Die dritte Ehrung von Kulturschaffenden gerät zur heiteren Veranstaltung – mit viel Kultur. Drei der Literatur herzlich Zugeneigte und ein Musiker werden ausgezeichnet: Ilse Alber, Andrea Brida-Lawrenz, Ulrich Warnke und Hubertus Schwinge

Ditzingen - E ine junge und zugleich reife Runde ist am Donnerstagabend im Bürgersaal des Ditzinger Rathauses zusammengekommen: Festgäste und zu Ehrende, Vertreter der Bürger und der Stadtverwaltung, Teenager und gereifte Herrschaften. Die Stadt hatte geladen zur dritten Kulturehrung. Die vier erwachsenen Preisträger hatten eines gemeinsam: jahrzehntelanges Engagement für die Stadt. Auch die elf Jugendlichen, die eine Medaille und eine Urkunde mitnehmen durften, haben eine Leidenschaft, die sie eint: die Musik und hochkarätige Preise beim bundesweiten Wettbewerb Jugend musiziert.

 

Die Kulturpolitik sei der Kernbereich kommunaler Selbstverwaltung, meinte der Oberbürgermeister Michael Makurath zu Beginn – da könne jede Gemeinde nach eigenem Gutdünken handeln. Deshalb hat der Gemeinderat vor einigen Jahren beschlossen, regelmäßig Kulturschaffende aus Ditzingen für ihr Tun zu ehren – das sei „ein förmliches Danke sagen“. Dieses Dankeschön wurde an diesem Tag der ehemaligen Bibliothekarin Ilse Alber, der Buchhändlerin Andrea Brida-Lawrenz, dem Germanisten und ehemaligen Gymnasiumsdirektor Ulrich Warnke und dem Komponisten und Vorsitzenden der Jugendmusikschule Hubertus Schwinge zuteil. Makurath nahm sich für jeden mehrere Minuten Zeit, um die Verdienste zu würdigen. Dem Preiskomitee sei die Auswahl nicht schwer gefallen, meinte der OB am Rande: „Die Vier haben sich durch ihr Tun geradezu aufgedrängt.“

Dem Wort und Buch verbunden

Ilse Alber war jahrzehntelang in der Stadtbibliothek aktiv, zudem leitet sie ehrenamtlich seit 30 Jahren den Literaturkreis in Schöckingen. Andrea Brida-Lawrenz betreibt seit 1985 die Pan-Buchhandlung in der Marktstraße, sie wurde kürzlich beim Deutschen Buchhandelspreis ausgezeichnet. Pan biete Veranstaltungen, lade Jugendliche in den Leseclub ein, kooperiere mit der Bibliothek – und sie verkaufe Bücher nicht als bedrucktes Papier. „Sie bereichern unsere Stadt“, sagte Makurath.

Ebenfalls der Literatur zugetan ist Ulrich Warnke, laut dem Rathauschef in der Stadt „bekannt wie ein bunter Hund“. Er lädt zu literarischen Spaziergängen, Matineen und Lesungen. „Sie stehen für Literatur“, so Makurath, „und verstehen es, Menschen zu begeistern“. Dafür würden Besucher seiner Veranstaltungen bisweilen gerne in drangvoller Enge sitzen.

Hubertus Schwinge müsse man nicht vorstellen, so der OB in seiner Laudatio, er sei „ein Mensch der Musik“ und habe „die bürgerschaftliche Kultur nach vorne gebracht“. Pianist, Komponist, seit 2002 Vorsitzender des Vereins der Jugendmusikschule, Elternbeiratsvorsitzender im Gymnasium, 2007 Gründungsvorsitzender der Bürgerstiftung – „dafür gilt es zu danken“. Zuvor schon hatte er elf junge Leute nach vorne geholt und ihnen Dank und Anerkennung ausgesprochen: die Flötistin Lara Möhler, das Vokalensemble Noemi Hellener, Elena Müller und Amelie Vogt, die Sänger Agata und Leonard Henke, die Kammermusiker Maximilian Eppinger, Paula und Frida Hermenau, sowie die beim Bundeswettbewerb Zweitplatzierten Cosima (Klavier) und Leon Melheritz (Horn). Einige von ihnen trugen an diesem Abend der vielen Worte zum Rahmenprogramm bei und erhielten begeisterten Beifall.

Zum Schluss ein Stück des Ditzinger Komponisten

Und ganz zum Schluss spielt die Pianistin Diana Brekalo, auch ein Ditzinger Gewächs, das Klavierstück „Suite en dièse“ von Hubertus Schwinge: kraftvoll, passagenweise an Modernjazz erinnernd, laut und leise, schnell und langsam. Kein anderer im Saal strahlt dabei so wie der Komponist selbst. Und vor den Augen des Zuhörers beginnt ein Film im Kopfkino. Denn das Inspiriertsein, so sagte Makurath bereits in seiner Begrüßung, gehöre ja zur Kultur dazu. Da taucht also plötzlich in der Fantasie neben dem Flügel ein weiterer Aktivist aus dem Ditzinger Kulturstadtteil Schöckingen auf. Klaus Graf setzt sein Saxofon an, tastet sich an die Melodie heran, improvisiert. Riesiger Beifall für die Pianistin holt den Zuhörer in die Wirklichkeit und in den Saal zurück. Dann geht’s ans Buffet. Auch eine Art von Kultur.