Pfarrer Gerd Häußler hat die Schlüssel des bisherigen Lukas-Gemeindehauses an den neuen Eigentümer übergeben. Das Haus soll künftig vielfältig genutzt werden, für Filme, Diskussionen und vieles mehr. Es kann auch für private Feste gemietet werden.
S-Ost - Wir möchten das Jahr nicht verstreichen lassen, ohne einen Schlussstrich“, hat Gerd Häußler, der Pfarrer der Lukaskirche, am Freitagabend im großen Saal im Gemeindehaus gesagt. Die letzten Hürden seien genommen, der Eigentümerübergang formal vollzogen: Das Lukas-Gemeindehaus heißt nun Gemeindehaus Schwarenberg, der Eigentümer ist nicht mehr die Kirche, sondern Jens Loewe. Der Investor wohnt im Stuttgarter Osten, einige Jahre sogar in direkter Nachbarschaft zum Lukas-Gemeindehaus. „Ich hatte das Gebäude schon immer im Visier“, sagte er lachend. Loewe ist Mitgründer des Ateliers Bormann und Loewe für kinetische Objekte, Sonderkonstruktionen sowie Messe- und Ausstellungsbau und war 2012 unabhängiger Kandidat bei der Stuttgarter Wahl zum Oberbürgermeister.
Verkauf als Teil des Immobilienkonzeptes
Der Verkauf des Gemeindehauses ist Teil des Immobilienkonzepts der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart. „Nicht das Gebäude ist zu groß geworden, sondern wir zu klein“, sagte Pfarrer Häußler in seiner Ansprache. Das sei kein Grund zu trauern, doch „wir müssen unsere Rolle weiter ausführen, und das können wir nur, wenn wir handlungsfähig bleiben und nicht an zu große Gebäude gebunden sind.“ Trotzdem hänge das Herz natürlich am Gemeindehaus und gerade deshalb habe das Konzept Loewes die Gemeinde überzeugt. Dass das Gebäude auch nach dem Eigentümerwechsel noch immer Gemeindehaus heißt, sagt viel über die Philosophie Loewes aus. „Das Haus soll auch weiterhin ein Ort für Kultur und Begegnungen sein“, sagte er.
Außerdem spielt bei Loewe der Konversionsgedanke eine große Rolle: „Es ist grauenvoll mitanzusehen, was in der Stadt passiert. In Stuttgart wird viel zu viel abgerissen“, sagte er. Deshalb ist im Lukas-Gemeindehaus Altes mit Neuem verbunden worden, die Räumlichkeiten wurden saniert, mit Kunstobjekten versehen, umgebaut und teilweise erweitert. Die sogenannte Jugendetage etwa ist ausgebaut und an die evangelische Gesamtkirchengemeinde vermietet worden – künftig kann die schon jetzt ansässige Kindertagesstätte so fünf statt drei Gruppen aufnehmen. Gerade die Kindertagesstätte habe eine große Rolle gespielt bei der Frage, wie es mit dem Gemeindehaus weitergehen solle, sagte Pfarrer Häußler.
Kultur, Filme, Diskussionen
Die weitere Nutzung soll in Zukunft aus Kulturveranstaltungen, etwa Filmabenden, aber auch politischen Diskussionen bestehen. „Ich bin immer da, wo gestritten wird“, sagte der parteilose Loewe mit einem Schmunzeln. Das werde sich auch in Zukunft nicht ändern: „Ich bleibe politisch.“ Das Programm solle sich trotzdem nicht an seiner persönlichen Meinung orientieren: „Ich bin ein Gegner von Stuttgart 21, trotzdem sind die Befürworter des Projekts mit Veranstaltungen in diesem Gebäude genauso willkommen.“ Vielmehr solle sich die Nutzung an den Interessenten, an den Menschen im Stadtteil orientieren, die das Gebäude nutzen möchten. Der große Saal kann in Zukunft für Feste und Familienfeiern gemietet werden.
Um den Neuanfang im Stuttgarter Osten zu feiern, kamen viele Gäste ins Gemeindehaus, etwa die Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier, die Betreuungsstadträtin Petra Rühle sowie ihr Kollege Martin Körner. Auch der Stadtdekan der Evangelischen Kirche, Sören Schwesig, und der Leiter der Verwaltung, Hermann Beck.
Die Bezirksvorsteherin bezeichnete das neue Gemeindehaus als eine gelungene Mischung, die den Bezirk attraktiv mache. Im Frühjahr folgt mit der Umgestaltung des Gartens der letzte Feinschliff. Auch dort gilt die Philosophie: Das Neue soll sich in das Bestehende einfügen.