Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe Die letzte Instanz

Nach drei Jahren kehren die höchsten deutschen Richter an den Karlsruher Schlossplatz zurück. Ein Rundgang durch das frisch sanierte Bundesverfassungsgericht.
Karlsruhe - Mit dem Umzug von 16 Richtern und mehr als 50 wissenschaftlichen Mitarbeitern am Freitag und Samstag endet eine mehr als dreijährige Interimsphase: Das Bundesverfassungsgericht kehrt zurück an den Karlsruher Schlossplatz, wo es in dem von Paul Baumgarten entworfenen Ensemble seit 1969 seinen Sitz hat. Die denkmalgeschützten Gebäude sind aufwendig saniert und auf den neuesten technischen Stand gebracht worden.
Seit Sommer 2011 war das höchste deutsche Gericht übergangsweise auf einem ehemaligen Kasernenareal nahe dem Stadtteil Waldstadt im Norden von Karlsruhe untergebracht. Seit dem vergangenen Monat wird das gesamte Inventar wieder zurückgeschafft. Allein 2400 laufende Meter Verfahrensakten aus einem Containerarchiv sind in die City verfrachtet worden. 7500 laufende Meter Bücher warten noch darauf, dass sie in Regalbretter der Bibliothek einsortiert werden. Die gesamte Buchbinderei und die Druckerei, die Abteilungen EDV und Dokumentation – das alles ist nun wieder am Stammsitz vereint.
Der vor der offiziellen Wiedereröffnung stehende Bau strahlt endlich wieder seine charakteristische Transparenz aus. Noch vor einem Jahr hatte er ausgesehen, als hätte der Verpackungskünstler Christo hier einen neuen künstlerischen Coup gelandet: Die fünf Gebäudeteile waren praktisch unsichtbar, dick in Baustellenfolie eingepackt.
Beeindruckende Architektur
Der Standort des Gerichts signalisiert seinen besonderen Status: nahe beim Schloss. Gebhard Müller, der zweite Ministerpräsident von Baden-Württemberg und anschließend Präsident des höchsten deutschen Gerichts, wollte ursprünglich sogar das einstige Domizil von Markgrafen und Großherzögen in einen Justizpalast verwandeln. Doch schließlich sollte nicht das wiederaufgebaute Schloss der Sitz des Verfassungsgerichts werden, sondern ein Neubau in direkter Nachbarschaft.
1960 hatte der Berliner Architekt Paul Baumgarten einen beschränkten Wettbewerb für den Neubau des Badischen Staatstheaters gewonnen. Dieses sollte genau an dem Standort, zwischen Kunsthalle und Schloss, gebaut werden, wo die nach einer Bombennacht 1944 verbliebenen Überreste des Badischen Hoftheaters stehen geblieben waren. Auf politischen Druck der höchsten deutschen Richter, die an einem repräsentativen Ort in Karlsruhe wirken wollten, wurde jedoch der Architektenwettbewerb aufgehoben. Der Planer Baumgarten, der ein neuzeitliches, leicht und gläsern daherkommendes Theaterhaus erstellen wollte, durfte nun stattdessen den Bau eines ähnlich transparenten Gerichtsgebäudes an gleicher Stelle entwerfen. „Leicht und lichtdurchflutet“, das sind die Attribute des Baumgartenbaus, der in den Folgejahren entstehen sollte.
Die Architektur beeindruckt bis heute. Mit ihren geraden Blickachsen und den großen Fensterflächen wirkt sie spektakulär klar. „Das transparente, zugewandte Gebäude gehört zu unserer Identität als Bürgergericht“, sagt der Gerichtspräsident Andreas Voßkuhle.
Auch Wolfgang Grether schwärmt in höchsten Tönen, wenn er Besucher durch den neu erstrahlenden Bau führt. Er ist der Chef des Staatlichen Hochbauamts, das für die Ausschreibung und die Überwachung der Sanierungsarbeiten zuständig war. Grether spricht vom „ersten gläsernen Gerichtsgebäude der Welt“, nennt es „das letzte verbliebene Zeugnis der Bonner Republik“.
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