Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)


Was sollten Eltern denn stattdessen tun?
Sie sollten das Kind spüren lassen, dass sie Anteil nehmen an seiner Entdeckerfreude. Eltern können den Tatendrang fördern, indem sie Bewertungen zurückstellen und nicht sofort mit dem Erklären loslegen. Können Schüler eine Aufgabe nicht lösen, sollten Eltern ihrem Kind keine vorgefertigte Lösung präsentieren. Stattdessen sollten sie ihr Kind bitten zu erklären, bis zu welcher Stelle es etwas verstanden hat. Kinder mögen das zwar überhaupt nicht, aber so lernen sie, selbstständig zu arbeiten und merken auch, dass sich die Eltern Zeit nehmen. So kann man es dabei begleiten, die Lösung zu entwickeln.

Sollten Sie denn bei den Hausarbeiten immer als Ansprechpartner zu Verfügung stehen?
Nein, das bedeutet nicht, dass die Eltern bei den Hausaufgaben in Dauerbereitschaft sein müssen. Das erleben die Kinder auch als Stress. Eltern dürfen ihren Kindern durchaus mal signalisieren, dass sie gerade eine Pause benötigen, um später wieder ganz für sie da zu sein. Im positiven Sinne wird dadurch auch eine gewisse Gelassenheit trainiert.

Stichwort Gelassenheit: manche Eltern treibt es in den Wahnsinn, wenn Kinder erst am Abend mit den Hausaufgaben beginnen. Sollten Schüler ihre Hausarbeiten am besten sofort nach der Schule erledigen?
Jüngere Kinder haben viel Power, sie benötigen nicht unbedingt eine Pause nach der Schule, andere wollen erst einmal ihre Ruhe haben, die man ihnen zugestehen sollte. Das Abschalten sollte jedoch nicht darin bestehen, erst einmal den Fernseher einzuschalten. Wenn Eltern ihre Kinder genau beobachten, können sie zum Beispiel entdecken, dass Unlust auch ein Ausdruck von Müdigkeit sein kann.

So unterschiedlich das Ruhebedürfnis ist, so unterschiedlich ist auch das Lernverhalten. Was zeichnet die einzelnen Lerntypen aus?
Lerntypen im engeren Sinne gibt es nicht. Wohl aber Lernvorlieben. Besonders begabte Schüler etwa entwickeln oft lieber etwas für sich alleine, andere arbeiten gern kommunikativ in Lerngruppen. Manche Kinder können sehr gut zuhören, andere verweilen lange in Bildern. Und wieder andere brauchen permanent Bewegung.