Fünf Stuttgarter Organisationen arbeiten neuerdings mit dem Jobcenter zusammen, um Frauen wieder zurück ins Berufsleben zu helfen. Sie unterstützen die Teilnehmerinnen des Forums Frauen praktisch und mental. Denn häufig verlässt Bewerberinnen auf dem Weg in den Job der Mut.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Für den Arbeitsbeginn als alleinerziehende Mutter muss alles durchgespielt werden – auch Erziehungsfragen, die vorher nicht aufgetreten waren: „Was mache ich, wenn mein Kind morgens, wenn wir los müssen, in die Hose macht? Dann komme ich zu spät“, überlegt Tatjana Volz (Name geändert). Deshalb hat sie alles eingeübt, den Gang zur Kita und ein Zeitpolster für derartige Missgeschicke. Noch gibt es den Ernstfall mit dem Arbeitsbeginn nicht, denn Volz hat noch keinen Job. Sie ist derzeit Teilnehmerin im Programm Forum Frauen – berufliche Weiterentwicklung. Auf das Angebot war sie über ein Informationsblatt gestoßen und hat sich selbst angemeldet.

 

Aufbauarbeit in den Kursen

Die neue Anlaufstelle für Frauen, die zurück in den Beruf wollen, sich weiter qualifizieren wollen oder überhaupt eine Ausbildung machen wollen, ist ein Projekt des Jobcenters Stuttgart zusammen mit dem Frauenunternehmen Zora, der Neuen Arbeit, der Caritas, dem Beff (Berufliche Förderung von Frauen) und dem Sozialdienst katholischer Frauen. Mit dieser Besetzung soll für die Klientinnen nach ihren individuellen Bedürfnissen, Wünschen und Fähigkeiten herausgefunden werden, welcher Arbeitsbereich für sie passt und wie sich ihre Eingliederung in den Arbeitsmarkt Schritt für Schritt realisieren lässt. Tatjana Volz besucht viermal in der Woche Kurse beim Forum Frauen in der Nordbahnhofstraße und lernt hier unter anderem, sich positiv darzustellen. Aber auch wie sie die wichtigen Dokumente wiederbekommen kann, die ihr bei einem Wohnungsbrand abhanden gekommen sind, erfährt sie hier, ebenso wie sie ihre EDV-Kenntnisse erweitern kann.

Ein Stein fällt vom Herzen

„Mir wurde hier eine große Angst genommen“, sagt Teilnehmerin Anja Özkan (Name geändert) zuversichtlich. „Vorher konnte ich abends vor lauter Sorgen nicht einschlafen.“ Auch sie ist alleinerziehende Mutter eines Kleinkindes. „Ich will so schnell wie möglich aus dem Hartz-IV–Bezug raus“, betont sie. Sie hatte wegen der Geburt des Kindes ihr Studium abgebrochen. Jetzt will sie Sozialarbeit als Duales Studium machen. „Dann verdiene ich auch ein bisschen Geld nebenher“, sagt sie. „Lieber mache ich jetzt noch einmal eine Durststrecke durch, um dann nachher einen Job mit besserem Verdienst zu bekommen. Ich will meinem Kind auch etwas bieten können.“ Derzeit arbeitet sie mit Unterstützung des Forums Frauen an ihren Bewerbungen. Auch Bei der Suche nach einer Kita wurde sie hier unterstützt. „Zehn Einrichtungen habe ich angeschrieben“, berichtet sie.

Die persönlichen Arbeitsberater beim Jobcenter seien oft überfordert mit dem Bündel an Problemen, die Frauen mitbringen, wenn sie wieder ins Berufsleben zurückwollen, sagen beide Teilnehmerinnen.

Großer Zulauf für das Projekt

Durch die Besetzung des Forums Frauen mit Sozialarbeiterinnen und Beraterinnen aus unterschiedlichen Organisationen können die Besonderheiten besser berücksichtigt werden. Dazu gibt es ein fünfstufiges Qualifizierungs- und Kursprogramm, über das die individuellen Ziele verwirklicht werden können.

Das Projekt soll verhindern, dass Klientinnen während der Findungsphase abspringen oder ihre Motivation verlieren. „Wir haben aus vielen kleinen Maßnahmen eine große gestaltet“, erklärt Gudrun Rössler-Edelmann die Besonderheit vom Forum Frauen. Sie ist beim Jobcenter Beauftragte für Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt. Erklärtes Ziel ist es, Frauen in den ersten Arbeitsmarkt zu führen und sie so unabhängig von staatlichen Leistungen zu machen. Auch für Frauen, die aufgrund mannigfaltiger Problemlagen dazu nicht in der Lage sind, werden hier Lösungen gesucht.

Das Modellprojekt hat seit seinem Start Anfang des Jahres einen Riesenzulauf. Die Altersspanne der Klientinnen reicht von unter 25 Jahren bis 65. Rund 200 Frauen können teilnehmen. Die meisten Plätze sind bereits besetzt.