Zum sechsten Mal geht das Musiktheater Ludwigsburg über die Bühne – und wie immer ist der Aufwand riesengroß: Am 15. März haben Joseph Haydns „Die Jahreszeiten“ Premiere.

Ludwigsburg - In drei Wochen ist es soweit, dann ist im Forum am Schlosspark Premiere für „Die Jahreszeiten“. Regisseur Axel Brauch spricht von Puzzlestücken: „Da glitzert jedes für sich, aber nun müssen wir die Teile gemeinsam zum Glänzen bringen.“ Das neueste Ludwigsburger Großprojekt wird auch deshalb mit viel Spannung erwartet, weil es das erste mit neuem Kreativteam ist. Oder wie die Kulturamtsleiterin Wiebke Richert sagt: „Wir wollen das bekannte Musiktheater fortsetzen, aber gleichzeitig neue Impulse setzen.“

 

Freude und Frohsinn anno 1800

Zunächst habe sich ihm Joseph Haydn „lange entzogen“, bekennt Axel Brauch. Doch mittlerweile habe er in dessen Musik so viel Tiefe entdeckt, dass er auch nach bald einem Jahr der Vorbereitung immer noch Neues darin entdecke. Doch Brauch hat nicht nur nach Erkenntnissen in Sachen Wiener Klassik geschürft, er hat auch in Büchern gestöbert, um mehr über die Epoche zu erfahren. Dabei stieß er auf ein Wort, „das leider aus dem Sprachgebrauch verschwunden ist“, wie er meint: rätselschwanger. Ein Begriff, den er bezogen auf die Situation drei Wochen vor der Premiere zum Ludwigsburger Musiktheater besonders passend findet.

„Die musikalische Qualität der Jahreszeiten ist enorm hoch, aber das Libretto ist schwach“, meint Michael Čulo, der gemeinsam mit seiner Frau Angelika Rau-Čulo die musikalische Leitung innehat. „Vielleicht verstehen wir da einfach manches nicht mehr.“ Mögliche Missverständnisse begännen beim optimistischen Naturverständnis um das Jahr 1800 und setzten sich bei einer sehr speziellen Auffassung von Freude und Frohsinn fort.

„Darum kommt es auf eine dramaturgische Stringenz an“, sagt Čulo und lässt keinen Zweifel daran, dass das im Fall der Inszenierung, die die Ludwigsburger zwischen dem 15. und dem 25. März zu sehen bekommen, gelungen sei. Und zwar dank deutlicher Bezüge zu aktuellen Themen wie Naturkatastrophen, dem drohendem Klimawandel oder der Flüchtlingskrise, die vor allem in den Choreografien und im Bühnenbild ihren Niederschlag fänden. Aber auch dank der elektronischen Musik, die Vincent Wikström eigens dafür komponiert hat. Denn der Abend stützt sich nur zu etwa zwei Dritteln auf die Musik Haydns.

Fleißige Schneiderinnen

Der 30-jährige Frankfurter Komponist wird an allen Abenden anwesend sein und seine Musik in das vom Ludwigsburger Sinfonieorchester gespielte Haydn-Oratorium einfügen. Die Stammgäste des Musiktheaters sind es gewohnt: Auf der Bühne wird es auch in diesem Jahr ein Massenaufgebot an Sängern und Tänzern geben. Neben dem Jugendtanzensemble der Kunstschule Labyrinth werden eine für die Jahreszeiten gegründete Projekttheatergruppe und das Altentanztheater-Ensemble Zartbitter auftreten. Auch die Sänger vom Stadtverband der Gesangs- und Musikvereine sowie der Kantorei der Karlshöhe haben Verstärkung bekommen: In einer Aktion im vergangenen Sommer konnten vor allem junge Stimmen hinzugewonnen werden.

Das Ziel des Jahreszeitenteams war es, mindestens 160 Sänger auf die Bühne zu bringen, das wurde erreicht. Dass Gesine Pfitzer, die für das Bühnenbild und die Kostüme zuständig ist, am Ende mehr als 300 verschiedene Garderoben schneidern musste, war so nicht geplant. „Zum Glück habe ich ein Team von acht Damen“, sagt sie. Schneiderinnen und Designerinnen – allesamt kreativ und fleißig. „Anders wäre das nicht zu schaffen gewesen.“