Das Maskenorakel deutet es an – nicht nur Corona wird unser Leben im neuen Jahr weiter mitbestimmen. Auch ein amerikanischer Ex-Präsident und eine lettische Firma werden Einfluss nehmen. Ein – nicht ganz ernst gemeinter – Ausblick auf 2021.

Rems-Murr-Kreis - Das Mega-Wohnhochhaus in Fellbach soll doch noch fertig gebaut werden – und wie: Was unter Gewa- und Schwabenlandregie nur bis zum Rohbau gekommen ist, soll nun in dreifachem Ausmaß fertiggestellt werden. Nachdem alle seine Versuche gescheitert sind, am Präsidentensessel in Amerika festzuhalten, will sich Donald Trump auf das Projekt in der „Perle Europas“ konzentrieren, das ihm und der Stadt zu neuer Reputation verhelfen soll. „Make Fellbach great again“, lautet Trumps abgewandelter Slogan, den er bereits auf Twitter verbreitet. „Fellbach first“ sei künftig das Motto „Unterm Trump-Tower“, was selbstredend „Unterm Kappelberg“ ablösen werde. Ach ja – und natürlich gehe er davon aus, dass sich die „noch amtierende“ örtliche Stadtchefin Gabriele Zull wieder mehr um ihre Familie kümmern wolle, twittert Trump. Den Rathauschefjob wolle er aber standesgemäß vom Penthouse des Trump-Towers aus erledigen.

 

Remsaufwärts reiben sich die Querdenker die Hände. Mit Donald Trump lässt sich auch hier ein Zugpferd für die mittlerweile täglich stattfindenden Demonstrationen der Maskengegner in Schorndorf gewinnen. Nur seine königliche Heiligkeit Thomas G. Hornauer ist wenig begeistert von der Promi-Konkurrenz auf der Bühne. Doch ein Lichtkristall-Großauftrag für die Innenausstattung des Fellbacher Trump-Towers kann ihn besänftigen. Schorndorf mausert sich durch die charismatischen Auftritte von Donald und Thomas vollends zur Pilgerstätte der „Querdenken“-Bewegung. Der neu gegründete Eigenbetrieb für Tourismus und Citymanagement versucht aus der Not eine Tugend zu machen. Neue Merchandising-Produkte für die Protestmärsche wie weiße Ganzkörperanzüge mit Schorndorf-Signet finden einen reißenden Absatz. Die eigens genähten Schorndorf-Masken bleiben allerdings ein Ladenhüter.

Bei der bundesweiten Kampagne, in deren Verlauf sich alle impfwilligen Rems-Murr-Bürger haben pieksen und gegen das Coronavirus schützen lassen, hat sich die zeitweise zum Impfzentrum umfunktionierte Rundsporthalle in Waiblingen überraschend als optimaler medizinischer Standort entpuppt. Der Vorschlag, dort wieder ein kleines, eigenes Waiblinger Krankenhaus anzusiedeln, in welchem im wahren Sinne des Wortes einfach alles rund läuft, findet jedoch im Kreistag letzten Endes keine Mehrheit. Auf viel Zustimmung stößt hingegen die Idee, den umstrittenen, von Investoren mitten in der Stadt Waiblingen geplanten Neubau für ein Ärztehaus zu streichen – und anstatt seiner die Rundsporthalle zum Ärztehaus umzufunktionieren. Denn wegen der finanziellen Folgen der Corona-Pandemie ist auch in Waiblingen Sparen angesagt. Zweifler an dem Alternativstandort überzeugt das Argument, dass man in der Turnhalle extra für das Impfzentrum einen neuen Boden verlegt habe. Zudem verhindert das Ärztehaus am Rande der Stadt, dass sich noch mehr Verkehr durch die Fronackerstraße quält. Selbst die CDU-Fraktion ist happy, bietet doch der Platz an der Rundsporthalle mehr als genug Parkraum für die Autos der anreisenden Patienten und ist sogar als Hubschrauberlandeplatz geeignet.

Weinstadt verliert eine Institution, denn die Beutelsbacher Remstalkellerei verlässt nach langen Debatten schließlich doch ihr altangestammtes Gelände mitten im Ort. Die Überraschung ist perfekt, als durch ein streng geheimes, aber irgendwie an die Öffentlichkeit geratenes internes Mitgliederschreiben bekannt wird, wer der Käufer des rund 1,3 Hektar großen Geländes ist. Nicht die Stadt Weinstadt hat zugegriffen, sondern die Firma „Underwater World“.

Die Gesellschaft mit Sitz in Lettland funktioniert den gewaltigen Keller der Genossenschaft zum größten unterirdischen Aquarium der Welt um, zur „Weinstadt Underwater World“. Vor der Kulisse einer aus gülden glänzenden Steinen erbauten Doppelgängerin der Burgruine Beutelsbach – man munkelt, das Bauwerk habe einen Wert von rund 35 000 Euro und bestehe aus echten Goldbarren – tummeln sich unter den Augen der staunenden Besucher allerlei Wassertiere. So etwa Finanzhaie und Vertreter der bereits von Alfred Brehm beschriebenen Sippe der Betrügerfische, lateinisch Epibulus, die im indischen Meer heimisch sind.

So groß das Aquarium sein mag, es löst nicht die weiterhin eklatante Bädermisere in Weinstadt. Allerdings, so kommt den Stadtoberen zu Ohren, habe sich das nahe Fellbach mit der Übernahme des F3 doch ein wenig verlupft. Die Kappelbergstadt sei durchaus daran interessiert, den Badetempel gegen einen geringen Unkostenbeitrag in F4 umzutaufen: „Familien- und Freizeitbad Fellbacher Vororte“. Dazu mag man in Weinstadt nicht Nein sagen! Auch die Frage, wie Schüler und Saunagäste unkompliziert zum Schwimmunterricht transportiert werden können, ist in Windeseile gelöst. Verfügt man doch in beiden Kommunen über ungenutzte Gebäudeperlen in Höhenlagen. Und so wird geschwind eine Seilbahn zwischen Schönbühl und Waldschlössle gespannt. Nur für die Riesenrutsche vom Kappelberg hinunter ins F4, da wird noch ein Investor gesucht. Bisher hat sich nur die Interspa-Gruppe gemeldet, die sich nach eigenen Auskünften bestens mit Schieflagen im Badesektor auskennt.

Wer hätte das gedacht, dass derweil zwischen Fellbach und Weinstadt auch noch jenes voll auf die Internationale Bauausstellung 2027 ausgerichtete und vermeintlich teilortverbindende Zukunftsprojekt an Kernens Hangweide buchstäblich Baden geht. Quasi komplett ins Wasser fällt, noch bevor der erste Bagger so richtig angefangen hat die altehrwürdige Hangweide umzugraben, das einst modellhafte, dann ausgemusterte Behindertendorf. Es hätte ja im Frühjahr eigentlich nur so ein kleiner Test werden sollen, ein Probelauf, wie die Sache mit dem als Mittelpunkt der neuen elektromobilen Wohn- und Arbeitswelt wieder installierten Egelsee funktioniert. Dass da gleich die ganze Mulde vom Beibach bis zum Haus Edelberg vom einst nur an den Beinsteiner Mineralquellen zutage tretenden hochwertigen Mineralwasser geflutet würden, damit hatte keiner gerechnet. Immerhin, jetzt schwimmen im von Ebbe Kögel wegen irgendwelcher urzeitlicher Ahnengewässer sofort zum Unesco-Welterbe erhobenen Kernener Edelsee zwischen den Segelbooten massenhaft Haubentaucher. Quasi als Reminiszenz ans vergangenen Maskenjahr und natürlich zur Augenweide der zwischen Beutelsbach und Fellbach gondelnden Seilbahnfahrer.

Fast so groß wie die Freude über den unverhofften wassersportlichen Tourismuscoup, der den Lago Hangweidiensis nach F4 und dem zumindest monetär auch untergegangenen Backnanger Wonnemar zur dritten Außenstelle der längst weltberühmten Weinstädter Unterwasser-Weinwelt macht, ist in Kernen die Freude groß über die Fortentwicklung der ortseigenen Bürgermeisterfamilie. Es hat doch noch geklappt mit der kirchlichen Hochzeit in fernen, vormaligen Heimatgefilden. Allerdings hat die einjährige Corona-Verzögerung fast sensationelle Konsequenzen gezeitigt. Geheiratet wurde in Weiß, aber schon zu viert. Benedikt Paulowitsch hat tatsächlich sein heimlich im engsten Gemeinderatskreis gemachtes Versprechen wahr werden lassen und in den langen Nächten des Ausgehverbots der besonderen Kommunalkonstellation wegen gezielt und konsequent Zwillinge gezeugt. Die Kernener sind absolut glücklich mit Schreihals Rommelus und seinem knuddeligen Schwesterchen Stettina.