Die 45-jährige Andrea Lindel tritt die Nachfolge von Edgar Hemmerich an. Bisher war sie die stellvertretende Bezirkschefin von Mühlhausen.

Plieningen/Birkach - Da sage noch einer, der Gemeinderat hört nicht auf den Bezirksbeirat. Bei der nicht-öffentlichen Vorstellungsrunde der Kandidaten für den Bezirksvorsteherposten von Plieningen und Birkach am Dienstagabend votierten zehn Bezirksbeiräte für Andrea Lindel, die stellvertretende Bezirksvorsteherin von Mühlhausen, und die gleiche Anzahl für ihre Mitbewerberin Sybille Hiller, die beim Sportamt die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen leitet.

 

Das gleiche Bild bot sich am Mittwoch im Gemeinderat. Nach dem zweiten Wahlgang lautete das Ergebnis: 30 zu 30. Eine Stimme war ungültig. Im ersten Wahlgang hatte Hiller noch hauchdünn die Nase mit 30 zu 29 Stimmen – zwei waren ungültig – vorne gehabt. Allerdings fehlte ihr eine Stimme zur absoluten Mehrheit. Das Patt im zweiten Wahlgang bedeutete freilich: das Los musste entscheiden. Weil er der jüngste Stadtrat ist, wurde Peter Sveijda von den Grünen als Glücksfee auserkoren. Er wählte den Zettel aus, auf dem Lindels Name stand. „Das war eine absurde Situation“, sagt Lindel.

Widmaier und Klein haben ihre Kandidatur zurückgezogen

Dass es ein Zweikampf um den Posten des Bezirksvorstehers geben würde, hatte sich schon zu Beginn der Woche abgezeichnet. So präsentierte sich statt einem Quartett nur ein Duo den Stadträten. Ihre Kandidatur zurückgezogen hatten zuerst Susanne Widmaier, persönliche Referentin des Leonberger OB, und nach der Sitzung der Bezirksbeiräte auch Hans Peter Klein, stellvertretender Bezirksvorsteher von Sillenbuch. Widmaier wurde in dieser Woche zur Ersten Beigeordneten von Weil der Stadt gewählt. Im Gemeinderat waren die Rollen klar verteilt. Während die öko-soziale Mehrheit (31 Stimmen) Lindel auf das Favoriten-Schild gehoben hatten, setzten CDU, Freie Wähler und FDP auf Hiller.

Die Frau vom Stuttgarter Sportamt hatte aber nicht nur ihre Unterstützer überzeugt. Die 56-Jährige warb mit ihrem „weitverzweigten Netzwerk“, ihrem „kooperativen Führungsstil“ und der Idee eines Ehrenamtspreises um die Gunst der Stadträte. Die 45-Jährige Andrea Lindel, die in Ostfildern-Kemnat wohnt, stellte die Vorzüge von Plieningen und Birkach heraus, nannte aber auch „Verbesserungswürdiges“, wie etwa den beginnenden Ladenleerstand an der Filderhauptstraße. „Nur wenige Ideen bringt man allein voran“, sagte die gebürtige Heidenheimerin, die von 2000 bis 2008 stellvertretende Bezirksvorsteherin in Sillenbuch war. Lindel hatte schließlich die Glücksgöttin auf ihrer Seite, Hiller nicht. „Meine Kollegen haben mich sehr gut aufgefangen“, sagte Hiller einen Tag nach der historischen Wahl. Es habe sie „natürlich gewurmt“, auf diese Weise zu unterliegen. Sie wünsche Lindel aber „alles Gute“. Wann die neue Bezirksvorsteherin , die keiner Partei angehört, ihr neues Amt antritt, ist noch nicht sicher: „Das kann ich nicht genau sagen.“ Es soll aber baldmöglichst geschehen. Besonders freut sie sich auf das Hohenheimer Radrennen und auf die vielen „lebhaften Vereine, Einrichtungen und Kirchen“. Dass sie nur von der Hälfte der Stadträte und Bezirksbeiräte gewählt wurde, ist für Lindel „ein Ansporn, die anderen auch zu überzeugen“.