Auf unserer Karte sehen User die Verteilung der Einkommen in Stuttgart. Möglich macht das eine extrem aufwendige Datenanalyse. Hier erklären wir, wie sie funktioniert.
Unser Projekt „Einkommensatlas“ zeigt so detailliert wie noch nie zuvor, wo Stuttgart gut verdient – und wo nicht. Für alle rund 300 000 Stuttgarter Haushalte hat der Datendienstleister infas360 geschätzt, in welcher von sechs Einkommensklassen sie liegen. Wie die Daten errechnet werden, was sie sagen und was nicht – das beantwortet dieser Beitrag.
Was ist auf der Karte zu sehen?
Auf der Karte steht jeder Punkt für einen Haushalt. Die Farbe zeigt die Einkommensklasse. Die Einschätzung basiert auf Berechnungen des Daten- und Marktforschungsunternehmens infas360. Für jede Wohnblock in Stuttgart schätzt infas360, wie viele Haushalte zu welcher Einkommensklasse gehören. Es ist nicht möglich, auf der Karte den Wert für eine genaue Adresse oder ein spezielles Gebäude zu erkennen, zu dem ein Punkt gehört. Innerhalb der Grenzen ihres Siedlungsblocks sind die Punkte zufällig verteilt.
Eingefärbt sind die Punkte nach sechs Einkommensklassen. Blau steht für die geringsten, rot für die höchsten Einkommen. Die Punkte zeigen so zwei Dinge: wie sich Einkommen über die Stadt verteilen und wie dicht besiedelt verschiedene Stadtviertel sind. Spärlich verstreute, rote Punkte deuten eher auf ein Viertel mit frei stehenden Einfamilienhäusern und gut verdienenden Bewohnern hin. Die gemischtere Hochhaussiedlung dagegen ist an vielen, dicht gedrängten bunten Punkten zu erkennen. Manchmal dominieren auch blaue Tupfer - ein Hinweis darauf, dass hier der Anteil einkommensschwacher Haushalte höher sein dürfte.
Wieso kann ich nicht bis auf mein Haus hineinzoomen?
Unsere Karte soll keine Genauigkeit suggerieren, die die Daten nicht hergeben. Es ist nicht möglich, aus den Daten auf einzelne Adressen oder Haushalte zu schließen oder den eigenen Haushalt zu finden. Die Punkte sind in den Grenzen ihres Wohnblocks zufällig verteilt; die Karte zeigt deshalb auch keine einzelnen Gebäude. Wohnblöcke mit wenigen Haushalten blenden wir ganz aus. Zudem handelt es sich um Schätzwerte, die im Detail vom tatsächlichen Einkommen abweichen können (siehe unten).
Was ist das Haushaltsnettoeinkommen?
Das monatliche Haushaltsnettoeinkommen umfasst die Summe der Einkünfte aller Haushaltsmitglieder zum Beispiel aus Arbeitseinkommen, Sozialleistungen, Zinsen oder Untervermietung. Davon abgezogen werden Steuern und Sozialabgaben. Die geschätzten Einkommensklassen, die wir hier zeigen, reichen in sechs Stufen von unter 1000 Euro netto pro Monat bis über 5000 netto pro Monat. Noch höhere Einkommen werden nicht weiter differenziert. Wichtig ist dabei: Diese Summe bezieht sich auf den gesamten Haushalt – egal, wie viele Personen zu ihm gehören. Haben mehrere Personen im Haushalt ein Einkommen, landet der Haushalt leichter in einer höheren Einkommensklasse. Und: Ob jemand Vermögen wie eine eigene Immobilie hat, schlägt sich nicht immer direkt im Einkommen nieder.
Wie kommen die Daten zustande?
Auf so detaillierter Ebene wie den Siedlungsblöcken kennt die amtliche Statistik die Einkommen der Haushalte nicht, sondern nur für größere Gebiete. Um die Daten dennoch so kleinteilig zu erzeugen, nutzt infas360 stattdessen sogenannte „Small-Area-Methoden“. Die Basis bilden repräsentative Befragungen, die mehrfach jährlich Stichproben von 10 000 Personen - auch aus Stuttgart - umfassen, und Daten aus dem Mikrozensus auf Bundesebene. Diese Ergebnisse werden mit zahlreichen weiteren kleinräumigen Informationen kombiniert, zum Beispiel zu Gebäuden und ihrer Wohnlage, den Kaufpreisen von Immobilien, der Eigentümerquote, aber auch dem dominierenden Alter an einer Adresse und andere Angaben über die Bevölkerung in der Nachbarschaft. Aus den Ähnlichkeiten und Unterschieden, die sich daraus ergeben, schätzt infas360 in einem Rechenmodell für alle rund 19 Millionen Haushalte in Deutschland auf Adressebene die Einkommensklasse und fasst sie zu Siedlungsblöcken zusammen.
Wie genau sind die Schätzungen?
In manchen Fällen können die Daten von der Realität abweichen. Laut infas360 wird das Ergebnis der Schätzung noch einmal mit Befragungsergebnissen abgeglichen. Zu 73 Prozent treffe die Schätzung auf Adressebene genau die tatsächliche Einkommensklasse, zu 14 Prozent weiche sie um eine Klasse ab, zu 13 Prozent um mehr als eine Klasse.
In den meisten Fällen trifft die Schätzung also zu, in einem kleineren Teil der Fälle ist sie nahe an der Realität, nur selten liegt die Schätzung merklich daneben. Trotzdem lässt sich so natürlich nicht für jeden einzelnen Haushalt das Einkommen absolut zuverlässig vorhersagen. Die Daten zeigen vor allem die Muster der Einkommensverteilung über eine Stadt hinweg. Darauf beschränken sich unsere Karte und die dazugehörigen Analysen.
Wir verzichten darauf, absolute Anzahlen von Haushalten zu nennen, sondern beschränken uns auf relative Anteile – auch, um keine Genauigkeit zu suggerieren, die die Daten nicht hergeben.