Scheidungsgerüchte um Russlands mächtigsten Politiker gibt es seit langem. Nun verkündet Kremlchef Wladimir Putin im Staatsfernsehen die Trennung von Ljudmila Putina nach fast 30 Jahren Ehe.

Moskau - Ja, es ist wahr, unsere Ehe ist zu Ende“. Noch während die Reporterin von „Rossija 24“ – dem Nachrichtenkanal des Staatsfernsehens – mit vor Angst ersterbender Stimme fragte, was dran sei an den Gerüchten über die Trennung von Wladimir Putin und dessen Ehefrau Ljudmila, fuhr die Kamera dicht an das erstarrte Gesicht des Kremlchefs heran. „Wir sehen uns kaum noch“, schob dieser nach. „Jeder lebt sein eigenes Leben“. Offenbar bereits seit 2009. Sein Präsidentenamt sei mit „absoluter Öffentlichkeit verbunden“. Eine Bürde, die seine Gattin, die nach eigenen Worten „Öffentlichkeit nicht mag“, neun Jahre lang tapfer mit ihm geschultert habe. Die Trennung sei eine gemeinsame Entscheidung gewesen. Mit dem Lächeln einer Sphinx bestätigte Ljudmila Putina die Sensation: „Das ist eine zivilisierte Scheidung.“ Putin werde für sie dennoch stets ein Mensch bleiben, der ihr sehr nahe stehe. Er sei der Vater ihrer Töchter, auf die man gemeinsam stolz sei: Marija, 1985 geboren, und die ein Jahr jüngere Jekaterina.

 

Ganze drei Minuten und 25 Sekunden dauerte das offenbar von Putin selbst in Auftrag gegebene „Interview“ in der Pause nach dem ersten Akt des Balletts „Esmeralda“ am Donnerstagabend im Großen Kremlpalast. Zusammen hatte man das Ehepaar zum letzten Mal 2008 gesehen. Früher hatte Ljudmila. in Sachen Outfit häufig daneben gelegen. In der Oper aber präsentierte sie sich so, wie die Nation sich ihre First Lady wünscht: Gut geföhnt, gekonnt geschminkt, schwarzes Kostüm mit weißem Jabot und Perlenkette. Unüblicherweise hatten beide nicht in der Prunkloge, sondern mitten im Parkett Platz genommen. Die Botschaft, so glaubten die Moskowiter, sei eindeutig: Die Putins wollten Gerüchte über ihre Trennung dementieren.

Heiratet Putin nun eine ehemalige Weltmeisterin?

So hatte das Boulevardblatt „Moskowski Korrespondent“ schon 2008 berichtet, Putin lasse sich scheiden und werde die Ex-Weltmeisterin in Rhythmischer Sportgymnastik, Alina Kabajewa, heiraten. Eigens für das neue Glück lasse Russlands starker Mann an der Schwarzmeerküste ein Märchenschloss bauen, Ljudmila dagegen werde ins Kloster gehen. Die Skandal-Story kostete den oppositionellen Oligarchen Alexander Lebedew die Drucklizenz. Doch die Gerüchte wurden weitergesponnen. Auf Fragen nach seinem Privatleben reagierte Putin unwirsch und gab ähnlich knappe Antworten wie die sowjetischen Staatschefs, die ihre Ehefrauen versteckten. Raissa Gorbatschowa, die damit brach, büßte für ihre Glamour-Auftritte. Die Russen begannen sie erst zu lieben, als sie 1998 an Blutkrebs starb. Die Trennung der Putins, die am 28. Juni ihren 30. Hochzeitstag gefeiert hätten, nimmt die Nation gelassen auf. Zu Sowjetzeiten ließ sich fast jeder einmal scheiden. Heute, wo es Güter zu teilen gibt, läuft man nicht mehr so schnell zum Richter. Für die Kirche ist Scheidung kein Grund, bei Wiederheirat die Sakramente zu verweigern. Orthodoxe Christen haben, wenn der erste Bund fürs Leben scheitert, zwei weitere Versuche, müssen dabei aber auf Prunkentfaltung verzichten.