Jahrhundertelang haben schmachtende Männer ihre Damen auf Sockel gehoben, verlockend und unerreichbar. Im Venedig des sechzehnten Jahrhunderts stapften die Frauen auf Stelzschuhen einher, sogenannten Chopinen, gefertigt aus Holz oder Kork, die bis zur unglaublichen Höhe von 75 Zentimetern aufragten. Mehr als über den Campanile staunten die Venedig-Touristen jener Zeit über diese „spazierenden Schemel“, deren erfolgreiche Besteigung den Venezianerinnen nur möglich war, wenn zwei Bediente tatkräftig aufhalfen. Weil sie die Bewegung einschränkten (Tanz auf Chopinen: unmöglich!), gefielen die hölzernen Stümpfe sogar der Kirche. „Die venezianischen Damen“, beobachtete ein Reisender, „sind aus drei Teilen zusammengesetzt: ein Drittel Holz, nämlich die Chopinen; ein Drittel Kleid; und das letzte Drittel ist eine Frau.“

 
Prozentual etwas mehr Frau kam wieder ins Spiel, als die Plateausohle erfunden war. Auch die Plateausohle stapelte ihre Trägerin ordentlich hoch, wenn schon nicht schwindelerregend. Zugleich taugte die neue Mode allen großmannssüchtigen Männern – Popstars wie John Travolta, Elton John und David Bowie genossen die bessere Aussicht, die ihnen überhöhte Absätze boten, und absolvierten ihre Stampftänzerei oft gefährlich hochstehend, teils auf Plateaus, teils auf grobkalibrigen Hacken.

Was der gestreckte Fuß sagen will

Für die Damenwelt stellte sich der schuhmodische Höhengewinn weniger unterm Kompensationsaspekt dar als im Hinblick auf gesteigerte sexuelle Attraktivität. Das Paradoxe hoher Absätze ist ja, dass sie eine Frau zugleich stärker und schwächer erscheinen lassen, mit einem erotischen Zugewinn, den sie der anatomischen Schwerpunktverlagerung verdankt: Hohe Absätze zwingen den Fuß in die Vertikale, eine Haltung, worin der Sexualforscher Alfred Kinsey ein typisches Signal weiblicher sexueller Erregung zu erkennen glaubte. Dabei sei „der gesamte Fuß so weit gestreckt, dass er mit dem restlichen Bein eine Linie bildet“. Einschlägig interessierte Männer fragen sich seitdem, ob Stöckelschuhträgerinnen etwa leidenschaftlicher sind als Frauen, die flapsig in Slippern dahergelatscht kommen.

Jedenfalls, sobald eine Frau hochhackige Schuhe trägt, nimmt die Wölbung ihres Podex, wie Messungen ergeben haben, im Durchschnitt um 25 Prozent zu. Ob dies die Erfindung des Absatzes schuhgeschichtlich zureichend klärt, lassen wir lieber offen. Ägyptische Metzger trugen Absätze, damit sie nicht mit den Füßen im Blut waten mussten, und mongolische Reiter begriffen rasch, dass sie sich dank ihren Stiefelabsätzen besser im Steigbügel halten konnten. Aber schon Katharina von Medici nahm florentinische Absätze mit nach Frankreich, um bei der Hochzeit mit dem Herzog von Orléans ein Stück größer dazustehen.

Genau dieses Begehr spornte zeitlebens auch eine Entertainerin an, die als „brasilianisches Knallbonbon“ Weltruhm erlangte. Der ungemein temperamentvolle, bizarr kostümierte Musical-Spatz pflegte seine Bühnenshow auf bis zu 20 Zentimeter hohen Stöckeln zu zelebrieren, womit sich das Gnomenformat auf stolze 170 Zentimeter schrauben ließ. Als die gebürtige Portugiesin, die in Rio de Janeiro das Geschäft der Hutmacherei erlernt hatte, mit einem Koffer voller glitzernder Keilabsatzschuhe in die Universal-Studios und an den Broadway kam, erregte ihr Tutti-frutti-Hut mindestens so großes Aufsehen wie das steile Gehwerkzeug. Interessant auch der Titel, mit dem sie noch 1955 die Hitparaden erstürmte – „I like to be tall“ hieß das Lied.

Dem Herrscher hätte Andersens Märchen vermutlich gefallen. Nur die Sache mit der roten Farbe, die hätte ihn schwer irritiert.

Rätsel 2 – Entlassung einer wichsenden Mätresse

Der Graf ist ein Voyeur, und der Leser wird es mit ihm. Objekt der Neugier, dargestellt im Stil einer geschmäcklerisch-schlüpfrigen Reportage, ist eine Mätresse, Tochter eines armen Schleusenwärters und einer Concierge, vom lebemännischen Grafen in Seide gekleidet. Die Liebesnächte mit der emporgekommenen Kurtisane findet er göttlich, nur ihr Verschwinden allmorgens verdutzt ihn – wohin verdrückt sie sich? Er findet sie in einer Besenkammer, emsig beschäftigt, seine Stiefel einzufetten und zu wienern, beiläufig, wie es heißt, auch mit „spritzigen“ Folgen. Und noch Stunden zuvor war dieser Putzteufel seine Grande Dame gewesen . . .

Der Graf sinniert: „Sie ist eben die Tochter ihres Vaters und ihrer Mutter. Jeden Morgen denkt sie beim Aufwachen an ihre Jugend, die schöne Jugend, als sie inmitten der schönen Schuhe aller Mieter auf der schmierigen Treppe stand. Sie denkt nach, und dabei überkommt sie ein wildes Verlangen, irgend etwas zu reinigen, und wäre es nur ein armseliges Paar Stiefel. Sie hat nun einmal eine Leidenschaft für Stiefelwichse, so wie andere für Blumen. Das ist ein Geschmack, der für sie beschämend ist, und sie empfindet dabei eine seltsame Wollust. Und so steht sie auf und geht in ihrem Luxus, in ihrer makellosen Schönheit, um mit ihren weißen Händen Stiefelsohlen abzukratzen und ihre Feinheit – die Feinheit einer großen Dame – mit schmutziger Lakaienarbeit zu beflecken.“

Psychologe mit Spürsinn

Die Schmutzwollüste, absolut unstandesgemäß, desillusionieren den Grafen. Er zahlt die Mätresse aus mit fünf Sous, wendet sich ab, will von ihr nichts mehr wissen – sie aber verlangt pampig hunderttausend Francs als Abfindung, worauf er ihr die Gegenrechnung schickt: Stiefelreinigen kostet 25 Centimes pro Tag, macht für drei Monate 23 Francs, exakt diese Summe werde er ihr übermitteln lassen durch den Kammerdiener – valet Illusion, verabschiedet ist so zugleich die kapitalistische Lebenslüge des Grafen. Als scharf blickener Psycholog, begabt mit journalistischem Spürsinn und dem Erzähldrang des großen Romanciers, hat der Autor dieser Erzählung den Stil einer ganzen Epoche geprägt. Seine Novellen und Erzählungen bieten Natur- und Sozialgeschichte en miniature, zwischen Zweitem Kaiserreich und Dritter Republik das Beste, um die Gesellschaft jener Zeit vom Kopf bis zum gewichsten Schuh kennenzulernen.

Rätsel 3 – Ein Bild von einem Schuh, nur fehlt eine Öse

Warhol, van Gogh, Menzel, Dalí, Grass – die Geschichte der Bildenden Kunst ist durchtrampelt von Schuhporträtisten, teils malten sie stilllebenfein sohlen- und senkelmürbes Gehwerkzeug, teils übten sie sich in enigmatischer Surrealistik wie Magritte mit seinem Boudoirschuh, dessen Vorderkappe Zehen ausformt, so plastisch-fleischlich-körperhaft, als wäre der Schuh zugleich der Fuß. Wer aber malte den ersten Schuh? In den südfranzösischen Höhlen von Chauvet finden sich Stiefelbilder, in den Fels gekratzt vor annähernd 30 000 Jahren, auch kennen wir mesopotamische Stiefelfunde, dazu griechische Aphrodite-Darstellungen: die Liebesgöttin appetitlich nackt, bekleidet nur mit einem Paar Sandalen. Mit mokassinartigen „Fußsäcken“, Tierhaut, um Zehen und Knöchel geschlungen, machte sich der Mensch bereits zur Bronzezeit auf die Beine.

Doch erst als die Sandalen aufkamen, fing die Rennerei so richtig an. Ums Jahr 3500 vor Christus fertigten Ägypter mit Hilfe von Fußabdrücken im nassen Sand passgenau geflochtene Papyrussohlen, gehalten von Zehenriemen aus ungegerbtem Leder. Mit Kuhdung machten Afrikaner ihre Sandalen geschmeidig, erheblich schwerer trugen Roms Kaiserinnen an ihren Laufhilfen: die kaiserlichen Sandalen waren gegossen aus reinem Gold, und Edelsteine klunkerten an den Riemen. Im Legionslager seines Papas, des Germanicus, erspähte Söhnlein Gaius ein Paar Legionärsstiefel, caligae – die musste der verwöhnte Knirps unbedingt haben, der Spitzname Caligula ist ihm davon geblieben; als früher Schuhfetischist liebte er’s auch, in Damenschuhen herumzustolzieren oder auf griechischen Kothurnen durch seine Gemächer zu wanken, ein allzeit frevelbereiter Kaiser, der aus jedem Schauspieleffekt ruchlos und blitzschnell blutigen Ernst zu machen verstand.

Verkannt in Rom wie in Athen

Ansonsten galt das Schusterhandwerk nicht viel, weder in Rom noch in Athen. Zwar meinte Plinius, die Schuhmacherei habe der Böotier Tychius erfunden, aber mit besserem Fug könnte man dies auch von Eumaios sagen, dem Sauhirten des Odysseus. Als Bettler verkleidet, sah Odysseus ihn sitzen bei seiner Herde, und „selbst fügte er um seine Füße Sohlen, schneidend schönfarbige Rindshaut“. Dass die Schuster wenig geschätzt, ja offen verachtet wurden – Cicero nannte das Pack aus der untersten Plebs geradezu synonymisch „sutores“ –, hat vielleicht psychologische Gründe: Schickte ein freier Mann sein Weib zum Schuster (welcher das Weib dann begutachten durfte an delikatester Stelle), so war’s besser, wenn er den tatschenden Maßnehmer als erotischen Konkurrenten entschärfte und ihn ausgab als einen Tölpel von unbedarft-niederem Rang.

Immerhin gab’s einen griechischen Maler, dem kam der Leder- und Leistenverstand des Schuhspezialisten gerade recht. Berühmt für seine täuschend naturgetreue Darstellungskunst (welcher sogar die Vögel zum Opfer gefallen sein sollen, als sie sich flügelschlagend über die Bilder herstürzten, um daraus Trauben zu picken), hörte der Maler durchaus auf das detaillierte Urteil eines Kenners – zwar minder der Kunst, aber jedenfalls der Materie. Kurzum, soeben malte er an einem Bild mit Schuhen, da kam ein Schuster des Wegs, sah näher hin und mäkelte, dass an dem einen Schuh noch eine Öse fehle. Der Maler dankte höflichst, und schon am andern Tag hatte er den Fehler korrigiert, sehr zur Genugtuung des Schusters; der nun aber, neuerdings vorbeikommend, nochmals und neuerdings näher hinsah – und wieder fand der brave Schuster hie, da, dort Bekrittelswertes, bis sich der Maler gereizt jeden weiteren Einspruch verbat. Die Abfuhr, die er dem Schuster erteilte, ist uns als Redensart erhalten geblieben. Von seinen Bildern kennen wir kein einziges, auch nicht das Bild mit den Schuhen.

Rätsel 4 – Stiefel als Protz- und Polterwerkzeug

Einen Menschen mit Schuhen bewerfen, das ist im Orient Zeichen stärkster Verachtung. Als sich George W. Bush im Irak blicken ließ, verfehlte ihn ein Reporter um Haaresbreite, weil der amerikanische Präsident blitzschnell auszuweichen verstand wie ein hörnerfürchtiger Cowboy. „Ein Abschiedsgruß für dich, du Hund!“ rief der Reporter, und als Dokument einer geglückten Beleidigung kreiste die Wurfattacke videoclipartig um den Erdball. Seitdem kennen wir auch im Westen ein neues Verbum und eine neue Beleidigungsmethode: das Schuhen. Dominique Strauss-Kahn, eine serbische Parlamentspräsidentin, der sudanesische Staatschef Omar al-Bashir, Israels oberste Richterin und der ägyptische Präsident Mohammed Mursi – sie alle wurden, wie die Weltpressse erfuhr, „geschuht“.

Apropos aber Cowboy: die reichlich ungehobelte Manier, die Präsidentenstiefel ungeniert auf dem Präsidentenschreibtisch zu platzieren unbekümmert um Staatsgäste oder sonstige Administration, scheint ein Konstitutiv amerikanischer Regierungskunst – von Ronald Reagan bis Barack Obama übten sich beinah sämtliche Staatsoberhäupter in diesem sohlenzeigenden Stallburschenschlendrian. Besonders viel Hochachtung vor dem Besucher drückt das Sohlenzeigen weder im Orient noch im Okzident aus, zudem bohrt die Hacke sich eventuell in einen Staatsvertrag.

In Eisenbahnabteilen sind Schuhauszieher gefürchtete Leute, aber auch wer sie nutzt, um damit Fliegen zu klatschen oder einen Nagel in die Wand zu hauen, erregt mehr Missbilligung als ehrlichen Beifall. Schuhe sind nun mal am besten aufgehoben an den Füßen, was erotisch abgeschmackte Galane nicht hindert, aus Damenschuhen Champagner zu schlürfen, und ekelresistente Naturburschen beflügelt, in besoffener Kameradenrunde den Bierstiefel kreisen zu lassen.

Wo Beine anfangen, interessant zu werden

Jedes Entkleidungsritual, wenn’s denn fein und bodenständig prickelnd werden soll, beginnt ganz zuunterst, mit den fortgeschleuderten Schuhen – und nur unverbesserliche Fetischisten schauen dem feuchten Modellschuh begehrlicher hinterdrein als dem Menschenmodell aus Fleisch und Blut. Auf die handschmeichelnd-zarte Schmiege der vom Schuh befreiten Sohle, auf die zierlich-possierlich spreizbaren Zehen konzentriert sich das erste, unterste Interesse aller beinanbetenden Sexualisten – wogegen gröbere Sexualisten den Spruch parat haben: „Ach was, Beine fangen erst an interessant zu werden, wo sie aufhören, welche zu sein.“ Dass sich ein Stöckelschuh auch als Waffe einsetzen lässt, ist wohl der einen oder andren Dame bei solchen Reden unabweislich in den Sinn gekommen.

Als Polterwerkzeug, als Nachdruckverleihungsmittel sind Schuhe nun aber gleichfalls zu nutzen. Besonders durchschlagende Wirkung erhoffte sich davon ein machtbewusstes politisches Raubein, das sich, den Schuh schlagbereit in der Hand, mit Getrommel das Gehör der Uno in New York verschaffte. Zwar sind die Zeugenaussagen, ob er aufs Rednerpult drosch oder auf einen Tisch oder vielleicht bloß in die Luft, arg widersprechend („It may never have happened”, schrieb noch 2003 die „New York Times”), aber nach Meinung des „Spiegels” liegen sogar Filmaufnahmen von der Szene vor, und damit habe der machtbewusste Krawalltourist zuletzt noch der deutschen Schuhindustrie zu einer prima Werbung verholfen: Anhand von Fernsehaufzeichnungen und Pressefotos habe ein Fabrikant aus Pirmasens das lederne Corpus delicti als hauseigenes Produkt identifiziert‚ erkennbar am „regenwurmstarken Wulst zwischen Oberleder und Sohle“. Das Bundeswirtschaftsministerium teilte hierzu später mit, der fragliche Trommelschuh stamme vermutlich aus einer westdeutschen Lieferung an die Sowjetunion, enthaltend 30 000 Paar Pfälzer Markenschuhe.

Rätsel 5 – Wilderei auf verkehrt genagelten Sohlen

Seit je sind dem Wilderer Schuhe Verräter. Um keine Spuren zu hinterlassen, trägt er Socken im Bergwald oder streut Pfeffer unter das Leder, damit ihn kein Hund erschnüffelt. Schuhlos wildert sich’s aber besser; denn am Profil erkennt noch der dümmste Forstgehilfe den Träger, und wo nichts ist, kann man auch niemandem was in die Schuhe schieben. Ertappt, macht mancher Wilderer aus seiner Meucheltat einen Zufallsfund und plädiert mit Unschuldsmiene auf Irrtum – eine Keckheit, die Peer Steinbrück seiner SPD nicht angeraten haben will: „Wenn das so ist, Herr Förster, lege ich das Reh wieder auf die Lichtung zurück.“

„Der Winter, wenn Schnee lag“, vermerkt Roland Gürtlers fesselnde Geschichte der Jagdfrevelei, „war daher grundsätzlich für den Wilderer eine Zeit, in der man das Wildern lieber ließ, denn nur allzu leicht konnte man die Spuren des Wildschützen aufnehmen und ihn schließlich auch identifizieren. . . Auch der Trick, durch das Anbringen von verkehrten Sohlen auf den Schuhen eine andere Gehrichtung vorzutäuschen, dürfte eine lange Tradition haben. Gendarmerieinspektor Fuchs meint dazu ergänzend, dass manche Wilderer, die mit solchen ,verkehrten’ Schuhen wildern gingen, sich sogar bemüht hätten, das entsprechende Schreiten - mit den Fußspitzen einwärts – einzuhalten.“

Ein verehrter Weiberheld

Auch der Tegernseer Bursch, von dem wir hier reden, stand gelegentlich mit Trickschustern im Bund; denn die Finten, wie man die Jäger täuscht, beherrschte er sämtlich. Der geschnauzte Kerl mit der kecken Spielhahnfeder auf dem Hüatl war im Grund ein arbeitsscheuer Weiberheld, ein Aufschneider, lebend von nichts als von Wilddieberei; aber verehrt wird er noch heute, wie als wär’ er ein dunklerer Brunder vom König Ludwig, ein Freiheitsheld, ein Idol. Und warum? Weil er sie jahrelang äußerst erfolgreich genarrt hat, alle die Förster, Jagdgehilfen, Gendarmen zwischen Schliersee, Tegernsee und Kreuth – Revieren, wohinein auch fremde Raubkumpane drängten, nachts aus dem Isartal und bandenstark aus Tirol, jederzeit schussbereit. Denn immer galt: der G’schwindere bleibt der G’sündere.

Indes, bei seinem ungesunden Ende hatte er nicht die geringste Chance. Hinterrücks hat ihn ein Jagdgehilfe erschossen, Pföderl, der Finsterling, getrieben von Hass und Eifersucht, weil ihm der Andere wieder und wieder die Sennerin ausgespannt hat. Droben auf dem Peißenerg auf einem Felsvorsprung im Schwarzenholzeck ist es passiert. Da saß der Wilderer brotzeitend auf einem Baumstumpf, den Kittel abgetan, die Schuhe aufgeschnürt – Stunden später fanden Schlierseer Burschen den Toten: „Die Leiche bot einen entsetzlichen Anblick. Der rechte Fuß war unbekleidet, Schuh und Strümpfe waren ausgezogen und lagen daneben. Die große Zehe war in den Abzugsbügel des Gewehrs geklemmt, dessen Lauf auf das Gesicht gerichtet war ... Der Unterkiefer war zerschmettert.“ Dieses suizidale Arrangement stammte von Pföderl, der dafür büßen musste, und wie es entdeckt war, wurde der Wilderer mit den ausgezogenen Schuhen nur desto unsterblicher.

Rätsel 6 – Pumps, erst im Schlamm, dann bei Ebay

„Ein Pumps kommt niemals aus der Mode – er ist das Kleine Schwarze unter den Schuhen“, schreibt die amerikanische Schuhdesign-Expertin Linda O’Keeffe. Sie fährt fort: „Dank seiner klaren, schnörkellosen Form und seinem gemäßigt hohen Absatz ist er praktisch und elegant zugleich, dezent und klassisch konservativ. Heute werden Pumps vorwiegend von Frauen getragen, doch im frühen 16. Jahrhundert waren sie Bestandteil der Lakaienuniform – flache, leichte Slipper, die mit den Fußmuskeln gehalten werden mussten. Die Bezeichnung, die erstmals im Jahr 1555 in der Schreibung poumpe, pompe oder pumpe auftauchte, leitet sich her von dem Geräusch, das der Fuß machte, wenn man über den gebohnerten Fußboden ging.“

Ein Schuh für alle Gelegenheiten, egal ob man darin einkauft, einen Festsaal betritt oder hinter einem Sarg herschreitet wie Queen Victoria, als sie den geliebten Prinzgemahl Albert beerdigte. Nur in Australien trug eine Politikerin Pumps dann doch zur falschen Gelegenheit – ausgerechnet am „Australia Day“, als sie den Aborigines artig etwas Nettes sagen wollte, jagten die zornentbrannten Ureinwohner sie in die Flucht, stolpernd verlor sie dabei einen Pumps, blaufarben, mit niedrigem Absatz, wunderbar abgestimmt auf ihr Kostüm. Welch ein Jammer! Die Dame, geboren in Wales, Vereinigtes Königreich, lebte als Eingewanderte zunächst in Adelaide, wo sie studierte, ohne je zu erfahren, dass es sogar ein Stiefelettenmodell namens Adelaide gab, getauft wie die Stadt auf den Namen der Gemahlin von König William IV. Inzwischen darf die Dame sich als Erste Frau des kleinen Kontinents fühlen.

Auktionshaus, hasenherzig

Aber kurios – der verlorene rechte Pumps tauchte eines Tags wieder auf, und zwar im Netz. Dort bot ihn eine Privatperson billigst bei Ebay an, warnend, eigentlich könne allein die Urbesitzerin darin laufen, und dies auch nur, falls sie den linken Schuh noch nicht entsorgt habe. Der Warnung zum Trotz stieg das Gebot sofort auf zirka 1600 Euro, doch nach zweieinhalb Minuten entfernte das Auktionshaus, welches befürchtete, einer Scherzofferte aufgesessen zu sein, den Pumps eiligst aus seinem Versteigerungsangebot.

Dass die Dame überhaupt den Schuh verlor, hatte sie einem grobbesaiteten Mann zu verdanken, dem Oppositionsführer Abbott, der just am „Australia Day“ ein Protestzelt der Aboriginies in Canberra abreißen lassen wollte. Die Ureinwohner agitieren energisch gegen jede reale oder vermeinte Ungleichbehandlung; und wenn nun genau an dem Tag, an dem erstmals weiße Siedler (1788) sich breitgemacht hatten in ihrem Land, ein Aufruf erfolgt zur Schleifung jenes Protestzelts, dann darf die Regierung sich über Rassenunruhen nicht wundern. Als Schuh des Anstoßes war der Pumps der Lady mithin, historisch betrachtet, garantiert mehr wert als lumpige 1600 Euro.

Rätsel 7 – Auf hohen Absätzen durch Wüstensand

Mit den großen Schuhdesignern ihrer Zeit stand die Diva, buchstäblich, auf vertrautem Fuß. Sie war Dauergast in Salvatore Ferragamos Laden am Hollywood Boulevard, wo es stets die tollsten Leder-Kunstgeburten anzustaunen gab. Schon für die Stummfilmregisseure DeMille und Griffith hatte der italienische Meister Mokassins, Römersandalen und Cowboystiefel, entworfen – inzwischen lockte er die teure Kundschaft mit Kreationen voller Esprit und maßgeschneiderter Verwegenheit, aufgebretzelt mit Baumrinden-Applikaturen, Kolibrifedern, Korkenzieherabsätzen, papageienhaft geschnäbelten Spitzen.

Sie kaufte immer bei den Besten ein. Der Schuhdesigner David Evans, der für zahllose Hollywood-Stars und sämtliche Präsidentengattinnen von Mamie Eisenhower bis zu Nancy Reagan klassisch bequeme und modisch glitzernde Pumps entwarf, kreierte für die kapriziöse Lady Stiefeletten aus Leopardenfall, als ihre Laune mal wieder zum Tierisch-Verruchten tendierte. Und auch bei Roger Vivier, dem Fabergé der Schuhmode mit seinen humorvoll-dekorativ gestalteten Absätzen in Kugel-, Nadel-, Pyramiden- und Schneckenform, gab die Diva wiederholt Bestellungen auf: Vivier schuf für sie einen schmalen hohen Absatz, dessen Spitze eine Strasskugel zu durchbohren schien.

High Heels lieber nur im Dienst

Einen anderen großen Schuhdesigner – Manolo Blahnik, bei dem Madonna, Prinzessin Diana und Paloma Picasso prachtvoll sinnlich verschweifte Slipper aus handschuhweichem Ziegenleder, samtene Pantoletten und Pumps aus edelsteinbesetztem Brokat orderten – hat die Diva höchstpersönlich inspiriert. Gefragt, was sein frühestes Schuherlebnis gewesen sei, sagte der Meister: das war der Anblick der Diva im Film „Marokko“, wo sie auf hohen Absätzen durch die Wüste stakst.

Unübertrefflich erotisch, aber wenig kommod, lieber Himmel! Im Privatleben neigte die Diva mehr dem „vernünftigen“ Schuhzeug zu, welches sich seit den Tagen der Frauenbewegung und der Suffragettenmärsche zunehmend dem praktisch-patenten Tragekomfort der Männerschuhe anglich. Eins der vernünftigsten Modelle war damals schon der Oxford. Keine Geringere als Amerikas First Lady Eleanor Roosevelt hatte den Oxford in den Staaten populär gemacht, einen breitkappigen Halbschuh, schlicht, solid, mit mittelhohem Absatz. Die Präsidentengattin wirkte darin bullig-durchsetzungstark, doch jene Diva, die sich am wohlsten in Herrenanzügen fühlte, nahm sich darin herrenhaft fragil aus, geheimnisvoll, provokant, auf lässig-exzentrische Weise emanzipiert.

Rätsel 8 – Die Zeit der spazierenden Schemel

Jahrhundertelang haben schmachtende Männer ihre Damen auf Sockel gehoben, verlockend und unerreichbar. Im Venedig des sechzehnten Jahrhunderts stapften die Frauen auf Stelzschuhen einher, sogenannten Chopinen, gefertigt aus Holz oder Kork, die bis zur unglaublichen Höhe von 75 Zentimetern aufragten. Mehr als über den Campanile staunten die Venedig-Touristen jener Zeit über diese „spazierenden Schemel“, deren erfolgreiche Besteigung den Venezianerinnen nur möglich war, wenn zwei Bediente tatkräftig aufhalfen. Weil sie die Bewegung einschränkten (Tanz auf Chopinen: unmöglich!), gefielen die hölzernen Stümpfe sogar der Kirche. „Die venezianischen Damen“, beobachtete ein Reisender, „sind aus drei Teilen zusammengesetzt: ein Drittel Holz, nämlich die Chopinen; ein Drittel Kleid; und das letzte Drittel ist eine Frau.“

Prozentual etwas mehr Frau kam wieder ins Spiel, als die Plateausohle erfunden war. Auch die Plateausohle stapelte ihre Trägerin ordentlich hoch, wenn schon nicht schwindelerregend. Zugleich taugte die neue Mode allen großmannssüchtigen Männern – Popstars wie John Travolta, Elton John und David Bowie genossen die bessere Aussicht, die ihnen überhöhte Absätze boten, und absolvierten ihre Stampftänzerei oft gefährlich hochstehend, teils auf Plateaus, teils auf grobkalibrigen Hacken.

Was der gestreckte Fuß sagen will

Für die Damenwelt stellte sich der schuhmodische Höhengewinn weniger unterm Kompensationsaspekt dar als im Hinblick auf gesteigerte sexuelle Attraktivität. Das Paradoxe hoher Absätze ist ja, dass sie eine Frau zugleich stärker und schwächer erscheinen lassen, mit einem erotischen Zugewinn, den sie der anatomischen Schwerpunktverlagerung verdankt: Hohe Absätze zwingen den Fuß in die Vertikale, eine Haltung, worin der Sexualforscher Alfred Kinsey ein typisches Signal weiblicher sexueller Erregung zu erkennen glaubte. Dabei sei „der gesamte Fuß so weit gestreckt, dass er mit dem restlichen Bein eine Linie bildet“. Einschlägig interessierte Männer fragen sich seitdem, ob Stöckelschuhträgerinnen etwa leidenschaftlicher sind als Frauen, die flapsig in Slippern dahergelatscht kommen.

Jedenfalls, sobald eine Frau hochhackige Schuhe trägt, nimmt die Wölbung ihres Podex, wie Messungen ergeben haben, im Durchschnitt um 25 Prozent zu. Ob dies die Erfindung des Absatzes schuhgeschichtlich zureichend klärt, lassen wir lieber offen. Ägyptische Metzger trugen Absätze, damit sie nicht mit den Füßen im Blut waten mussten, und mongolische Reiter begriffen rasch, dass sie sich dank ihren Stiefelabsätzen besser im Steigbügel halten konnten. Aber schon Katharina von Medici nahm florentinische Absätze mit nach Frankreich, um bei der Hochzeit mit dem Herzog von Orléans ein Stück größer dazustehen.

Genau dieses Begehr spornte zeitlebens auch eine Entertainerin an, die als „brasilianisches Knallbonbon“ Weltruhm erlangte. Der ungemein temperamentvolle, bizarr kostümierte Musical-Spatz pflegte seine Bühnenshow auf bis zu 20 Zentimeter hohen Stöckeln zu zelebrieren, womit sich das Gnomenformat auf stolze 170 Zentimeter schrauben ließ. Als die gebürtige Portugiesin, die in Rio de Janeiro das Geschäft der Hutmacherei erlernt hatte, mit einem Koffer voller glitzernder Keilabsatzschuhe in die Universal-Studios und an den Broadway kam, erregte ihr Tutti-frutti-Hut mindestens so großes Aufsehen wie das steile Gehwerkzeug. Interessant auch der Titel, mit dem sie noch 1955 die Hitparaden erstürmte – „I like to be tall“ hieß das Lied.

Rätsel 9 – Schuhstreicheleien und Pantoffelküsse

„Schicke mir mit nächster Gelegenheit Deine letzten, neuen, schon durchtanzten Schuhe, von denen Du mir schreibst, dass ich nur wieder etwas von Dir habe und an mein Herz drücken kann.“ Dies schrieb der große Dichter seinem „kleinen Erotikon“, mit dem er eher grob- als feinschmeckerisch verbandelt war, die längste Zeit in ungehörig wilder Ehe. Ähnlich fetischistische Gelüste rauben dem Helden eines seiner Romane den Schlaf; bezirzt von Mademoiselle Philines Pantoffeln, wird ihm lustkitzelnd ruhlos zu Sinn, „und ein schelmischer Genius, der ihn belauschte, will versichern: er habe sich einen großen Theil der Nacht mit den allerliebsten Stelzchen beschäftigt; er habe sie mit einem gewissen Interesse angesehen, behandelt, damit gespielt, und sich erst gegen Morgen in seinen Kleidern auf’s Bette geworfen, wo er unter den seltsamsten Phantasien einschlummerte“.

Der Schuh als Vulva, der Fuß als Penis – Psychoanalytiker argwöhnen schon lange, worauf die Libido der Futteralverehrer hinaus will. Aber auch dem abseitigsten Verlangen ist keine immerwährende Dauer beschieden, sowenig wie der reinen Liebe. Als die Beziehung des großen Dichters zu einer weiteren Dame, die uns an dieser Stelle mehr interessieren soll, schon abgekühlt war, schickte diese ihm ein Paar Hausschuhe, hochelegant, geschmückt mit arabischer Inschrift. Indessen, der Empfänger trug sie nie, und sein Dank klang minder begeistert als komisch entrüstet: „Das Christkind hat dieses Jahr, man muss es gestehen, sich sehr liebenswürdig erwiesen, doch kann es eine gewisse Tücke nicht lassen, denn ob es gleich herkömmlich ist, dass man des Papstes Pantoffel küsse, weil ein Kreuz drauf, wohl auch, dass man die Füße der Geliebtesten liebkose, um anzudeuten, dass man sich dem Willen ganz hingibt, der sich uns ergeben hat, so ist es doch unerhört, dass man eine würdige Person durch magische Zeichen nöthige, die Hülle seines eigenen Fußes zu verehren, wozu moralisch und physisch gar wunderbare Gebärden nöthig wären.“

Schnöde Zeilen – unerfreulich für die hochgemute Dame. Sie war ein Adelsgeschöpf von feiner musischer Bildung (Pirngruber habe sie angeblich früher geheißen, als sie noch spielte und tanzte im Heimatland Österreich), nebenbei genauso brav verehelicht wie der Dichter, den sie verehrte, und genauso vertraut mit einem Leben in wilder „Gewissensehe“. Ihr Pantoffelpräsent landete beim Sekretär des Verehrten – und heute schmückt es die schuhhistorische Sammlung der Firma Bally.

Rätsel 10 – Der Geck mag’s spitz, der Stuttgarter wollen

„Wer gegen hohe Absätze wettert“, empfahl Bernard Shaw, „sollte dabei wenigstens einen besonders eleganten Hut tragen.“ Aber den Ärzten, die vor Stiletto-, Bleistift- oder Stöckelabsätzen warnen, sind ästhetische Argumente weit weniger wichtig als glieder- und knöchelbewahrende, und auch Parkettfreunde votieren oft gegen Pfennigabsätze, welche auf Fußböden bekanntlich bleibende Eindrücke hinterlassen. Nur noch der Eindruck, den ein aus Eitelkeitsgründen gekaufter Schuh bei seiner Trägerin hinterlässt, könnte schlimmer sein – sie büßt es mit Hühneraugen und eingewachsenen Zehen.

Jahrhundertelang war das Krüppelmaß der Lotosschuhe, maximal zehn Zentimeter lang, den Chinesinnen mit ihren hartgewickelten Füßlein beschieden – erst nach Maos Kulturrevolution verhallte ihr heimliches Klagelied. Mit den meterlangen Seidenbändern dieser Schuhe fesselten Chinas Männer – praktisch, praktisch – die Frauen ans Haus. „Geschnürte Füße, geschnürte Zehn können aus dem Tor nicht gehn“, heißt es ums Jahr 1900 in einem kantonesischen Lied.

Die Männer liebten es lang gestreckt

Im zwölften Jahrhundert konnten auch deutsche Männer kaum aus dem Haus gehn, ohne gegen den Türstock zu trapsen. Damals kam die Geckenmode mit den Schnabelschuhen auf, das waren Schuhe mit aufgebogener („türkischer“) Spitze – Gesamtmaß von der Ferse bis zum hochgerollten Zehenkiel: gut drei Viertelmeter, wobei die Länge des Schnabels hindeutete auf den Reichtum des Schuhbesitzers. In der Kirche ließ sich mit solchen Storchenschuhen kaum knien, und die Pfaffen verdross überdies, dass eine gewisse penoide Anmutung kaum zu leugnen war: im Schnabel erkannten sie prompt ein obszönes Symbol des männlichen Gliedes.

Doch in der Geschichte der Mode hat unbequemes Schuhzeug von jeher stärkere Spuren hinterlassen als bequemes. Ob griechische Kothurne, deutsche Trippen oder italienische Zoccoli – nur affektierte Müßiggänger hatten daran soviel hochgestelzten Spaß, dass sie auch den Schmerz in Kauf nahmen. Ganz anders, patenter dachten da die Bauern. „Bundschuh“, der Kampfruf der Fußtruppen bereits zur Kreuzzugszeit, wurde im großen mittelalterlichen Bauernkrieg zum Fanal – gegen das Luxusleben des Adels. Und die Barfüßerorden drängten, mit der heiligen Hedwig voran, ohnehin zu einem gottvoll schuhlosen Lebenswandel. Die Guillotinen der Französischen Revolution schlugen dem Adel die Köpfe und ihren Schuhen die Hacken ab – Rousseaus „Zurück zur Natur“ bedeutete nicht zuletzt, dass niemanden mehr der Schuh drücken sollte.

Zurück zum Leder!

Der Wörishofener Barfußprediger Kneipp sah in der Fußbekleidung seiner Zeit nichts als eine „Verkümmerungsmaschine“, gegen welche er Freiluftklamotten und Sandalen einzusetzen gedachte. Die Wandervögel der Jugendbewegung orientierten sich gern an den Reformschuh-Propagandisten, in deren Zirkeln sich die Stuttgarter „Wollenen“ am heftigsten und scheckigsten hervortaten. Das Oberhaupt der schwäbischen Wollschuhbewegung war ein Zoologie- und Anthropologieprofessor, der an des Menschen Lufthunger glaubte, zu stillen einzig durch wollene, filzige Kleidung. Durch lederne Materialien, dozierte der Gelehrte weiter, werde der Mensch nämlich nur krank, ein Opfer der eigenen schlechten Seelenausdünstung . . .    

Wollschuhe, man ahnt es, zerfitzen und lösen sich auf, falls der Fuß innen arg schwitzt oder von außen Regen drauffällt. Prompt dekretierte der Meister, nicht jegliches Leder sei der Gesundheit abträglich, sondern nur lohgar gegerbtes; wogegen Vaselineleder sowie wildgares oder sämisches Leder „fast so gesund wie Naturwolle“ sei. „Ich gehe gegenwärtig“, verriet er 1882 triumphierend den wollenen Freunden, „mit hellgelben Hirschlederstiefeln in Stuttgart herum – allgemeines Tableau!“

Der Heiterkeitserfolg des exzentrischen Schwaben kam nicht von ungefähr. Denn als professoraler Stiefelschrat sah er von weitem aus wie Rulaman, der edle Steinzeitwilde, welcher sehr zur Erbauung des schwäbischen Bürgertums dem Schriftstellerhirn seines Studienfreunds D.F. Weinland entsprungen war. Noch kein Grüner. Aber bereits ein Hellgelber.

Gebrauchsanweisung und Preise

Zehn Personen sind gesucht. Es gilt, aus dem Leder ihrer Namen die folgenden Buchstabenflicken zu schneiden:

vom 1. Namen den 4. Buchstaben

vom 2. Namen den 3. Buchstaben

vom 3. Namen den 2. Buchstaben

vom 4. Namen den 5. Buchstaben

vom 5. Namen den 2. Buchstaben

vom 6. Namen den 5. Buchstaben

vom 7. Namen den 1. Buchstaben

vom 8. Namen den 3. Buchstaben

vom 9. Namen den 2. Buchstaben

vom 10. Namen den 4. Buchstaben

Aber aufgepasst, die Buchstabenflicken heißt es nun neu vernähen, und zwar so, dass ein Schuh daraus wird: das ist das Lösungswort.

Dieses Lösungswort bitte auf einer Postkarte – E-Mail taugt nicht zum Ziehen – bis zum 7. Januar (Poststempel) einsenden an die Stuttgarter Zeitung, Kennwort Weihnachtsrätsel, Postfach 106032, 70049 Stuttgart.

120 Preise locken. Zehn davon sind Hauptgewinne, bei denen die Sieger die Wahl zwischen drei Preisen haben: der Vorzugsausgabe der Sammlung „101 Nacht“, herausgegeben und übersetzt von Claudia Ott (Manesse), den Konzert-Filmaufnahmen „Sergiu Celibidache“ (fünf DVDs, 511 Minuten) oder der Box „Stuttgarter Filmschätze“ (fünf DVDs). Zehn weitere Preisträger dürfen sich einen Bestseller der Saison aussuchen. Außerdem gibt es hundert Trostpreise: „Weil der Krieg unsere Seelen frisst – Wie die blinden Flecken der Vergangenheit bis heute nachwirken“ der StZ-Autorin Hilke Lorenz.

Die Namen der Hauptgewinnerinnen und -gewinner werden pünktlich am 11. Januar in der gedruckten Ausgabe der Stuttgarter Zeitung zu lesen sein.