Die Gemeinderatsfraktion der Grünen möchte, dass die Wohnbaupläne im Laihle forciert werden.

Stuttgart-Botnang - Im Laihle tut sich was. Rund um das derzeit noch eher trostlose Einkaufszentrum an der Leharstraße ist seit wenigen Wochen Bewegung gekommen – sehr zur Erleichterung vieler Botnanger. Das liegt auch daran, dass das Ladenzentrum jüngst seinen Besitzer gewechselt hat. Die Firmengruppe Christiansen, Gebert & Mack GbR aus Heilbronn hat dem Kommunalen Versorgungsverband Baden-Württemberg (KVBW) das Gebäude abgekauft. Die neuen Eigentümer wollen das ziemlich verwaiste Einkaufszentrum so schnell wie möglich revitalisieren und barrierefrei machen. Ein Architekt arbeitet schon an einem Entwurf, wie das Gebäude künftig aussehen könnte. Erste Gespräche mit der Firma Edeka, die an der Leharstraße einen Treff 300 betreibt, haben stattgefunden. Der Lebensmittelmarkt soll attraktiver werden. Zudem würden die neuen Eigentümer den Botnangern gerne wieder einen Drogeriemarkt in den Stadtbezirk holen. Anfang nächsten Jahres rechnen die Investoren damit, dass ihnen erste konkrete Planungen des Architekten vorliegen.

 

Unabhängig von den positiven Entwicklungen im Einkaufszentrum wird es auch mittlerweile auf den Flächen drumherum konkreter. Die Stadt hat eine erste Machbarkeitsstudie für das gesamte Gebiet „Im Laihle“ präsentiert (wir berichteten). Untersucht wurde nicht nur das Ladenzentrum, sondern auch die Parkflächen vor dem Gebäude und das angrenzende Grundstück der katholischen Kirche, auf dem unter anderem die Kirche Christus-Erlöser zu finden ist. Schon vor rund zwei Jahren hat der Kirchengemeinderat beschlossen, dass das Gotteshaus an der Leharstraße aufgegeben werden soll. Das war das Ergebnis einer umfangreichen Bewertung der kirchlichen Gebäude. Im Rahmen des Projekts „Aufbrechen“ soll der Immobilienbestand „spürbar und nachhaltig“ reduziert werden. Der Kirchengemeinderat möchte allerdings, dass die Katholiken am Standort Leharstraße auf jeden Fall präsent bleiben. Es soll unbedingt einen Ort geben, an dem sich die Gemeinde treffen kann, und es soll auf dem Grundstück auch eine Kita unterkommen.

Ein Kirchenabriss ist nur in Ausnahmefällen möglich

Ein konkretes Konzept für die künftige Nutzung des Kirchengrundstückes gibt es noch nicht. Allerdings werden die Katholiken zeitnah eine eigene Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Wenn es nach den Grünen im Gemeinderat geht, soll am besten die Stadt das Grundstück kaufen. In der Machbarkeitsstudie, welche die Stadt in Auftrag gegeben hat, habe man deutlich gesehen, dass im Laihle „eine engagierte Wohnbebauung“ möglich sei, die schon auf sehr positive Resonanz bei den Botnangern gestoßen sei, heißt es in einem aktuellen Antrag der Grünen. Um jetzt zeitnah in den Planungen voranzukommen und das Areal gesamtheitlich entwickeln zu können, müsse geprüft werden, ob man das Kirchengrundstück erwerben könne. Das Amt für Liegenschaften und Wohnen sammelt derzeit Informationen, um den Grünen antworten zu können. „Es gibt schon Gespräche mit der Stadt“, sagt Nicole Höfle, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des katholischen Stadtdekanats. Derzeit sei aber noch völlig offen, wie das Ergebnis am Ende aussehe. Man rechne im zweiten Halbjahr 2018 damit, ein Konzept für das Grundstück präsentieren zu können – mit oder ohne Kirchengebäude ist noch unklar. Fakt ist aber, dass ein Abriss eines Gotteshauses an sehr viele Bedingungen geknüpft ist: Sogenannte Profanierungen von Kirchen sind in der Diözese Rottenburg-Stuttgart selten. Es bedarf eines durch die Deutsche Bischofskonferenz festgelegten Vorgehens. Wird der Antrag auf Profanierung einer Kirche an den Bischof gerichtet, überweist er ihn an das Diözesane Beratergremium zur Umnutzung sakraler Räume und heiliger Orte zur Beratung. Dessen Votum wird im Priesterrat beraten. Lehnt der Priesterrat eine Profanierung ab, ist das Verfahren beendet. Findet sie dort Zustimmung, nimmt die Sitzung des Bischöflichen Ordinariats eine Einschätzung vor. Auf der Basis der Beschlüsse der drei Gremien trifft der Bischof dann eine Entscheidung.

Insgesamt gibt es in der Diözese rund 2400 Kirchen und Kapellen. Seit der Einsetzung einer diözesanen Kommission zur Umnutzung sakraler Räume 2005 wurde über die Profanierung von 15 Kirchen beraten. In acht Fällen sprachen sich die zuständigen Gremien für eine Profanierung aus. Bisher wurden nur drei Kirchen abgerissen. Im Januar soll die Vinzenz-Pallotti-Kirche in Birkach folgen. Auf dem dortigen Areal soll ein Wohnungsbauprojekt realisiert werden, das sowohl Eigentums- und Mietwohnungen, besonders für Familien, als auch Wohnmöglichkeiten für Asylbewerber und für Flüchtlinge mit dauerhaftem Bleiberecht umfasst. Zum acht Baukörper umfassenden Quartier gehören auch Wohnungen für Studierende sowie der Neubau einer viergruppigen Kindertageseinrichtung.