Menschen, die anderen Zeit schenken, gebührt ein Danke. Wie dem Kirchengemeinderat Michael Pope aus Degerloch.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Degerloch - Michael Pope sitzt auf seiner Insel, um übers Ehrenamt zu sprechen. Der Mann gehört in diese Ecke zwischen die Bücherregale. Die Insel ist ein roter Dreiecksteppich, auf dem sein Lehnstuhl steht. Es sieht aus, als wäre Michael Pope nie anderswo. Als wären zwei Puzzleteile ineinander geschnappt. Und tatsächlich zieht sich der 50-Jährige dorthin nicht nur dann zurück, wenn er reif für die Insel ist, sondern auch, wenn er ein paar Seiten in einem Buch lesen will, oder wenn er ein paar Minuten innehalten möchte.

 

Seine Teppichinsel hilft Michael Pope, Kraft zu sammeln. Vermutlich wirkt er deshalb so gelassen, so als ginge ihm alles ganz leicht von der Hand. Dabei ist das Pensum des Juristen nicht ohne. Er arbeitet hauptberuflich für den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, er leitet im Staatsministerium das Referat für Innenpolitik und die Angelegenheiten der Streitkräfte. Und einen Teil seiner Freizeit schenkt er seiner Kirchengemeinde.

Er engagiert sich schon sein Leben lang ehrenamtlich

Der Katholik, der sich schon sein ganzes Leben ehrenamtlich für die Kirche engagiert, ist seit 2005 der zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats von Mariä Himmelfahrt in Degerloch. Formal gesehen also die Nummer zwei nach dem Pfarrer. In Zeiten, in denen sich immer mehr Gemeinden einen Priester teilen, ist dies keine Aufgabe, die sich hoppla-di-hopp erledigen lässt. Gerade deshalb hat sich Michael Pope für den Job gemeldet.

Er ist keiner, der jammert, dass früher alles besser war. Er sagt lieber, wie spannend er die Zeit findet. „Die Gemeinden müssen sich gut organisieren, Degerloch war immer durch starke Pfarrerpersönlichkeiten geprägt.“ Heute pendelt der Priester zwischen Degerloch, Birkach und Plieningen. „Es entsteht ein Vakuum, das es zu füllen gilt“, sagt Michael Pope. Er freut sich, seinen Teil dazu beizutragen. Nämlich „dass Kirche vor Ort präsent ist“. Es ist ein Dienst für Gott.

Im Durchschnitt widmet sich Michael Pope dieser Aufgabe acht Stunden die Woche. „Das Ehrenamt findet abends und am Wochenende statt“, sagt er und macht kaum Aufhebens darum. „Es ist ein Punkt, der für mich dazugehört, der mich bereichert.“ Er hat einen extra Kirchenschreibtisch, erzählt er. Dort erledigt er die Korrespondenzen, notiert, wie ein moderner Gemeindebrief aussehen könnte.

Die Teppichinsel rettet ihn vor übermäßiger Betriebsamkeit

Michael Pope sieht sich als einer, der schaut, dass sich Gesprächsfäden nicht verlieren. Die Kirche muss seiner Meinung nach einen Ort schaffen, zu dem Leute mit ihren grundsätzlichen Fragen kommen, an dem sie bestenfalls Antworten bekommen. Das sei übrigens nicht nur sein Ziel, wie er sagt. Im Kirchengemeinderat sei eine ganze Reihe engagierter Leute. „Wir motivieren uns wechselseitig“, sagt er.

Als zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderats hat Pope viel zu organisieren: sei es der Ausbau eines Kindergartens, sei es die Reparatur der Heizung – „die Gefahr ist groß, dass man in so eine Betriebsamkeit gerät“, sagt er. Eine Betriebsamkeit, die den Glauben überlagert. Deshalb die Insel zwischen den Bücherregalen. Auf die zieht er sich zurück, um sich an das Wesentliche zu erinnern. „Das ist etwas, was mir gut tut.“