sollte damals vor allem ein Signal nach innen sein, um die Ernsthaftigkeit der Zusammenarbeit zu betonen. „Mancher stuft frühere Partnerschaften von Daimler nicht als Erfolg ein“, sagte Zetsche und spielte damit auf die gescheiterte Ehe mit dem US-Hersteller Chrysler an. „Wir haben daraus gelernt.“

Ghosn bestätigte, Renault-Nissan werde künftig Batterien für Elektroautos von Daimlers Gemeinschaftsunternehmen mit Evonik beziehen. Gespräche dazu hatte es schon seit rund einem Jahr gegeben. Entscheidend sei die Verfügbarkeit der Batterien, sagte Ghosn. „Wir könnten mehr Fahrzeuge vom Nissan Leaf produzieren, wenn wir mehr Batterien geliefert bekommen.“ Die Lithium-Ionen-Batterien werden auch in der nächsten Generation des E-Smarts eingesetzt. Neben der Reichweite gilt vor allem der hohe Preis der Batterien als Stolperstein bei der Masseneinführung von batteriebetriebenen Elektroautos.

Viersitzer für Smart

Ausgangspunkt der deutsch-französisch-japanischen Partnerschaft war die Neuauflage eines Viersitzers für Smart. Der Viersitzer entsteht auf Basis des Renault Twingo und soll 2014 auf den Markt kommen. Darüber hinaus wird die Mercedes-Modellpalette um einen Stadtlieferwagen auf Basis des Renault Kangoo erweitert. Renault liefert auch kleinere Motoren, die im Verlauf des nächsten Jahres in der neuen Kompaktwagenfamilie eingeführt werden.

Es seien künftig weitere Felder der Zusammenarbeit denkbar, betonten beide Manager. „Es darf über alles geredet werden“, sagte Zetsche. „Es gibt keine heiligen Kühe“, sagte Ghosn. Als Beispiel nannte Ghosn Oberklasse-Module von Mercedes-Benz, die für Infiniti interessant sein könnten. Am wichtigsten sei, Überschneidungen bei Investitionen und Technologie zu vermeiden. Laut Angaben von April 2010 rechnen beide Unternehmen durch die Zusammenarbeit mit jeweils zwei Milliarden Euro Kosteneinsparungen in fünf Jahren.

Renault und Nissan bilden seit 1999 ein Bündnis und sind durch eine maßgebliche Kapitalverflechtung verbandelt. Renault hält gut 43 Prozent an Nissan, umgekehrt besitzt Nissan 15 Prozent an Renault. Die Unternehmen haben mit Ghosn denselben Chef und teilen sich Märkte und Kosten.