Mercedes-Betriebsrat Lümali sieht „starkes Zeichen für Sindelfingen“
Ergun Lümali, der Betriebsratsvorsitzende des Standorts Sindelfingen, begrüßt die Entscheidung, die Fabrikhalle bald unter Volllast zu nehmen. Dies schaffe 800 bis 900 Arbeitsplätze, die teils mit Kollegen aus anderen Schichten und Produktionsreihen und teils mit Zeitarbeitskräften besetzt würden. „Wir setzen mit dem EQS ein weiteres starkes Zeichen aus und für Sindelfingen“, sagte Lümali. Der Dreischichtbetrieb entspreche den Plänen, die von der Unternehmungsleitung und dem Betriebsrat vor vier Jahren gemeinsam im „Zukunftsbild 2020 plus“ entwickelt worden sei.
Der Betriebsrat fordert Festanstellungen
Für die Zeitarbeitsstellen werde der Betriebsrat fordern, dass sie in Festanstellungen münden, kündigte Lümali an. Vorstand Burzer will hingegen Beschäftigte zum Wechsel nach Sindelfingen ermuntern, deren Stellen an anderen Standorten im Zuge der Transformation eingespart werden. Bekannt wurde am Mittwoch zudem, dass die Produktion des SUV-Modells GLC im kommenden Jahr nach Sindelfingen verlagert wird.
Der Mangel an Mikrochips bleibt für Daimler ein Problem
Begleitet wird der Produktionsstart des EQS von der kritischen Lage bei der Beschaffung von Mikrochips. Daimler musste wegen des Engpasses schon die Produktion in drei Werken unterbrechen. In Sindelfingen wurde Kurzarbeit im Bereich der E-Klasse vom 3. bis 14. Mai angemeldet. Bis auf weiteres aber seien im Werk Sindelfingen keine Einflüsse auf die Produktion mehr zu erwarten, sagte Burzer. Allerdings seien die Zeitfenster, für die man Vorhersagen machen könne, auf rund zwei bis drei Wochen geschrumpft: „Wir haben gelernt, dass die Ankündigungen von Lieferanten nur für sehr kurze Zyklen kommen.“ Im Produktionsverbund würden zunächst die Spitzenmodelle sowie der neue Elektro-SUV EQA priorisiert.
Der Betriebsratsvorsitzende Lümali leitet aus dem derzeitigen Mangel an elektronischen Bauteilen die Forderung ab, Daimler müsse bei Mikrochips künftig – wie auch bei Batteriezellen – über eine eigene Herstellung nachdenken. „Halbleiter gehören im Automobilbau zum Kerngeschäft, deshalb darf es nicht bei der Abhängigkeit vom asiatischen Markt bleiben“, sagte Lümali und regte an, „nach einer europäischen Lösung“ zu suchen.
Daimler baut künftig an sieben Elektroautos
Der Produktionsverbund für die Elektromodelle von Mercedes Benz soll bis Ende 2022 auf sieben Standorte ausgebaut werden, so Vorstand Jörg Burzer. Die Fahrzeugfertigung findet dann in Sindelfingen (EQS), Bremen (EQC, EQE), Rastatt (EQA), Kecskemet/Ungarn (EQB), Tuscaloosa/USA (SUV-Varianten von EQS und EQE), Peking (EQC, EQA, EQB, EQE) und Vitoria/Spanien (EQV) statt. Batterien kommen aus Hedelfingen, Kamenz, Jawor/Polen, Peking, Tuscaloosa, Brühl, Bangkok und Sindelfingen.
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In den ersten Produktionswochen soll pro Tag eine zweistellige Zahl des EQS fertiggestellt werden, danach werde man auf eine dreistellige Zahl hochfahren, sagte Burzer. Die Preisliste für das Elektroauto, das nach dem Standardmessverfahren WLTP eine Reichweite von 770 Kilometern mit einer Batterieladung erreichen soll, wurde bisher nicht veröffentlicht. Die Basisversion dürfte sich aber im sechsstelligen Euro-Bereich bewegen.