Der erste Herbstmonat war in Stuttgart der zweitsonnigste und einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das sorgt nicht überall für Freude.

Stuttgart - Alle Jahre wieder das gleiche Spiel. Kommt der September liegen plötzlich Lebkuchen im Supermarkt und die Menschen diskutieren, wann dem Sommer final die Luft ausgeht. Zusätzlich werden die ersten Prognosen über das kommende Winterwetter publiziert, die üblicherweise alle Varianten aufzeigen. Natürlich auch heuer. Der Haslinger Sepp aus Benediktbeuern, so was wie ein weiß-blauer Wetterheiliger und ehemaliger Hüttenwirt, kommt nach dem Studium der Blüten der Kleinblütigen Königskerze im Hochsommer zumindest für Bayern zu einem klaren Schluss: Früher Wintereinbruch (jetzt bald), dann aber grüne Weihnachten, danach nur ab und zu Schnee, aber weiße Ostern Ende April 2019. Einen eher harten Winter sehen die Anhänger der Sonnenflecken-Theorie (die gerade abnehmen, also die Flecken), während ein amerikanischer Supercomputer einen sehr warmen Winter in Europa vorausberechnet. Wenn das mal kein Fake wird.

 

Nur 1959 schien die Sonne noch länger

Wie auch immer, die Lebkuchen im Regal sind jedenfalls wesentlich realer, und auch der Blick zurück auf das Septemberwetter so klar wie ein kühler Herbstmorgen. Der September 2018 war in Stuttgart „viel zu warm, extrem sonnig und sehr trocken“, beschreibt Andreas Pfaffenzeller den ersten meteorlogischen Herbstmonat des Jahres. Konkret errechnete der Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) an der Station Schnarrenberg eine Durchschnittstemperatur von 17 Grad, das liegt 2,3 Grad über dem langjährigen Mittel und reicht für Platz sechs in der Liste der wärmsten September. Da blieb den Stuttgarter Bäderbetrieben nahezu keine andere Wahl, als zwei Freibäder eine Woche länger aufzuhalten als geplant.

Vor allem auch deshalb, weil der September mit 247,7 Stunden zudem außergewöhnlich sonnig war. Genau genommen Platz zwei seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, nur 1959 strahlte die Sonne im September noch länger (306,2 Stunden, also nahezu immer).

Dieses Sommerwetter im Herbst entschärfte auch den alljährlichen Zwist in schwäbischen Haushalten, wann es denn gestattet sei, am Heizungsregler zu drehen. Bei insgesamt 14 Sommertagen über 25 Grad und nur drei Nächten unter vier Grad gegen Ende des Monats war das bei einer halbwegs ordentlich isolierten Wohnung überhaupt kein Thema. Seltsamerweise zogen die Heizölpreise trotzdem stark an.

Vielleicht wegen der Winterprognose der Sonnenfleckler, wer weiß. Vor einem Jahr war der September übrigens schon ein echter Heizmonat, weil im Schnitt stolze 3,2 Grad kühler als in diesem Jahr. Der schier endlose Sommer hat allerdings auch bedenkliche Seiten. Nennenswert geregnet hat es im September streng genommen nur an zwei Tagen, die 37, 7 Liter pro Quadratmeter sind nur knapp 71 Prozent des langjährigen Mittels.

Der September war damit bereits der siebte deutlich zu trockene Monat in diesem Jahr – lediglich der Januar und wegen eines einzigen Starkregens auch der Juni brachten einigermaßen normale Niederschlagswerte. Und die trockenen Monate waren meist derart wasserarm, dass es jetzt schon eine tagelange intensive Regenperiode in der Stadt bräuchte, um am Ende des Jahres wieder im Schnitt zu sein. Aktuell fehlen 116 Liter Regen pro Quadratmeter zum Normalwert für die ersten drei Quartale. Größerer Niederschlag ist aber nicht in Sicht, im Moment gehen die mittelfristige Prognosen für die kommenden zwei Wochen allenfalls von gelegentlichen Schauern aus.

Viel zu wenig Regen im endlosen Sommer

Aber, wie gesagt, jede Prognose über fünf Tage hinaus ist extrem unsicher. Und damit wären wir beim Hundertjährigen Kalender. Der sagt für die kommende kalte Jahreszeit Folgendes: „Der Winter beginnt trocken. Ab Mitte Februar wird es dann feucht.“ Na dann: Prost.