Baruch Schatz is back: der missgelaunte, gewalttätige Greis und Ex-Bulle beweist auch im zweiten Krimi von Daniel Friedman, dass er sich vom Alter nicht unterkriegen lässt – und von ein paar Schwerkriminellen erst recht nicht. Erneut ein Hochgenuss!

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Baruch „Buck“ Schatz – man muss es in dieser Deutlichkeit sagen – ist ein ziemlicher Kotzbrocken, ein reaktionärer Ex-Cop, der Kette raucht und darüber räsoniert, „dass unser kenianischer Präsident alle Terroristen freigelassen hat“. 88 Jahre alt, kann kaum noch laufen, ist momentan in Reha und sein Gedächtnis setzt auch manchmal ein bisschen aus. Schatz ist schon das zweite Mal Held und Mittelpunkt eines bissig-witzigen Krimis der Extraklasse. In Daniel Friedmans „Der Alte, der die Rache liebte“ zeigt er, obwohl kurz vor der Pflegestufe, allen andern noch einmal, was eine Harke ist.

 

Man darf sich vom etwas zweifelhaften, auf der „Der Alte, der...“ herumreitenden Masche des Titels nicht irritieren lassen (im Original heißt das Buch schlicht „Don’t Ever Look Back), aber wenn es der weiteren Verbreitung dient, dann sei es auch recht. Der Autor Daniel Friedman jedenfalls demonstriert auch im zweiten Schatz-Abenteuer, dass er ein heller Kopf ist, der das Komische wie auch das Tragische beherrscht. Der einen ebenso verzwickten wie spannenden Plot konstruieren kann. Und der nicht zuletzt ein Buch im realen Leben verankert.

Das Geheimnis des Romans

Genau das dürfte das Geheimnis sein, weshalb der Roman so außerordentlich gut funktioniert. Da ist zum einen der Holocaust, auf den die Handlung mehrfach rekuriert, und da ist die Rassentrennung in den USA, die bis in die Gegenwart eine unselige Rolle spielt. Und da ist der Großvater des Autors, Harold „Buddy“ Friedman, der „eine wichtige Inspirationsquelle für die Figur des Buck Schatz war“. Der 2013 im Alter von 97 Jahren gestorbene Weltkriegsveteran war „ein stolzer Mann, der es mit einem Komplex schwieriger Umstände zu tun hatte, denen Millionen Menschen gegenüberstehen, die aber in populären Schilderungen mit abgegriffenen Klischees und kleinmütigen Euphemismen verbrämt werden“.

Keineswegs lautere Absichten

So lässt sich im Buch Buck Schatz von einem ehemaligen Meisterdieb und früheren KZ-Häftling, der sich nach Jahrzehnten der Polizei stellen will, überreden, ihm zur Seite zu stehen. Dass der andere alte Mann so gar keine lauteren Absichten hat, dämmert Buck erst nach und nach. Immerhin: im Gegensatz zu allen anderen kommt er dem vermeintlich im Ruhestand lebenden Berufskriminellen auf die Schliche, macht nach lebensgefährlichen Verwicklungen am Ende doch noch seinen Schnitt – und beschert dem Leser von der ersten bis zur letzten Seite einen literarischen Hochgenuss.

Daniel Friedman: Der Alte, der die Rache liebte, übersetzt von Teja Schwaner, 320 Seiten, Rütten & Loening, 17,99 Euro