Mit den großen Schuhdesignern ihrer Zeit stand die Diva, buchstäblich, auf vertrautem Fuß. Sie war Dauergast in Salvatore Ferragamos Laden am Hollywood Boulevard, wo es stets die tollsten Leder-Kunstgeburten anzustaunen gab. Schon für die Stummfilmregisseure DeMille und Griffith hatte der italienische Meister Mokassins, Römersandalen und Cowboystiefel, entworfen – inzwischen lockte er die teure Kundschaft mit Kreationen voller Esprit und maßgeschneiderter Verwegenheit, aufgebretzelt mit Baumrinden-Applikaturen, Kolibrifedern, Korkenzieherabsätzen, papageienhaft geschnäbelten Spitzen.
Eigenwillig sind die Kreationen von Manolo Blahnik. dpa
High Heels lieber nur im Dienst
Einen anderen großen Schuhdesigner – Manolo Blahnik, bei dem Madonna, Prinzessin Diana und Paloma Picasso prachtvoll sinnlich verschweifte Slipper aus handschuhweichem Ziegenleder, samtene Pantoletten und Pumps aus edelsteinbesetztem Brokat orderten – hat die Diva höchstpersönlich inspiriert. Gefragt, was sein frühestes Schuherlebnis gewesen sei, sagte der Meister: das war der Anblick der Diva im Film „Marokko“, wo sie auf hohen Absätzen durch die Wüste stakst.
Unübertrefflich erotisch, aber wenig kommod, lieber Himmel! Im Privatleben neigte die Diva mehr dem „vernünftigen“ Schuhzeug zu, welches sich seit den Tagen der Frauenbewegung und der Suffragettenmärsche zunehmend dem praktisch-patenten Tragekomfort der Männerschuhe anglich. Eins der vernünftigsten Modelle war damals schon der Oxford. Keine Geringere als Amerikas First Lady Eleanor Roosevelt hatte den Oxford in den Staaten populär gemacht, einen breitkappigen Halbschuh, schlicht, solid, mit mittelhohem Absatz. Die Präsidentengattin wirkte darin bullig-durchsetzungstark, doch jene Diva, die sich am wohlsten in Herrenanzügen fühlte, nahm sich darin herrenhaft fragil aus, geheimnisvoll, provokant, auf lässig-exzentrische Weise emanzipiert.