Beim größten Reisekonzern Tui verlagert sich die Nachfrage in westliche Ferienländer. Trotz vieler Sonderangebote lassen sich immer weniger Touristen in die Türkei und nach Ägypten locken.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Le Morne - Die Krise im Tourismus, unter der wichtige Reiseländer wie die Türkei und Ägypten mit Buchungsrückgängen von 40 Prozent und mehr leiden, trifft Tui weniger als befürchtet. Durch Umsatzsteigerungen bei Urlaubszielen vor allem im westlichen Mittelmeerraum gleicht der Veranstalter die Einbrüche in Problemregionen aus. Der Konzern profitiert dabei auch von anziehenden Preisen in gefragten Feriengebieten wie Spanien, Italien und Portugal. „Wir haben bereits 70 Prozent der Buchungen für die Sommersaison in den Büchern und bewegen uns bisher auf vergleichbarem Vorjahresstand“, sagte der Chef von Tui Deutschland, Sebastian Ebel, unserer Redaktion bei der Präsentation der kommenden Winterprogramme in Le Morne (Mauritius). Dazu trage auch der starke Ausbau des Angebots von Ferienhäusern und Appartements unter der Marke Tui Villas bei. Tui-Konzernchef Friedrich Joussen erwartet für Deutschland und weltweit sogar ein Rekordjahr bei den Urlaubsreisen.

 

Der weltweit führende Veranstalter hat 30 Millionen Kunden, erzielt 20 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr und ist mit seinen 76 000 Mitarbeitern in 130 Ländern aktiv. Mit 1800 Reisebüros in Europa, 330 eigenen Hotels und 130 Ferienfliegern kann der integrierte Konzern in bedeutendem Umfang Angebot und Nachfrage steuern. Allein im laufenden Touristikjahr habe man in Deutschland den Marktanteil um einen Prozentpunkt auf 21,6 Prozent erhöht. Im Sommer 2016 konnte Tui mit Reisen nach Spanien ein Umsatzplus von 20 Prozent und auf die Kanaren von 35 Prozent verbuchen. Auch Portugal, Kroatien und Italien waren bei Kunden gefragt. Zudem stehen Fernreisen unverändert hoch im Kurs.

Österreich wird in der Wintersaison teurer

Für die Wintersaison müssen Urlauber mit weiter anziehenden Preisen in gefragten Ländern rechnen. Wer in Österreich Skifahren will, zahlt bei der Tui im Schnitt drei Prozent mehr. Billiger lassen sich Thailand (minus fünf Prozent) und die Vereinigten Arabischen Emirate (minus drei Prozent) erkunden. In den Krisenländern Türkei, Ägypten und Tunesien sinken die Tui-Preise im Schnitt nochmals um drei Prozent.

Entschiedener denn je verfolgt der Marktführer das Ziel, zum Komplettanbieter zu werden. Konzernchef Joussen will die Zahl der 200 Einzelmarken im Konzern um die Hälfte verringern. „Wir wollen unseren Markenauftritt vereinheitlichen“, sagt Deutschland-Chef Ebel. So sollen künftig alle 5000 Reiseleiter des Konzerns weltweit einheitlich auftreten. Bisher ist zum Beispiel die britische Konzerntochter Thomson recht eigenständig unterwegs.

Als Märkte der Zukunft für die deutsche Tui und ihre hiesigen Kunden sieht Ebel zum einen etablierte Regionen wie Mallorca und die Kanaren, aber auch Italien, Kroatien und Griechenland. Diese Länder profitierten derzeit von der Krise in der Türkei und hätten große Chancen, durch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis Stammkunden zu gewinnen. Auf der Mittel- und Fernstrecke rechnet Ebel auf den Kapverden, Mauritius und der Karibik, ebenso in Sri Lanka, Thailand, auf den Malediven und in Vietnam mit positiven Entwicklungen im Tourismus. Hauptgründe seien immer bessere Erreichbarkeit und gesunkene Flugpreise.

Der Hotelpartner RIU baut sein Angebot aus

Zusammen mit dem Hotelpartner RIU baut der Konzern vor allem in den genannten Regionen seine Angebote teils kräftig aus. Zu den bereits 330 exklusiven Hotels der eigenen Marken (Robinson, Tui Magic Life, Sensimar, Tui Blue) mit mehr als 200 000 Betten kommen diesen Winter weitere zehn Häuser in Wachstumsregionen dazu. Im Premium- und Luxusmarkt sei man mit Marken wie Airtours mit Abstand Marktführer, betont Ebel.

Diese führende Position will der Konzern nun auch im mittleren Marktbereich erreichen und den Marktanteil im Massengeschäft auf bis zu 25 Prozent verdoppeln. Dazu werden das Drei-Sterne-Segment und das Angebot an Ferienwohnungen und Villen stark ausgebaut, kündigte Ebel an. In der Wintersaison können Tui-Kunden aus 75 000 Hotels auswählen, drei Mal so viel wie bisher.