Ein kleiner Brief mit großer Wirkung: So bedanken sich die Stuttgarter Malteser bei der 17-jährigen Johanna.

Stuttgart - Im Zuckerguss steckt ein Rettungswagen. Vorsichtig zerteilt Johanna Stelzmann die klebrige Sahnemasse ihrer Geburtstagstorte mit dem Messer. 17 wird die angehende Müllerin heute, das Alter, in dem man die erste fragwürdige Haartönung bereut, von Großstadt und Abenteuern träumt und sich die eigene Zukunft in leuchtenden Farben ausmalt. Johanna jedoch denkt in ihren jungen Jahren nicht nur an sich: Vor Kurzem erst überraschte sie die Rettungshelfer der Malteser im Bezirk Stuttgart mit einem rührenden Brief, in dem sie sich für deren Einsätze bedankte – und wurde so unverhofft zum Internet-hit. „Es war mir ein Bedürfnis“, erinnert sich Johanna heute. „Man kann sich immer darauf verlassen, dass der Rettungsdienst in Notsituationen ausfährt. Dabei sind Rettungskräfte chronisch unterbezahlt, und man liest immer wieder von Gewalt gegen sie. Dieser Dank ist das Minimum.“

 

Statt Dank erleben Rettungskräfte im Alltag oft Pöbeleien

Eine solche Geste habe man auf der Wache noch nie bekommen, sagt der Social-Media-Beauftragte der Malteser, Daniel Kessler. Oft erlebe er auf Einsätzen stattdessen Pöbeleien und Provokationen. „Unsere Arbeit wird als Selbstverständlichkeit betrachtet. Dass jemand einen solchen Brief verfasst, ist bemerkenswert.“ Nachdem die Malteser Johanna, die weder Adresse noch Nachname auf ihrem Brief hinterlassen hatte, per Facebook-Suche ausfindig gemacht hatten, luden sie sie deshalb auf die Wache im Diakoniekrankenhaus ein. „Wir wollten wissen, wer sie ist und was sie bewegt – und von unserer Seite aus noch mal Danke sagen“, erklärt Kessler.

Zum Dank wird Johanna durch die Wache geführt

Mit schüchternem Lächeln sitzt Johanna nun zwischen den Maltesern am Kaffeetisch und unterhält sich über deren Arbeit. Anschließend führt Kessler sie durch die Wache und erklärt ihr die Rettungsfahrzeuge. Johanna freut sich: Ihr Chef habe ihr für den Termin extra freigegeben, und die Einblicke seien spannend. Für Medizin interessiert sich die 17-Jährige ohnehin sehr. „Was meine Zukunft angeht, bin ich aber noch in der Phase, in der ich mich umschauen möchte. Erst mal mache ich meine Ausbildung zu Ende“, sagt sie.