Die Galerie Braunbehrens zeigt Kunstwerke von Danielle Zimmermann. Die Stuttgarter Künstlerin weiß, wie wichtig die Verpackung heute ist.

Stuttgart - Das wichtigste ist der Glanz. Deswegen lässt sie sich ihre Lackstifte auch eigens aus Amerika kommen. „Mit deutschen Fabrikaten“, erklärt Danielle Zimmermann, „kriegen Sie es nicht hin, dass eine bemalte Plastiktasche aussieht, als wäre sie bedruckt.“ Die Künstlerin will Trash und Glamour zusammenbringen, weshalb sie bevorzugt auf Tüten, Folien oder Gummikissen arbeitet. Je banaler, desto besser. Auf den Prinzessbohnen vom Discounter räkeln sich langbeinige Models, über das Toilettenpapier fließt blauschwarzes Wallehaar.

 

Dabei verschweigt Zimmermann keinen Augenblick, in welcher kunsthistorischen Genealogie das frech manipulierte Verpackungsdesign steht. „Heute schon gepopt?“ heißt die Einzelschau in der Galerie Braunbehrens. „Gepopt“ wohlgemerkt mit einem „p“, denn die in Stuttgart lebende Künstlerin fragt nach einer Pop Art fürs 21. Jahrhundert. „Andy Warhol und Robert Rauschenberg haben auf ihre Konsumkultur reagiert, ich reagiere auf meine.“ Hat sich in der Warenwelt seit den 60ern doch einiges verändert. „Zum Beispiel“, sagt die Künstlerin, „ist Reklame heute viel ironischer. Klopapier, das ‚Happy Ending‘ heißt, hätte es früher nicht gegeben.“ Häufiger geworden sei auch Werbung mit sexuellen Motiven. Letzteres entlarvt Zimmermann, indem sie verfremdete Szenen aus Pornovideos in die Bilder schmuggelt.

Geboren in Hechingen und an der Stuttgarter Akademie ausgebildet, ist Zimmermann schon länger in der hiesigen Ausstellungsszene präsent. Ihr Geld verdient sie mehrheitlich noch als Lehrerin, der Auftritt in der überregional aktiven Galerie Braunbehrens bedeutet aber einen gewaltigen Karriereschritt nach vorne. Die Werke machen sich gut in den großen hellen Räumen am Feuersee, sind knallig, sinnlich und weiblich und treiben zugleich ein hintergründiges Spiel mit Werbeklischees und Geschlechterstereotypen.

Liegt darin das Geheimnis von Zimmermanns Erfolg? Nicht nur. „Ich glaube“, sagt sie, „der Markt honoriert es, dass ich konsequent meinem Grundthema treu geblieben bin, mich aber auch weiterentwickelt habe.“ Mittlerweile schafft sie auch kinetische Objekte und Radierungen. Sammler wissen es zu schätzen, dass die Künstlerin bereitwillig über ihre Techniken Auskunft gibt. Uns verrät sie, wie man eine Plastiktüte so behandelt, dass sie hart wird wie Holz: „Einfach heiß bügeln, mit einem Blatt Backpapier dazwischen.“

Wie ihre Werke strahlt auch Danielle Zimmermann selbst viel Lebenslust aus. Oberflächlichkeit oder schrille Inszenierungen sind ihr privat jedoch fremd. Selbst wenn sie sich in aufreizenden Overknee-Stiefeln darstellt oder für ihre Performances eine türkisblaue Perücke überstreift. „Eigentlich bin ich keine Rampensau, sondern relativ schüchtern.“

Bis 9. Februar, Rotebühlstr. 87, Di-Fr 11 bis 18, Sa bis 16 Uhr.