Das katastrophale Hochwasser hat die Schifffahrt auf dem Neckar behindert, die Produktion bei Audi in Neckarsulm stand still, und viele Bahnstrecken wurden gesperrt.

Braunsbach - Die Gebäudeteile des Kernkraftwerks Neckarwestheim seien auch bei Hochwasser vollkommen sicher ausgelegt, teilt eine Sprecherin der EnBW mit: „Das Kraftwerk ist zu jeder Zeit vor Wassereintritt geschützt.“ Durch ein mehrstufiges Hochwasserschutzkonzept werde gewährleistet, dass die Anlage sicher betrieben werden könne. Ab einem gewissen Neckar-Pegelstand sei es aber möglich, die Anlage herunterzufahren.

 

Die Schifffahrt auf dem Neckar wurde wegen des „katastrophalen Hochwassers“ in den Nebenflüssen am Montag eingestellt. Die drei größten Zuflüsse Kocher, Enz und Jagst führten teilweise die drei- bis sechsfache Wassermenge, sagte ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamts in Stuttgart. Es herrschen hoher Wellengang und stellenweise gefährliche Strömungen an den Zuläufen, somit können auf dem Neckar wohl bis Mittwoch keine Schiffe fahren. Im Neckar selbst verteilt sich das Wasser und wird durch Wehre reguliert. Auf dem Rhein blieb die Wassermenge unter dem für Schiffe bedenklichen Wert.

Kretschmann kommt erst später

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) verzichtet auf einen sofortigen Besuch der Unwettergebiete in Baden-Württemberg. Die Landesregierung stehe im telefonischen Kontakt etwa mit den Verwaltungen von Schwäbisch Gmünd und Braunsbach bei Schwäbisch Hall, teilte ein Sprecher mit. Kretschmann habe sich für einen Besuch erst in den nächsten Tagen entschieden. Am Montag sollen die Aufräumarbeiten Vorrang haben. Schwäbisch Gmünd und Braunsbach waren vom Unwetter besonders betroffen.

Die Frühschicht bei Audi in Neckarsulm ist am Montag buchstäblich ins Wasser gefallen. Das Tief Elvira hat die kleinen Bäche Amorbach und Hängelbach überflutet – und auch den nördlichen Werkbereich überschwemmt. Die Produktion stand am Morgen komplett still. In Teilen der Produktion habe die Spätschicht wieder arbeiten können, sagte eine Sprecherin am Montag. Die Audi AG ist nach eigenen Angaben mit 16 300 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der Region Heilbronn/Franken und produziert in Neckarsulm jedes Jahr mehr als 270 000 Fahrzeuge.

Gleise unterspült

Auch die Deutsche Bahn AG hat mit den Folgen des Unwetters zu kämpfen. Mehrere Bahnstrecken mussten infolge des Starkregens gesperrt werden, besonders betroffen waren die Gleise rund um Heilbronn und Schwäbisch Gmünd. Die Strecke zwischen Neckarsulm und Bad Friedrichshall ist nach Angaben der Bundespolizei vorerst gesperrt. Bei den Gleisen beim Audi-Werk in Neckarsulm haben die Wassermassen an zwei Stellen das Schotterbett herausgespült. Auch zwischen Ulm und Friedrichshafen ging vom späten Sonntagabend an nichts mehr, weil der Regen Bahnangaben zufolge Schienen geflutet hatte. Auf der Remsbahn von Stuttgart nach Aalen ist der Bahnverkehr voraussichtlich bis 4. Juni eingeschränkt.

Tief Elvira hat einer ganzen Reihe von Kommunen den Strom komplett abgedreht. Denn das Unwetter beschädigte etliche Freileitungen oder Trafostationen. In den Landkreisen Heilbronn und Schwäbisch Hall gab es in mehreren Gemeinden einen Stromausfall. Als Erstes gingen am Sonntagabend gegen 20.30 Uhr in Wolpertshausen die Lichter aus. Später fiel nach Angaben der Netze BW GmbH auch in Weißbach, Bad Friedrichshall, Gundelsheim, Oedheim und Künzelsau der Strom aus. Teilweise mussten die Bewohner bis zum Montagnachmittag ohne Strom auskommen, darunter Künzelsau, Ilshofen-Hessenau, Niedernhall, ein Stadtteil von Bad Friedrichshall, Gundelsheim und Eberstadt.