Viel zu trockenes, warmes und sonniges Wetter bestimmt den Oktober. Der Wassermangel wird bis Ende des Jahres wohl nicht auszugleichen sein.

Stuttgart - Im Oktober senkt sich gerne mal eine unangenehme Düsternis aufs Gemüt. In den Vorgärten tobt der Krieg der Laubbläser, die Nasenschleimhäute entzünden sich mit Ansage und die Versicherungen kündigen saftige Preiserhöhungen für das kommende Jahr an, obwohl man noch nie irgendwelche Schäden gemeldet hat. Zudem werden die Tage kürzer und wegen der vermaledeiten Winterzeit beginnt der Kampf gegen den Büroschlaf jetzt schon kurz nach halb Fünf. Das ist nicht schön, aber alle halten sich an Moll und im Radio spielen sie ellenlange Depri-Balladen von Black Sabbath und Guns N’ Roses. Wer da noch heiter bleibt, der hat kein Herz.

 

Temperaturen bis zu 26,3 Grad

In diesem Jahr kämpft aber zumindest das Wetter wacker gegen den Herbstblues, der ja auch etwas mit zu wenig Sonne auf der Haut zu tun haben soll. Von daher müssten aber alle Stuttgarter mit einem Dauerlächeln durch den Oktober gezogen sein. Mit 171,3 Sonnenstunden brachte es der zweite Herbstmonat schließlich auf satte 141 Prozent des langjährigen Mittels. Noch goldener waren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1951 nur fünf Oktober. Das lag vor allem daran, dass es gelegentlich ein paar Stunden zähen Frühnebel gab. Und es lag am trüben Wetter vor allem am Ende des Monats. „Das Tief Vaia schob feuchte und wolkenreiche Luftmassen über die Alpen nach Baden-Württemberg“ erklärt Andreas Pfaffenzeller das graue Finale zwischen dem 27. und 31. Oktober. Der Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart hat freilich sonst nicht viel Herbstliches zu vermelden. Schon gar nicht, was die Wärme angeht. Zwischen dem 6. und dem 17. Oktober herrschte bei Temperaturen zwischen 21,3 und 26,3 Grad freibadtaugliches Wetter, was die Schwimmergemeinde zum Beispiel in Tübingen genießen konnte, wo das städtische Freibad bis zum 28. Oktober geöffnet blieb, so lange wie noch nie. Insgesamt hatte der Oktober in Stuttgart drei amtliche Sommertage über 25 Grad (langjähriges Mittel 0,4 Tage), keinen einzigen Tag mit Minustemperaturen und war mit 12,4 Grad im Durchschnitt 2,4 Grad zu warm. Kaum zu glauben aber wahr – damit ist der Oktober 2018 nicht an der Spitze der Rekordliste sondern nur auf Rang sechs, gemeinsam mit dem Oktober 2005. Den absolut wärmsten zweiten Herbstmonat gab es im Jahr 2001 mit 14,1 Grad im Schnitt.

Die Trockenheit wird zum Dauerbegleiter

Bedenklich am Herbstwetter war nur der fehlende Regen. Bis zum 26. Oktober wurden nur 0,8 Liter Wasser pro Quadratmeter gemessen, also so gut wie nichts. Der Regen gegen Ende des Monats steigerte die Summe dann noch auf 18,2 Liter, aber auch das sind nur 44,8 Prozent des langjährigen Mittels Die Trockenheit wird langsam zum Dauerbegleiter in der Stadt.

Der Oktober war bereits der achte deutlich zu regenarme Monat in diesem Jahr und es müsste sich jetzt schon ein tagelanger Dauerregen einstellen, um bis zum Jahresende auf einen halbwegs normalen Niederschlagswert zu kommen. Aktuell fehlen dazu etwa 140 Liter Niederschlag und auch für die kommenden Tage sind zumindest keine großen Regenmengen zu erwarten. Es staubt also kräftig in der Stadt. Wobei der Regen die Statistik mit den größten Ungenauigkeiten liefert, weil der Niederschlag regional sehr viel unterschiedlicher ist als Sonne oder Temperatur. So fielen im Oktober zum Beispiel am Flughafen fast neun Liter mehr Regen auf den Quadratmeter als am Schnarrenberg. Das waren zwar auch nur 62 Prozent des langjährigen Mittels für die Fildern, aber doch deutlich mehr als in der Stadt.

Am Wochenende könnt es mal wieder regnen

Und jetzt kommt der . . . ja was denn eigentlich? Der Winter eher nicht und nach einem trüben November sieht es auch erst zum Wochenende hin aus. Dann könnte es auch mal ein wenig mehr regnen. Wir empfehlen dazu den Klassiker „November Rain“ von Guns N’ Roses und damit es auch mal zusammen passt, der Jahreszeit entsprechend eine leicht geknickte Stimmung. Wer vergessen hat wie sich das anfühlt, kann sich darüber bei den Anhängern einstmals großer Volksparteien informieren.