Bei der Vorstellung übt das neue SPD-Bewerbertandem Geywitz/Scholz schon mal die Augenhöhe. Sie will näher an die Menschen, er sagt, die Gesellschaft brauche seine Partei.

Berlin - Wer Klara Geywitz von ihrer politischen Arbeit in Brandenburg kennt, der würde im Traum nicht auf die Idee kommen, sie in einem Bewerbertandem für den SPD-Vorsitz als weiblichen Sidekick zu betrachten. Die 43-jährige ist langjährige Berufspolitikerin, sie war Generalsekretärin in Potsdam, hat die Groko im Bund mitverhandelt und sitzt im Parteivorstand.

 

Trotzdem sitzt Geywitz am Mittwochmittag neben ihrem Mitbewerber Olaf Scholz in der Bundespressekonferenz und sagt einen Satz, der defensiver ist, als er klingen soll: „Ich will nicht das dekorative Salatblatt an seiner Seite sein.“ Zuvor hatte ein Journalist sie gefragt, ob sie bei Scholz’ Angebot einen Moment gedacht habe, sie solle jetzt „die junge Frau aus dem Osten sein“.

Die Antwort, die nach dem Salatblatt noch etwas weitergeht, zeigt, dass die Teamplayer Scholz und Geywitz sich zumindest in einem Punkt in nichts nachstehen: schnörkellos und direkt können beide. Sie kandidiere auf Augenhöhe mit Scholz, sagt Geywitz, und: „Wenn wir uns nicht zum Teamverfahren entschlossen hätten, wären Männer weniger intensiv auf die Suche nach Frauen gegangen.“ Dass das Land Brandenburg als erstes bundesweit ein Paritätsgesetz auf den Weg brachte, geht entscheidend auf das Konto der SPD-Abgeordneten.

Lieber als darüber, wie sie einander gefunden haben, sprechen Geywitz und Scholz bei der Teampräsentation über ihre Ziele. Als „einfache Person aus dem Volk“ und Mutter von drei Kindern, die im Leben steht, wolle sie die Interessen von Normalbürgern stärker vertreten. Ein Grund dafür, dass die Umfragewerte ihrer Partei trotz der Leistungen in der Koalition so aussähen, sei, dass viele Menschen dächten „hier in Berlin ist alles eine Suppe“. Viele Menschen hätten nicht das Gefühl, dass Berufspolitiker sich um ihre Probleme kümmerten. Klara Geywitz sagt, ihr Ziel sei es, dass die SPD wieder zu der Partei für Menschen werde, die „Leute, die morgens aufstehen und zur Arbeit fahren“ verstehe und von der sich auch Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund wahrgenommen fühlten.

Scholz, der vor kurzem noch eine Kandidatur für den Parteivorsitz ausgeschlossen hat, nennt als Motiv für seinen Sinneswandel dagegen das einer Rettung der SPD zum Wohle der Allgemeinheit: Seine Partei werde gesellschaftlich gebraucht, sagt er. „Das sehen auch ganz viele so, die noch nie SPD gewählt haben.“ Er fühle sich verpflichtet, dazu beizutragen, dass die Partei „wieder zu neuer Stärke kommt“. Die SPD könne Sicherheit in sich wandelnden Zeiten bieten, sagt Scholz. Der Finanzminister wird auch gefragt, ob er bei einer Niederlage Minister bleiben kann. „Ich kandidiere ohne Netz“, antwortet er. Es gehe hier allein um die SPD. Das Team Geywitz und Scholz gehört nun zu der wachsenden Zahl an Bewerbern um den Vorsitz – die nötige Unterstützung eines Landesverbands, in diesem Fall der Hamburger SPD, haben sie schon. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis 1. September.