Die Landesschau des SWR besucht die Gemeinde. Die Bürger haben keine Scheu vor der Fernsehkamera. Und das Filmteam besucht spontan einen Ort ganz hoch droben.

Hemmingen - „Entschuldigung, darf ich Sie was fraga?“ Schon ist Sonja Faber-Schrecklein mitten im Gespräch, mitten in Hemmingen. Die Reporterin des Südwestrundfunks (SWR) besucht in diesen Tagen die 8000-Einwohner-Gemeinde im Strohgäu mit einem Fernsehteam des SWR. „Was gefällt Ihnen hier?“ Bei dieser Frage sprudeln die Frauen und Männer los, die plötzlich vor der Kamera stehen. Das Team findet nicht nur offene Bürger, sondern auch offene Türen – wie in der evangelischen Kirche. Oder beim Hauptamtsleiter Ralf Kirschner, der die gute Stube des Rathauses vorführt. Im historischen Trauzimmer heiraten pro Jahr 100 Brautpaare.

 

Die Landesschau schickt jede Woche ein Reporterteam in eine Gemeinde im Land. Was ist dort los? Gibt es etwas Besonderes? Wie ticken die Menschen? Was interessiert von diesem Ort in anderen Teilen des Landes? Diese Fragen werden von Montag bis Freitag gegen 19.25 Uhr in fünf je vier Minuten langen Beiträgen beantwortet. Danach, am Samstagabend, gibt es einen Halbstundenbeitrag über den Ort. Das Material dafür sammeln Sonja Faber-Schrecklein und vier ihrer Kollegen an mehreren Drehtagen. In Hemmingen hat die Reporterin, die seit knapp 30 Jahren beim SWR arbeitet, etwas Neues ausprobiert. Es gibt keinen detaillierten Drehplan – Spontaneität ist gefragt.

Hemmingen und die Kühe

„Was hat Hemmingen mit Kühen zu tun?“ Das war eine Frage am Montag – der Dreh auf dem Bauernhof von Walter Bauer aber nicht alles zu diesem Thema. Faber-Schrecklein grinst spitzbübisch. „Das isch ein Rätsel, die Frage sollen die Zuschauer beantworten.“ Am Dienstag ging’s auf die Hauptstraße. Die 52-jährige Reporterin, die Kamerafrau Yvonne Idler und der Tonmann Niklas Otto sind ein eingespieltes Team. Schon läuft die Kamera.

Sonja Faber-Schrecklein schafft es, mit ihrer schwäbisch-leutseligen Art fast jede oder jeden zum Innehalten und zum Reden zu bringen. Wie die Passantin mit dem Buben an der Hand. Was ihr besonders gefällt? Sie fühle sich hier sehr wohl, meint Andrea Ristic (31). Sohn Niko sagt besonders der Park hinter dem Rathaus zu – dort gibt es Rehe. Weshalb der Neunjährige den Schlosspark auch „Rehpark“ nennt.

Eine andere Passantin beschwert sich über Raser in der Tempo-30-Zone. Marianne Mazurek will nicht vor die Kamera, schildert dann aber doch, dass es sich „hier sehr angenehm lebt“. Ein „loses Mundwerk“ habe die Reporterin, wird ihr bescheinigt, die teils von Wildfremden sehr vertraut behandelt wird. „Sonja, du bist die Beste!“ ruft ihr ein Mann aus dem Auto zu. Da schaut selbst die erfahrene Fernsehfrau verdutzt. „Die Leut’ kennet mich halt“, sagt sie schwäbisch-bescheiden, „und ein paar findet es gut, was ich mach’.“ Dennoch kann sie in diesem Fall das „Du“ nicht leiden.

Die Reporterin tritt selbst vor die Kamera

In ihrer Rolle muss sie auch schauspielern: Über den Alten Schulplatz laufen, auf eine Bank sitzen, an Türen rein- und rausgehen. Auf dem Platz trifft das Team die Pfarrerin Silke Heckmann. Man müsse unbedingt in die Laurentiuskirche, die gerade restauriert wird, meint sie. Nichts wie rein und rauf aufs Gerüst, hoch bis zu den Deckengemälden des Chors, mitsamt Kamera und Mikrofon. Oben sind zwei Restauratoren tätig, sie staunen über den Besuch. „Ich habe schon viel erlebt“, sagt Niklas Otto, „wir gehen dahin, wo es uns hinzieht.“

Wie die Hemminger ticken? Sie mögen ihren Ort – und haben es gern, dass er ins Fernsehen kommt. Das Rathaus hat nämlich über die Dreharbeiten im Ort informiert. Prompt gab es am Dienstagfrüh Anrufe beim Bürgermeister. „Die Leute wollten wissen, wo das Fernsehen bleibt“, erzählt Alexandra Pelz, seine Sekretärin. Die Hemminger wollen halt dabei sein.

Die Beiträge über Hemmingen werden in der SWR-Landesschau gesendet von Montag, 19., bis Samstag, 24. November 2018.