Die Ernährungsampel Nutri-Score erfüllt ihren Zweck, dafür können auch kleine Schwächen in Kauf genommen werden.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris -

 

Die Kritik an Nutri-Score will nicht verstummen. Und das ist gut so. Denn das Logo hat seine deutlichen Schwächen, daran gibt es keine Zweifel. Aber die Ernährungsampel erfüllt ihren Zweck, sie bietet den Verbrauchern beim Einkauf eine erste und einfache Orientierung. In Frankreich, wo das Logo schon seit Jahren im Handel zu finden ist, zeigt sich: Wenn ein Vergleich möglich ist, kaufen die Menschen nachweislich gesünder ein. Im Fall von Nutri-Score tun sie das, weil sie der Kennzeichnung vertrauen können. Die Einstufung der Lebensmittel ist seriös und von unabhängigen Wissenschaftlern entwickelt worden – zudem wird sie ständig weiter verbessert.

In Deutschland noch kaum zu finden

Im Gegensatz zu Frankreich ist die bunte Lebensmittelampel in Deutschland aber noch zu wenig in den Regalen zu sehen. Wenn nicht sehr viele Produkte gekennzeichnet sind, ist ein Vergleich nur schwer durchführbar. Das Beispiel Frankreich zeigt aber auch: wenn der Druck groß genug wird, können sich auch scheinbar unbeugsame Konzerne wie die Fast-Food-Kette McDonald’s der Entwicklung nicht verschließen und werden ihre Produkte mit der Ampel auszeichnen. Alles andere wäre schlicht schlechte Werbung und die Kunden würden vermuten, dass das Unternehmen etwas zu verstecken hat.

Nur eine Entscheidungshilfe

Nutri-Score ist aber allenfalls eine Entscheidungshilfe, etwa bei Fertigprodukten. Eine gewisse Grundkenntnis über die Qualität von Lebensmitteln wird dadurch nicht ersetzt. Aus diesem Grund dürfte eine schlechte Ampel-Bewertung von hochwertigem Olivenöl die Käufer kaum vom Griff ins Regal abhalten. Denn sie dürften sich bewusst sein, dass in solch einem Fall exklusiver Genuss eben nur über den Weg einer kleinen Sünde zu bekommen ist.