Die Biergarten-Saison steht vor der Tür: Doch die Gaststätte am Oberaichener S-Bahnhof samt hübscher Außenfläche ist weiterhin geschlossen. Wir erklären die Hintergründe.

Die Natur ist erwacht, überall sprießt und blüht es. Die Biergarten-Saison beginnt schon bald. Auch in Oberaichen – direkt an den S-Bahn-Gleisen – könnten sich Freunde der Außengastronomie im Grunde prima treffen. Doch der Biergarten des Bahnhöfles ist noch immer abgesperrt. Das Gebäude, das seit drei Jahren der Stadt gehört, steht noch immer leer. Das kann und will Ilona Koch, CDU-Fraktionsvorsitzende und Mitglied der Bürgergemeinschaft Oberaichen (BGO) nicht verstehen. „Gerade jetzt braucht es Orte der Begegnung“, erklärt sie. „Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.“ Ein Biergarten sei auch für Menschen, die vielleicht doch noch etwas Angst haben, sich mit dem Corona-Virus anzustecken, eine schöne Sache. Schließlich sitze man draußen an der frischen Luft.

 

Das Haus wird immer noch Bahnhöfle genannt, obwohl der letzte Pächter ihm dem Namen Maestral gegeben und die traditionsreiche Gaststätte zu einem Hotel samt Restaurant entwickelt hatte. Er musste es im Herbst 2019 aus gesundheitlichen Gründen schließen. Mehrmals hatte es seitdem geheißen, dass sich eine Lösung anbahne. Das Gerücht machte die Runde, dass eine namhafte Brauerei aus Stuttgart einsteigen wolle. Im vergangenen November hatte die Stadt dann die Gaststätte mit Biergarten tatsächlich zur Neuverpachtung ausgeschrieben. Mit dem Ziel, die Gaststätte in diesem Jahr wieder zu verpachten. Die 265 Quadratmeter wollte die Kommune für 2750 Euro plus Nebenkosten in Höhe von 1500 Euro pro Monat vermieten. Die Neueröffnung sollte voraussichtlich im Frühjahr sein, hieß es damals aus dem Rathaus. Interessenten sollten sich mit einem Betriebskonzept bei der Stadt melden. „Die Bewerbungsfrist ist mittlerweile abgelaufen“, sagt Koch. „Es hat drei sehr gute Bewerbungen gegeben“, verrät sie.

Weil das Gebäude saniert werden muss, gab es die Idee, zunächst nur den Biergarten zu bespielen. Die BGO hatte den Ort selbst erfolgreich für zwei Veranstaltungen im Freien genutzt. Es kam auch der Gedanke auf, dass der künftige Pächter die Sanierung des Hauses übernehmen und zuvor schon mal eine Bewirtung auf der Außenfläche anbieten könne – beispielsweise mit einem Foodtruck. „Das sind ja alle Profis“, sagt Koch. „Doch auch Profis brauchen Planungssicherheit.“

Auch die Stadt ist „dringend an einer Lösung interessiert. Wir wollen einen guten Pächter finden“, sagt Oberbürgermeister Roland Klenk dazu unserer Zeitung. Eine schnelle Lösung wird es aus seiner Sicht aber nicht geben. Eine Neueröffnung in diesem Frühjahr erscheint damit eher unwahrscheinlich. „Es ist nicht ganz trivial, das Haus wieder herzurichten“, erklärt der OB. Die Elektrik und die Lüftung müssten in Schuss gebracht werden, der Brandschutz erneuert. Zudem seien die Mitarbeiter des städtischen Hochbauamtes mit vielen anderen Projekten – beispielsweise der Unterbringung von Flüchtlingen – beschäftigt. Deren Kapazitäten seien mehr als ausgelastet.

„Wir überlegen deshalb, für dieses Projekt einen externen Architekten zu beschäftigen“, sagt Klenk. Zuvor müsse aber eine genaue Leistungsbeschreibung dafür definiert werden. Die Zimmer im Obergeschoss des einstigen Hotels sollen – entgegen einer ersten Idee – nicht an obdachlose und geflüchtete Menschen vermietet werden. „Ich möchte eher in die Richtung gehen, die Zimmer dem neuen Pächter für sein Personal zur Verfügung zu stellen“, sagt der OB. Dazu passt, was Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell unserer Zeitung bereits im Mai 2022 gesagt hat: „Wir haben uns verwaltungsintern darauf verständigt, dass das Bahnhöfle wieder für die Bürger in Oberaichen nutzbar gemacht werden soll.“ Wann das genau sein wird, ist offen.