Der letzte Herbstmonat hat keinen guten Ruf. Er gilt als grau, kühl und trostlos. Der November 2018 erfüllt dies aber nicht. Im Gegenteil, es wird trockener in der Stadt.

Stuttgart - Der November gilt als der Saukerl unter den Monaten. Die Luftschadstoffe steigen wieder verlässlich an, es ist meist dunkel, trüb, feuchtkalt und was einem sonst noch so an Widrigkeiten einfällt. Dazu bläst ein böiger Wind störriges Eichenlaub in die Ritze zwischen Windschutzscheibe und Motorhaube, was ordnungsliebende Autofahrer schier verzweifeln lässt. Und dann gibt es auch noch „novembrige“ Viren, die seltsamerweise Frauen verschonen, aber als Männerschnupfen umso heftiger wüten. Kein Wunder, dass der elfte Monat des Jahres ungefähr so beliebt ist wie ein Elternabend oder eine Nachfrage des Finanzamts zur Steuererklärung.

 

In diesem Jahr war war das ein wenig anders. Der November präsentierte sich von einer sehr freundlichen Seite, die so gar nichts Schwermütiges an sich hatte. Einen Haken hatte der verlängerte Straßencafé-Herbst aber schon – die Trockenheit in der Stadt hielt weiter an. Gerade mal 15 Liter Regen wurden an der Wetterstation Schnarrenberg gemessen, das sind nur 31 Prozent des langjährigen Mittels und viel zu wenig, um die Trockenheit des Jahres 2018 zu mindern. Der November war bereits der neunte Monat mit deutlich zu wenig Niederschlag in der Stadt. Der Dezember müsste jetzt 170 Liter Regen pro Quadratmeter bringen, damit das Jahr nicht als zu trocken aus dem Rennen geht. „Damit ist trotz der aktuellen Niederschläge nicht zu rechnen“, sagt dazu Andreas Pfaffenzeller. Laut dem Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes ist der Rekord für einen Dezember knapp 128 Liter ein durchschnittlicher Weihnachtsmonat steht mit 40 Litern in der Statistik.

Schlechte Aussichten für die Obsternte 2019

Die lange Trockenheit hat auch dazu geführt, dass der komplette Herbst 2018, also die Monate September, Oktober und November mit 71 Liter Regen pro Quadratmeter der zweittrockenste seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 war. Nur der Herbst 1962 war mit nur 66 Liter noch staubiger. Für die Obsternte 2019 in der Stadt heißt dies nichts gutes. Nach den großen Erträgen in diesem Jahr bilden zum Beispiel die Apfelbäume eh schon weniger Triebe aus, die Wasserarmut verstärkt das noch.

Verschärft wurde die Trockenheit im November noch durch die Sonne, die gut 90 Stunden schien, was etwa 126 Prozent eines normalen Jahres ist. Und auch die Temperatur war mit 6,4 Grad im Schnitt gut 1,7 Grad höher als normal. Es geht freilich noch sehr viel wärmer, auch wenn man das kaum glauben mag. 1994 wurden im Mittel 9,1 Grad gemessen, dagegen war es 2018 fast kühl. Ein Jahr vorher, also 1993, schlug das Pendel in die andere Richtung aus. Mit nur 1,4 Grad war dieser November der kälteste seit Beginn der Aufzeichnungen 1951. Der November 2018 reiht sich dagegen in die insgesamt fast spätsommerliche Wetterstecke seit 1. September ein. „Der Herbst 2018 war trotz sechs Tagen mit Frost viel zu warm, extrem trocken und auch extrem sonnig“, erklärt Andreas Pfaffenzeller.

Das typische Novemberwetter fällt in due Adventszeit

Mit dem schier unendlichen schönen Wetter ist es jetzt aber erst einmal vorbei. Die nächsten Tage haben wir feinstes Novemberwetter im Advent, zum Wochenende fallen die Temperaturen auf etwa fünf Grad und es könnte an drei Tagen so viel Regen fallen wie üblicherweise in einen kompletten Dezember.

Es gibt also Hoffnung, dass die Trockenheit ein wenig gemildert wird. Und alle Fans (doch es gibt sie) trüben Herbstwetter könnten am zweiten Advent auf ihre Kosten kommen. Der avisierte Regen dürfte übrigen auch die Pegel der Flüsse steigen und im Nachgang die Spritpreise sinken lassen. Dann hätte der verspätete Novemberblues wenigstens noch etwas Gutes. In der kommenden Woche könnte es dann sogar ein wenig weiße Deko für die Weihnachtsmarktbuden geben. Bei aller Unsicherheit von Prognosen über fünf Tage hinaus, sieht es im Moment tatsächlich ziemlich nach einem Kaltlufteinbruch aus. Dann gäbe es von Montag an möglicherweise ein wenig Schnee statt Regen. Für die Niederschlagsstatistik in der Stadt gibt es übrigens überhaupt keinen Schnee. Der Messbehälter auf dem Schnarrenberg ist beheizt, der Schnee schmilzt also sofort und wird als Wasser erfasst.