Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)


Angenommen, ein Kind kann nicht still am Schreibtisch sitzen. Was können Eltern tun?
Vokabeln kann man auch im Auf- und Abgehen auswendig lernen. Man kann auch Bezüge zum Raum herstellen, indem man auf eine Ecke zeigt und dem Kind erklärt, dass sich dort die Wörter versammeln, die groß geschrieben werden. In einer anderen Ecke stehen die Wörter in Kleinschreibung, die man ‚ablaufen’ kann. Das könnte man einfach mal ausprobieren. Viele Eltern haben in ihrer eigenen Schulzeit gute Erfahrung damit gesammelt, den Unterrichtsstoff handschriftlich auf Karteikarten zu notieren. Hat mein Kind Horror vor dem Schreiben, komme ich mit dem Tipp natürlich nicht weiter. Wichtig ist eine Methodenvielfalt.

Ein wichtiges Thema für Eltern und Schüler sind Klassenarbeiten: Empfiehlt es sich, die Kinder am Abend vorher abzufragen?
Die Prüfungsvorbereitung ist ein ganz heikles Thema. Wenn zu dicht vor einer Prüfung noch gelernt wird, kann es sein, dass die Schüler zu viele Details auswendig lernen. Und wer wichtig nicht von unwichtig unterscheiden kann, macht es sich kolossal schwer. Meist ist es besser, mit etwas zeitlichem Abstand zu lernen und am Tag vor der Klassenarbeit nur noch locker über die eine oder andere Übung zu gehen. Leider lässt sich diese goldene Regel im Schulalltag nicht immer umsetzen. Auch wenn einige Lehrer sich im Unterricht zu stark auf Details konzentrieren, fördert das zwar das Auswendiglernen, nicht aber das tiefere Verständnis. Dabei ist es angesichts der Informationsflut im Internet besonders wichtig, das Weglassen zu lernen.

Was können Eltern tun, wenn das Kind extrem unter Prüfungsangst leidet?
Wenn die Leistung in der Familie zu sehr im Vordergrund steht, können Kinder schon im Vorschulalter eine Art Prüfungsangst entwickeln, vor kleineren Auftritten zum Beispiel. Die Kinder neigen dann dazu, sich in eine Stressspirale hineinzumanövrieren. Es bringt nichts zu versuchen, die Angst einfach wegzureden, das verstärkt sie sogar noch. Jüngere Schüler kann man in einem solchen Fall fragen, wann und wo etwas besonders gut gelungen beziehungsweise misslungen ist. Ältere Schüler können in der Zeit unmittelbar vor der Prüfung niederschreiben, was sie im Moment gerade bewegt. Untersuchungen haben ergeben, dass sich dadurch Prüfungsängste tatsächlich reduzieren lassen.