Ihr Zukunftsbild legt nahe, dass mehr Verkehr unter die Erde wandert? Was heißt das bezogen auf Stuttgart und die Diskussion um eine Kulturmeile?
Wenn alles unterirdisch stattfindet, funktioniert es nicht. Das zeigt sich in Masdar, einer Modellstadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Kontakt zur Stadt ist und bleibt wichtig. Sicherlich wird ein Teil des Verkehrs und der Logistik künftig unterirdisch stattfinden, es muss aber auch immer wieder Punkte geben, an denen man merkt, dass man noch in der Stadt ist. Insgesamt werden sich die Verkehrsteilnehmer den öffentlichen Raum teilen müssen. Diese sogenannten Shared Spaces funktionieren aber nur, wenn es klare Regeln und drumherum Adern gibt, in denen sich der Verkehr schneller bewegen kann. Die Kombination aus beidem ist sinnvoll.
Wie in der Tübinger Straße in Stuttgart?
Ja, zum Beispiel.
Welche Stadt ist bei der Mobilität der Zukunft am weitesten?
Die skandinavischen Städte Oslo, Helsinki, Kopenhagen – sie investieren viel Geld in die entsprechende Infrastruktur. In Deutschland sind Berlin und Hamburg sehr weit. Ganz wichtig ist es für die Planer, die Menschen mit einzubeziehen und ihnen nicht nur zu sagen: Wir tun euch etwas Gutes, ob ihr wollt oder nicht. Deshalb müssen wir uns auch auf längere Prozesse einstellen. Bei der Mobilität haben wir es mit extremen Routinen zu tun. Neue Routinen müssen sich erst herausbilden.
Stuttgart ist die Autostadt schlechthin. Erschwert das Veränderungen bei der Mobilität?
Ich sehe hier eine große Offenheit von allen Akteuren für neue Lösungen – aus unterschiedlichen Motiven heraus. Die Stadt selbst kann einiges fördern und tut das auch: Für Car2go zahlt man in Stuttgart zum Beispiel keine Parkgebühren. Eine Smart City, also eine vielfach vernetzte Stadt zum Nutzen ihrer Bewohner, kommt grundsätzlich nur zustande, wenn alle Akteure miteinander sprechen und kooperieren. Der Anspruch einer Stadt muss sein, dass jeder mobil sein kann. Nicht nur Betuchte.
Hat Stuttgart durch die Kessellage ein besonderes Problem?
Ja klar. Das fällt mir in Europa nichts Vergleichbares ein.