Wieder kommt dem darbenden Theater ein Patient zu Hilfe: Gioachino Antonio Rossini. Der italienische Komponist hat 1856 in den Wildbader Thermalquellen Linderung seiner nicht näher genannten Beschwerden gesucht. Auf diesen bis dato nicht bekannten Aufenthalt macht der Dirigent Wilhelm Keitel den Verein aufmerksam. Er ist bei der Recherche für seine Rossini-Biografie auf den berühmten Kurgast aus Italien gestoßen.

 

So wurde der Komponist zum Namensgeber des Rossini-Festivals, das seit 1989 alle Jahre wieder Opernliebhaber aus der ganzen Welt in das ansonsten unglamouröse Kurstädtchen im Nordschwarzwald zieht. Die Leitung in den ersten drei Jahren lag bei Wilhelm Keitel.

Doch auch diese öffentlichkeitswirksame Veranstaltung bedeutete noch nicht die Rettung für das nach wie vor verfallende Kurtheater. Die Opern und Konzerte mussten in anderen Sälen in der Stadt aufgeführt werden. Die letzten Aufführungen im Königlichen Kurtheater hatten nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden. Die Württembergische Landesbühne gab einige Gastspiele, zumeist jedoch traten Schüler- oder Laiengruppen auf. 1967 wurde der Spielbetrieb endgültig eingestellt. Als die Kurverwaltung das Haus schließlich als Abstellraum für Gartengeräte entfremdete, schien sein Verfall nicht mehr aufzuhalten.

Mit dramatischen Worten prophezeit der Denkmalschützer Eckart Hannmann 1990: „Wenn nicht innerhalb ganz kurzer Zeit der sichtbar fortschreitende Verfall gestoppt werden kann, muß mit einem Totalverlust des Wildbader Theaters gerechnet werden.“ Der Landesrechnungshof rät 1997, das Gebäude abzubrechen. Der Landtag folgt dieser Empfehlung im März 1998 und gibt die Immobilie auf. Ein weiteres Jahr später kauft sie der Förderverein dem Land ab für den symbolischen Preis von einer Mark. 2001 kann dann endlich die Sanierung beginnen, die 3,6 Millionen Euro kostet – und finanziert wird vom Land, vom Bund und von privaten Spendern.

Zur Wiedereröffnung steht jetzt „Die Reise nach Reims“ im Programm – die „personenreichste, witzigste, musikalisch überschäumendste Festoper, die man sich denken kann“, wie es im Veranstaltungsheft heißt. Das Werk stammt aus der Feder von Gioachino Antonio Rossini. Eine Woche später beginnt – endlich auch im Kurtheater – das nach dem Komponisten benannte Festival.

„Das war die Wende“, sagt Eckhardt Peterson. Peterson war der Chefarzt der Neurologischen Abteilung der Rommel-Klinik, wo Justus Frantz behandelt wurde. Seit vielen Jahren ist er der Vorsitzende des Fördervereins Kurtheater Wildbad. Frantz sei es gelungen, die Wildbader auf die Einzigartigkeit ihres Theaters aufmerksam zu machen – in einer Zeit, in der die Neigung, „altes Glump“ abzureißen, größer war, als viel Geld in dessen Erhaltung zu investieren.

Den Grundstein für das Kulturhaus im Kurort hatte der Theater-Unternehmer Albert Hirsch gelegt. Er errichtete es 1864 als bescheidene Spielstätte. 1873 ging die Einrichtung in das Eigentum des Staates über. 1888 erhielt der schlichte Fachwerkbau, der in zeitgenössischen Kritiken gar als „Baracke“ geschmäht wurde, den hochtrabenden Titel Königliches Kurtheater.

Erst 1897 verpasste Albert von Berger, einer der bedeutendsten Architekten der vorvergangenen Jahrhundertwende dem Gebäude durch An- und Umbauten die heutige Form. Die Hülle blieb schlicht. Der rund 200 Personen umfassende Zuschauerraum jedoch wurde in der ganzen neubarocken Pracht jener Zeit ausgeschmückt: mit Malereien, Stuckdekor, einem umlaufenden Rang samt geschwungener Brüstung. Am 8. Juni 1898 wurde das Haus feierlich wiedereröffnet. Selbst „das anspruchsvolle Großstadtpublikum“ habe die Aufführungen in dem „sehr zweckmäßig und elegant“ eingerichteten Theater genossen, heißt es einem 1909 erschienen Fremdenführer.

In der Vorstellung des 1987 gegründeten Fördervereins ist es nicht allzu schwierig, dem glanzlosen Schmuckstück seinen Glanz zurückzugeben. „Wir wollten das Theater sanieren und die historische Bühne wieder bespielbar machen“, erzählt Eckhardt Peterson. Doch statt der freudig-dankbaren Zusage des Landes, das die Förderer um Zuschüsse ersucht haben, kommt aus Stuttgart die Frage nach dem Nutzungskonzept. Darüber, was auf der historischen Bühne je gezeigt werden sollte, hatte sich allerdings noch niemand den Kopf zerbrochen. „Wir waren total überfordert“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Rossini suchte Linderung in den Thermalquellen

Wieder kommt dem darbenden Theater ein Patient zu Hilfe: Gioachino Antonio Rossini. Der italienische Komponist hat 1856 in den Wildbader Thermalquellen Linderung seiner nicht näher genannten Beschwerden gesucht. Auf diesen bis dato nicht bekannten Aufenthalt macht der Dirigent Wilhelm Keitel den Verein aufmerksam. Er ist bei der Recherche für seine Rossini-Biografie auf den berühmten Kurgast aus Italien gestoßen.

So wurde der Komponist zum Namensgeber des Rossini-Festivals, das seit 1989 alle Jahre wieder Opernliebhaber aus der ganzen Welt in das ansonsten unglamouröse Kurstädtchen im Nordschwarzwald zieht. Die Leitung in den ersten drei Jahren lag bei Wilhelm Keitel.

Doch auch diese öffentlichkeitswirksame Veranstaltung bedeutete noch nicht die Rettung für das nach wie vor verfallende Kurtheater. Die Opern und Konzerte mussten in anderen Sälen in der Stadt aufgeführt werden. Die letzten Aufführungen im Königlichen Kurtheater hatten nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden. Die Württembergische Landesbühne gab einige Gastspiele, zumeist jedoch traten Schüler- oder Laiengruppen auf. 1967 wurde der Spielbetrieb endgültig eingestellt. Als die Kurverwaltung das Haus schließlich als Abstellraum für Gartengeräte entfremdete, schien sein Verfall nicht mehr aufzuhalten.

Mit dramatischen Worten prophezeit der Denkmalschützer Eckart Hannmann 1990: „Wenn nicht innerhalb ganz kurzer Zeit der sichtbar fortschreitende Verfall gestoppt werden kann, muß mit einem Totalverlust des Wildbader Theaters gerechnet werden.“ Der Landesrechnungshof rät 1997, das Gebäude abzubrechen. Der Landtag folgt dieser Empfehlung im März 1998 und gibt die Immobilie auf. Ein weiteres Jahr später kauft sie der Förderverein dem Land ab für den symbolischen Preis von einer Mark. 2001 kann dann endlich die Sanierung beginnen, die 3,6 Millionen Euro kostet – und finanziert wird vom Land, vom Bund und von privaten Spendern.

Zur Wiedereröffnung steht jetzt „Die Reise nach Reims“ im Programm – die „personenreichste, witzigste, musikalisch überschäumendste Festoper, die man sich denken kann“, wie es im Veranstaltungsheft heißt. Das Werk stammt aus der Feder von Gioachino Antonio Rossini. Eine Woche später beginnt – endlich auch im Kurtheater – das nach dem Komponisten benannte Festival.

„Frantzdampf“ kann nicht dabei sein. Er muss sein eigenes Festspiel auf Gran Canaria leiten. In Gedanken ist der Musiker aber gewiss auch in Bad Wildbad. Der einstige Patient ist der Schirmherr des Fördervereins und dem Königlichen Kurtheater weiterhin verbunden. Und auch den 75-jährigen Eckhart Peterson lässt das Kulturdenkmal, mit dem er ein Drittel seines Lebens verbracht hat, nicht los: Er will weiter Geld sammeln – für einen Vorhang. Damit es im Kurtheater im Wortsinne heißen kann: „Vorhang auf!“