Mercedes-Benz will Technologieführer auch bei den alternativen Antrieben sein. Bisher wollten Sie die neue B-Klasse mit Brennstoffzellenantrieb im nächsten Jahr auf den Markt bringen. Jetzt haben sie wohl aus Spargründen eine Partnerschaft mit Ford und Nissan vereinbart.
Die Allianz wurde nicht aus Spargründen vereinbart. Mit dieser Kooperation können wir einen gemeinsamen Brennstoffzellenantrieb entwickeln und sind in allen großen Regionen der Welt unterwegs. Damit können wir das größte Handicap beseitigen: Die Stückzahlen sind bisher klein und die Kosten deshalb hoch. Alle finden Elektromobilität toll, aber sie ist noch zu teuer. Gemeinsam können wir diese innovative Technologie zukünftig zu attraktiven Preisen anbieten.

Aber verlieren Sie damit nicht Ihren Vorsprung? Die Neuordnung kostet auch Zeit. Das erste Serienauto der Allianz soll nun erst 2017 auf den Markt kommen. Autobauer aus Japan und Korea wollen schon 2015 starten.
Bei solchen Ankündigungen von anderen Autobauern muss man auch immer berücksichtigen, um welche Stückzahlen es dabei geht. Wir sind ja schon lange mit der Brennstoffzelle unterwegs, Testflotten laufen bei Kunden in Europa und den USA, und wir haben mit unserer Tour rund um die Welt bewiesen, dass wir diese Technik zur Serienreife entwickelt haben. Uns geht es jetzt nicht um einen weiteren Zwischenschritt, sondern um die Serienproduktion. Wenn wir damit früher gestartet wären, hätten wir vielleicht viel Lob auf Messen erhalten, aber nur wenig Käufer gefunden. Auch weil der Aufbau des Tankstellennetzes mehr Zeit in Anspruch nimmt als ursprünglich erwartet. Heute gibt es erst 15 öffentlich zugängliche Tankstellen in Deutschland.

In welcher Größenordnung bringt das Bündnis Kostenvorteile?
Die Entwicklungskosten werden gedrittelt, wir sparen also rund 70 Prozent, weil wir zwei Partner haben. Nur zu dritt können wir über den Lebenszyklus einer Modellgeneration über Stückzahlen von rund 100 000 Fahrzeugen reden. Und dann wird es auch für die Zulieferer attraktiv, für uns etwa einen elektrischen Turbolader, das Hochdrucktanksystem oder Wasserstoffsensoren zu entwickeln, die aus Prototypenfertigung sonst nur sehr teuer zu kaufen sind. In Summe ermöglicht uns diese Kooperation, ein Brennstoffzellenfahrzeug zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten.

Sie haben mal gesagt, dass ein Preis in der Größenordnung eines Dieselhybrids angestrebt wird.
Das ist in etwa unser Ziel für den Kostenbaustein für diese Zukunftstechnologie. Es hängt aber letztendlich auch davon ab, in welcher Baureihe wir die Technologie einführen und wie viel der Kunde bereit ist, dafür zu zahlen. Der Erfolg unseres Dieselhybrids in der E-Klasse zeigt übrigens, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In Europa kommt er sehr gut an, speziell in Frankreich und den Beneluxländern. Nachdem wir letztes Jahr gestartet sind, liegt dort der aktuelle Verkaufsanteil schon bei bis zu 30 Prozent.

Die Entwicklungskosten werden gedrittelt. Es wird aber ja wohl nicht jeder Partner das gleiche entwickeln. Wie sieht denn die Arbeitsteilung aus?
Die Ingenieure aller drei Partner arbeiten gemeinsam an den Themen. Damit sind wir schneller, weil wir zusätzliche Kapazitäten bekommen und neue Ideen gemeinsam aufgreifen können. In Nabern bei Kirchheim/Teck konzentrieren wir uns auf das Brennstoffzellensystem, wo zusammen mit dem Brennstoffzellenstack die elektrische Energie erzeugt wird. Dazu braucht man beispielsweise die Turboladertechnologie. Hier sitzen inzwischen außer unseren Ingenieuren auch Ingenieure von Ford und Nissan, die unsere Mannschaft mit ihrem Knowhow unterstützen. In Vancouver arbeitet auch ein internationales Team. Dort wird der Brennstoffzellenstack entwickelt, also die eigentliche Brennstoffzelle.

Und wie wird dann die Arbeitsteilung in der Produktion sein?
Zum Start der Entwicklung reichen erst einmal die Kapazitäten in Nabern und Vancouver. Über den zweiten Schritt, die Serienproduktion, haben wir noch nicht entschieden. Das folgt in ein bis zwei Jahren. Die Standortwahl wird dann auch davon abhängen, wo die größten Märkte für diese Autos sind.