Großer Auftritt bei der Open-Air-Konzertreihe „Live im Park“ für Olympiasiegerin Darja Varfolomeev und Margarita Kolosov, die in Paris Vierte wurde.
An große Auftritte sind die Gymnastinnen vom Bundesstützpunkt in Fellbach-Schmiden gewöhnt, seitdem sie vor zwei Jahren in die Weltspitze vorgestoßen sind. Doch der begeisterte Empfang für Olympiasiegerin Darja Varfolomeev, die Viertplatzierte Margarita Kolosov und Emilia Wickert, die mit der Nationalgruppe in Paris war, am Donnerstag bei „Live im Park“ hat auch die an Applaus und Erfolg gewöhnten Stars der Rhythmischen Sportgymnastik sichtlich bewegt – und der große Andrang danach für Autogramme und Selfies hat sie beinahe in die Knie gezwungen.
Vor zwei Jahren zum ersten Mal Weltmeisterin
Als Darja Varfolomeev vor zwei Jahren zum ersten Mal Weltmeisterin wurde, den Titel mit den Keulen in Sofia gewann, trug sich die damals erst 15-jährige Gymnastin im Rahmen einer kleinen Feierstunde mit geladenen Gästen im Rathaus in das Goldene Buch der Stadt ein. Im vergangenen Jahr, als die 17-Jährige mit fünf Goldmedaillen von den internationalen Titelkämpfen in Valencia zurückkehrte, gab es einen feierlichen Empfang im Großen Sitzungssaal – wieder mit geladenen Gästen. Doch ein Olympiasieg ist noch viel mehr wert, und diesmal wurde die Protagonistin nicht hinter verschlossenen Türen gefeiert, sondern auf großer Bühne bei „Live im Park“, der erfolgreichen Konzertreihe der Stadtwerke Fellbach.
Der Empfang war laut und herzlich – und die Lobreden von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull und Gerhard Ammon, dem Chef der Stadtwerke, überschwänglich. Darja Varfolomeev, die ihre Goldmedaille nicht dabei hatte, Margarita Kolosov und Gruppengymnastin Emilia Wickert wurden wie Rockstars gefeiert. 40 Stunden und mehr in der Woche würden sie in der Übungshalle in Schmiden trainieren, erzählte die Olympiasiegerin mit einem strahlenden Lächeln, das verriet, dass die Gymnastinnen nicht nur der sportliche Ehrgeiz treibt, sondern sie auch mit viel Freude ihren Sport betreiben. „Und jetzt machen wir weiter bis zu den nächsten Olympischen Spielen in Los Angeles“, sagte die 17-Jährige, und die vielen Fans, die sich vor der Bühne auf dem Guntram-Palm-Platz versammelt hatten, jubelten.
Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit und unnachahmlicher Grazie hatte Darja Varfolomeev, die einen deutschen Großvater hat, der in Aschaffenburg lebt, bei den Olympischen Spielen in Paris die mit hohen Schwierigkeiten gespickten Übungen mit Reifen, Ball, Keulen und Band präsentiert. Das Publikum und das Wertungsgericht in der Arena Porte de La Chapelle in der französischen Hauptstadt waren begeistert, und in ihrer Heimatstadt Fellbach haben sich wohl nur diejenigen verwundert die Augen gerieben, die den Werdegang der ehrgeizigen Gymnastin nicht verfolgt haben.
Knieverletzung durchkreuzt alle Pläne
Schon als Darja Varfolomeev Anfang 2019 als Zwölfjährige vom sibirischen Nowosibirsk in den Stützpunkt nach Schmiden kam, war Kennern der Szene klar, dass sie ein besonderes Talent in den Schoß gelegt bekommen hatte. Ihre Mutter Tatjana, die vor ihrer Heirat Enns hieß, war vor rund 25 Jahren ein großes Gymnastiktalent. Sie wollte zu den Olympischen Spielen, doch eine Knieverletzung durchkreuzte alle Pläne. Was der Mutter versagt blieb, wolle sie nachholen, erklärte Darja schon damals selbstbewusst: „2028 in Los Angeles will ich dabei sein, vielleicht auch schon 2024 in Paris, zusammen mit Margarita.“ Ihr Wunsch ist in Erfüllung gegangen.
Nicht nur der Olympiasieg von Darja Varfolomeev hat die Menschen begeistert. Auch der vierte Platz von Margarita Kolosov, der „für uns wie eine Medaille ist“, sagte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull. Und die Bilder aus Paris hat noch jeder im Kopf, der sie gesehen hat. Wie die gebürtige Berlinerin, die schon seit acht Jahren in Schmiden trainiert, erst mit der letzten Übung von der Italienerin Sofia Raffaeli vom Podest gestoßen worden war – und danach bitterliche Tränen vergossen hatte. Und wie Darja Varfolomeev, bevor sie über ihre Goldmedaille jubelte, erst einmal zu ihrer drei Jahre älteren Trainingsgefährtin geeilt war, um sie in den Arm zu nehmen und zu trösten. „Der Schmerz im Herz ist immer noch da“, sagte Margarita Kolosov. Doch das Strahlen im Gesicht ist auch schon wieder zurück.