Auf Ihrem Bild ist eine Tafel zu sehen, auf der steht: Verkehr derzeit hoch – Tendenz weiter steigend – Mautgebühr: 98 Euro. Wird Mobilität teurer?
Die Nutzung der Straße kostet nicht immer 98 Euro, aber zu dem Zeitpunkt ist es so teuer. In der Gegenrichtung zahlen sie nur zwölf Euro. Nur die, die wirklich fahren müssen, werden zu diesem Zeitpunkt fahren und das Geld ausgeben. Das ist eine Möglichkeit, den Verkehr zu optimieren. Grundsätzlich bevorzuge ich es aber, positive Anreize zu setzen.
In welcher Form?
Sie können zum Beispiel Anreize schaffen, indem es eine Belohnung gibt, wenn jemand in den Hauptverkehrszeiten auf eine Fahrt verzichtet: beispielsweise einen Mobilitätspunkt, und bei zehn Punkten kann man umsonst eine Stunde in der Stadt parken. Damit könnte der Verkehr um 30 Prozent reduziert werden. Auch auf Stuttgarts Straßen ist schon heute nicht immer und überall Stau. Das ist ein Zeit- und Verteilungsproblem, und das kann man steuern.
Wie sehen Sie die Entwicklung beim autonomen Fahren? Verdrängt es die öffentlichen Verkehrsmittel oder findet eine Ergänzung statt?
Ich denke, es wird eine Mischung sein. Es gibt Menschen, die weiter mit eigenem Fahrzeug unterwegs sein wollen. Andere werden verstärkt Robotertaxis, Kleinbusse und Bahnen nutzen. Sie können diese Verkehrsmittel künftig viel effizienter einsetzen. Wenn ich alleine wo hin will, muss ich keinen Viersitzer haben, da reicht ein Einsitzer. Da sind wir dann beim Thema intelligente und smarte Mobilität und beim Thema Vernetzung. Die Car2Go-Flotte könnte schon heute viel kleiner sein, wenn man nicht Studenten einsetzen müsste, um die von irgendwo her wieder zurück zu holen. Das steckt großes Potenzial drin.
Ist Mobilität eine Generationenfrage, wie oft gesagt wird?
Das Postulat, junge Leute wollten alle kein Auto mehr, ist absurd. Solche absoluten Aussagen erzeugen öffentliche Aufmerksamkeit, beschreiben die Realität aber nur unzureichend. Digital Natives wachsen mit dem Bewusstsein auf, dass sie mit ihren Smartphones Mobilität organisieren können. So gesehen gibt es einen Generationeneffekt. Das eigentliche Kriterium ist aber, ob jemand innovationsfreudig ist und neugierig – unabhängig vom Alter.