Nach dem Husten die Frage: Darf man Witze über Corona machen, Herr Baisch? Klar darf man, sagt der Unterhalter aus Korntal, es komme immer auf den Witz an. Einem Kollegen, der über Corona-Bier gewitzelt hat, schrieb Baisch: „Wenn du noch so einen bringst, lach ich mich tot.“ Dann lieber so was: „In Deutschland werden Klopapierrollen knapp, in Frankreich Kondome und Rotwein.“ Ganz gleich, ob die Nachricht stimmt oder nicht – das entspreche mehr seinem Humorverständnis, meint Baisch. „Man muss über die Absurdität der Menschen Witze machen, sonst hält man es nicht aus.“
Hausherr Kohlhepp muss sich umstellen
Wer bei dem Kabarettisten Bernd Kohlhepp , Erfinder der Kunstfigur Herr Hämmerle, anruft, bekommt zu hören, dass sich der Hausherr enorm umstellen müsse: Sein 15-jähriger Sohn habe den Computer übernommen, auf dem er Videos für Youtube-Größen produziere. Das Schlimmste, erzählt Kohlhepp, sei, „dass ich ohne Auftritte derzeit daheim und ständig verfügbar bin: Zum Hockeyspielen mit Kindern im Wohnzimmer und zum Heckenschneiden.“ Von Haus aus seien das keine schlechten Tätigkeiten, auch habe er es, um die Erdung nicht zu verlieren, schon mit dem Anbau von Tomaten und der Haltung von Bienenvölkern versucht, nur werde er darin wohl nie so gut sein, um damit Geld verdienen zu können.
„Panik kann jeder“
Zum Humor in schwierigen Zeiten fällt dem Tübinger Kohlhepp eine Szene aus einem seiner Programme ein. Ein Mann, der auf einem Kreuzfahrtschiff über Bord gegangen ist, ruft: „Eigentlich wollte ich mich verbrennen lassen.“ Der letzte Ausruf des Mannes belegt dessen Fähigkeit zur Pointe auch im Angesicht des Todes: „Schwamm drüber.“ Humor will auch in der Krise gelebt sein, das hat Kohlhepp vor einiger Zeit am eigenen Leib erfahren, als er eine nicht ganz einfache Operation über sich ergehen lassen musste. Bei der Fahrt in den OP-Saal habe er Witze gerissen – und nach dem Erwachen aus der Narkose gleich wieder. „Panik kann jeder“, sagt der Schauspieler. „Wenn der Spaß und das Augenzwinkern weg sind, befinden wir uns auf dem Weg zum Taliban.“
Das 7:1 gegen Brasilien hilft
Auch für den Kollegen Klaus Birk ist klar: „Es braucht Humor, um das alles durchzustehen, um sich Mut zu machen – und es braucht Solidarität, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, eben alles, was sonst nicht so einfach zu haben ist.“ Es sei schon „absurd witzig, wie schnell Veränderung möglich ist, wenn es sein muss. Wenn wir so auch auf den Klimawandel und die Heilung der Erde reagieren, können wir in ein paar Jahren lächelnd zurückschauen und sagen: War eine lustige Zeit damals, aber wir haben es geschafft.“
Und dann stellt Birk, der ausgewiesene VfB-Fan, sich die Frage, wie es hinterher weitergeht – und liefert die Antwort gleich mit: „Es werden überall wunderbare Dinge geschehen, wie der Beifall für die Helfer in Madrid oder die Konzerte auf Balkonen in Italien. Ich habe einen Traum: Nach der Krise empfangen sich VfB- und KSC-Fans mit offenen Armen, bejubeln gemeinsam den Fußball und vergessen dabei total, dass sie sich früher einmal nicht leiden konnten.“ Bis es so weit ist, hält Birk sich mit einem „Kraftspender“ über Wasser: „Ich schaue mir jeden Tag das 7:1 gegen Brasilien an. Hilft echt. Zumindest bleibt dir das Lächeln im Gesicht, auch unterm Atemschutz.“ Das komplette Interview mit Klaus Birk finden Sie hier.
So ernst klingt Olli selten
Der Pforzheim Maler- und Lackiermeister Oliver Gimber („Witz vom Olli“), der mit seinen hinterm Lenkrad erzählten Witzen auf Youtube ein Millionenpublikum erreicht, scheint das Lachen etwas vergangen zu sein: „Fünf meiner Mitarbeiter, die auf einer Baustelle bei Saint-Tropez geschafft haben, wurde eben das Hotel gekündigt, weil es schließt. Wir haben jede Menge Stress, das kann man sich gar nicht vorstellen.“
So ernst hört man ihn selten sprechen, den Nebenerwerbskomiker, der mit seinen Auftritten inzwischen deutschlandweit die Hallen füllt. Wie sämtliche hier befragten Kollegen musste Gimber zig Shows bis in den Sommer hinein absagen. Auch wenn ihn das einiges kosten wird, die Finanznöte der Vollzeitkomödianten sind dem Unternehmer fremd: „Es ist nicht schlecht, wenn du als freischaffender Künstler nebenher noch einen Handwerksbetrieb hast.“
Bill und die Sache mit den Vieren
Täuschungs- und Illusionsexperte Thomas Fröschle alias Topas hat auf unsere Anfrage mit einem bühnenreifen Text über „verlässliche Quellen“ geantwortet, den wir hier leicht gekürzt wiedergeben:
„Wie schnell sich die Zeiten ändern. Noch vor Kurzem fürchtete man sich vor Dschihad, jetzt fürchten sich alle vor Hatschi. Und als ob die neue Situation nicht apokalyptisch genug wäre, steuern manche Zeitgenossen noch Panik machende Infos bei.
Warum geschieht das? Haben wir nicht genug damit zu tun, die Folgen der Pandemie zu organisieren? Durch soziale Netze und Hirne geistern jede Menge selbst gemachte Fakten. Wenn einer sagt: ,Ich weiß über das Virus aus einer verlässlichen Quelle . . .‘, sollte man entgegnen: ,Das ist schön. Auf Wiedersehen!’
Die Infos von Esoterikern und Verschwörungstheoretikern sind alle aus ,verlässlichen Quellen‘ und so hilfreich wie das Virus selbst. Das menschliche Hirn und der menschliche Darm sind beides verlässliche Quellen – und manchmal kommt dasselbe raus. Zum Beispiel Informationen über die Herkunft des Virus. ,Verlässliche Quellen’ besagen, der Milliardär Bill Gates würde wirtschaftlich von der Coronavirus-Pandemie profitieren und sei vermutlich bei der Herstellung beteiligt gewesen. Klar, Bill hat bei seiner Windows-Software ja immer schon Viren mitgeliefert.
Zum Glück wissen wir meistens, was wir von ,verlässlichen Quellen‘ zu halten haben. Und halten sollte man beim Coronavirus: die Hände unters Wasser, Abstand zu den Mitmenschen und – wenn man kein Wissenschaftler ist – auch gerne mal das Maul!“