Daniela Toscano aus Ehningen Vom Sportmuffel zur Triathletin – „Ich habe mich noch nie fitter gefühlt“

Die Strecke fest im Blick: Daniela Toscanos Lieblingsdisziplin ist das Radfahren. Foto: privat

Daniela Toscano begann mit 40, wieder regelmäßig Sport zu treiben. Nun ist die Ehningerin seit Jahren Triathletin. Wie sie das schaffte und warum ihre Passion sie nach Indien führt.

Volontäre: Rouven Spindler (rsp)

Daniela Toscano nimmt den Anruf an, zunächst ist die Verbindung schlecht. Sie ist in Indien. Beim zweiten Versuch klappt es besser. 29 Grad, extrem hohe Luftfeuchtigkeit, viel Regen. Die Bedingungen, die sie schildert, weichen stark ab von denen in ihrer Heimat Ehningen. Und doch ist sie nach Asien aufgebrochen. Erneut. Der Grund: Ihr gefällt es dort, sie hat viele Freunde vor Ort – und sie kann beim Iron Man 70.3 an den Start gehen. „Eine ziemlich verrückte Idee“, sagt sie selbst.

 

Die 52-Jährige geht also wieder einmal ihrer großen Leidenschaft nach, dem Triathlon. Im westlichen Goa, dem kleinsten Staat Indiens, startet sie am Sonntag zum zweiten Mal. „Ich habe hier schon 2023 meine Altersklasse gewonnen. Es ist ein hochgestecktes Ziel, das zu wiederholen“, sagt sie. Das Land bereist die Sportlerin bereits seit drei Jahrzehnten immer wieder, nachdem sie dort mit Anfang 20 für eine Auszeit nach ihrer Ausbildung war. Daher weiß sie: „Es ist total quirlig, bunt, laut. Aber halt auch schön.“

Daniela Toscano gewinnt Triathlon Regio Cup erneut

Bis zur Reise bestritt die Triathletin des ASV Ehningen bislang eine erfolgreiche Saison: Sie gewann zum zweiten Mal in Folge den Regio Cup, der sich diesmal aus neun Triathlons, drei Swim & Runs und einem Duathlon zusammensetzte. Bei vier Events ging sie nicht an den Start, darunter der Wettkampf in Sindelfingen, bei dem die meisten Punkte zu holen waren. Sie verpasste ihn aufgrund des Triathlons in Ettlingen. Bei etwa 15 Wettbewerben im Jahr muss man manchmal eben Abstriche machen. „Darum hatte ich den Regio Cup eigentlich schon abgeschrieben“, blickt sie zurück.

Doch trotzdem reichte es knapp mit zwei Zählern Vorsprung auf ihre Verfolgerin für Rang eins. Bei den baden-württembergischen Meisterschaften im Triathlon erreichte sie zudem Platz zwei. „Für mich war das das Highlight dieses Jahr“, ordnet Daniela Toscano ein, die seit längerer Zeit im Ehninger Gemeinderat sitzt.

Daniela Toscano, hier im Jahr 2020, arbeitet in Karlsruhe im Schichtdienst, trainiert bis zu sechs Mal pro Woche und ist in Ehningen Gemeinderätin. Foto: Simon Granville

Nicht nur an solche Erfolge, sondern überhaupt daran, dass sie auf die Strecke geht, war vor gut zwölf Jahren noch gar nicht zu denken. Denn sie machte mit 40 – im Gegensatz zu ihrer Kindheit und Jugend – keinen Sport. „Ich bin nicht mal spazieren gegangen“, erzählt sie rückblickend. Dann der Wandel im Jahr 2013. Sie fängt an zu laufen, hat ihren „Energieboost wieder gefunden“, wie sie es ausdrückt. Denn: „Mir hat das einfach gefehlt. Diese Bewegung, dieses Auspowern.“

Sie erinnert sich noch daran, wie sie bei ihrem Premierenlauf den inneren Schweinehund überwand: „Diese ersten Erfahrungen bei kaltem Wetter und Regen haben so viel Spaß gemacht. Dann bin ich dabei geblieben.“ Sie lernte dadurch ihre nähere Umgebung kennen. Sehr gut sogar: „Mittlerweile kenne ich die Wälder ringsrum in- und auswendig.“

Ihr Ziel war damals zunächst die Teilnahme am Halbmarathon 2014 in Stuttgart. Weil ihr das Joggen irgendwann zu eintönig wurde, begann sie vier Jahre darauf mit Triathlon – Schwimmen, Radfahren, Laufen. Heißt inzwischen: fünf bis sechs Trainings pro Woche, und das neben der Schichtarbeit. „Es bedarf sehr viel Disziplin, ein sehr gutes Auge auf die Regeneration nach dem Training und ausreichend Schlaf“, erklärt Daniela Toscano, die in Karlsruhe als Krankenschwester auf der Station der Landeserstaufnahemeinrichtung arbeitet.

Besagte Disziplin hat sie. Heute, nach Wettkämpfen in Indien, Schweden, Österreich, Spanien und Deutschland, stellt sie mit 52 fest: „Ich habe mich noch nie im Leben fitter gefühlt als momentan und arbeite tagtäglich daran, noch besser zu werden.“ Was ihr zumindest gewissermaßen – trotz der Anstrengung – leichtfallen dürfte. Denn: „Jede Einheit bringt dieses Adrenalinglück. Ich finde es einfach schön.“ Am Sport schätzt sie nicht nur das Fitbleiben, sondern auch das Knüpfen neuer Kontakte sowie die familiäre Atmosphäre bei den Triathlons. Wohlwissend, dass vor lauter Sport manchmal das private Umfeld zurückstecken muss.

Vorbereitungen auf den Ironman 70.3 in Indien

Ihre neuste Herausforderung führt sie nun in ihrem Urlaub wieder nach Asien. Die Vorbereitung auf einen Wettkampf sei ohnehin ihre Motivation. Drei Wochen explizites Ironman-Training standen in Deutschland, drei weitere in Indien auf dem Plan. Im dortigen Goa lebt sie derzeit bei Freunden.

Die Bedingungen vor Ort sind komplex, wie sie erklärt. Nicht nur wegen des Klimas. Schwimmen sei aufgrund hoher Wellen sowie Unterströmungen manchmal gar nicht möglich, beim Laufen müsse man auf die wilden Hunde achten, und beim Radfahren auf den chaotischen Verkehr sowie die Löcher in den Straßen.

Das Radfahren, ihre Lieblingsdisziplin, ist deshalb besonders herausfordernd. Die Straßenverhältnisse seien noch schlechter als vor zwei Jahren. Sie vergleicht ihren Zustand gar mit dem deutscher Waldwege. „Ich dachte: nie wieder“, erinnert sie sich auch an ihre Gedankengänge nach dem Indien-Ironman 2023. Aber es hat sie erneut gereizt.

Nun warten daher in der Halbdistanz wieder die 1,9 Kilometer im Wasser, die 90 Kilometer auf dem Rad und die 21,1 Kilometer zu Fuß auf sie. „Der Tag selber ist gar nicht so hart, es ist das intensive Training bis dahin“, weiß Daniela Toscano, die den äußerlichen Bedingungen, miserablen Straßen und Co. am Sonntag trotzen will. Um von einer weiten Reise mit dem nächsten Erfolg heimkehren zu können.

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