Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Claire spürt nach dem Krieg sowohl ihre Kinder als auch ihren Mann auf. Der Versuch, zumindest Selma nach Deutschland zu holen und wieder an sich zu binden, scheitert – und damit ihr Lebensziel, die Familie zu kitten. Richard findet in Mainz zwar einen Posten als Landgerichtsrat, ihm wird ein prominenter Prozess übertragen. Doch er muss erleben, wie die alten Nazis auf den neuen Posten sitzen. Er verstrickt sich in seinen Kampf um Rehabilitation und Wiedergutmachung und wird zur Michael-Kohlhaas-Figur.

 

„Landgericht“, von Ufa Fiction produziert, scheint sich auf den ersten Blick einzureihen in Nico Hofmanns Zweitverwertung der deutschen Zeitgeschichte. Doch Glasner verzichtet auf „Historienbombast“, die Inszenierung der üblichen historischen Versatzstücke der Zeit. Nazi-Symbolik, Kriegsgewalt, KZ-Elend, all das sieht man nicht; der Holocaust wird nur in einer flüchtigen Replik Richards gestreift. Dennoch spricht aus nahezu jeder Szene die Versehrtheit der Kornitzers, die tragische Zerstörung ihrer Existenzen.

Sendetermine: Das ZDF zeigt den Zweiteiler am 30. Januar und 1. Februar 2017, jeweils um 20.15 Uhr. Im Anschluss an den ersten Teil folgt um 21.50 Uhr „Landgericht – Die Dokumentation“.

Die Abweichung von der Wahrheit kann Heide Schwochow in ihrem Drehbuch zwar nicht korrigieren, aber sie verdichtet die Vorlage fernsehgerecht, meißelt die Figuren nuanciert heraus. Filmemacher wie Darsteller lassen, sowohl was die inneren Konflikte als auch die Zeitumstände angeht, vor allem das Nicht-Gesagte, das nur am Rande Gezeigte sprechen – darin liegt die große Stärke des Dramas. Ronald Zehrfeld und Johanna Wokalek spielen souverän, vor allem Wokalek kann mit kleinsten Schattierungen von großer Tragik erzählen. Auch die Nebenrollen sind prominent besetzt: etwa mit Barbara Auer als Sekretärin am Mainzer Landgericht, Felix Klare als Nazi-Richter, Christian Berkel als jüdischer Antiquitätenhändler.

Auch nach dem Krieg findet die Familie nicht wieder zueinander

Claire spürt nach dem Krieg sowohl ihre Kinder als auch ihren Mann auf. Der Versuch, zumindest Selma nach Deutschland zu holen und wieder an sich zu binden, scheitert – und damit ihr Lebensziel, die Familie zu kitten. Richard findet in Mainz zwar einen Posten als Landgerichtsrat, ihm wird ein prominenter Prozess übertragen. Doch er muss erleben, wie die alten Nazis auf den neuen Posten sitzen. Er verstrickt sich in seinen Kampf um Rehabilitation und Wiedergutmachung und wird zur Michael-Kohlhaas-Figur.

„Landgericht“, von Ufa Fiction produziert, scheint sich auf den ersten Blick einzureihen in Nico Hofmanns Zweitverwertung der deutschen Zeitgeschichte. Doch Glasner verzichtet auf „Historienbombast“, die Inszenierung der üblichen historischen Versatzstücke der Zeit. Nazi-Symbolik, Kriegsgewalt, KZ-Elend, all das sieht man nicht; der Holocaust wird nur in einer flüchtigen Replik Richards gestreift. Dennoch spricht aus nahezu jeder Szene die Versehrtheit der Kornitzers, die tragische Zerstörung ihrer Existenzen.

Sendetermine: Das ZDF zeigt den Zweiteiler am 30. Januar und 1. Februar 2017, jeweils um 20.15 Uhr. Im Anschluss an den ersten Teil folgt um 21.50 Uhr „Landgericht – Die Dokumentation“.