Daten ermöglichen Macht und Manipulation, sie formen aber auch unser Bild von der Realität. Der Mensch wird so wie der Pawlowsche Hund zur Reiz-Reaktions-Maschine. Warum das problematisch ist – auch für die Zukunft des Journalismus.
Stuttgart - Der Leser wird gläsern. Wer jemals einen Blick auf eines der am weitesten verbreiteten Gratiswerkzeuge zur Analyse des Online-Verhaltens geworfen hat, der kommt aus dem Staunen nicht heraus: Wer welchen Text geklickt hat – das ist ja noch vergleichsweise trivial. Aber die Fieberkurven zeigen auch, woher er kommt, aus welchem Land, aus welcher Stadt, wie alt er ist oder ob er ein Mann ist oder eine Frau. Mit einem Blick ist zu erkennen, aus welchen sozialen Kanälen er auf den Text gefunden hat. Wann liest er, wer ist neu, wer kommt wieder? Und mit wenigen Klicks ist das Ranking perfekt, bis hinters Komma: Vom ersten bis zum zehntausendsten Text lässt sich in Sekundenschnelle säuberlich sortieren, was beim Leser angekommen ist und was nicht. Wenn etwas geklickt wird, kann man schnell reagieren und dem „User“ mehr vom populären Gleichen bieten.