Stuttgart - Der VfB wird von Sünden der Vergangenheit eingeholt. Just in dem Moment, in dem in der Bundesliga mit dem Sieg in Mainz ein zartes sportliches Pflänzchen zu Tage tritt, erfasst den Club eine Affäre um den fragwürdigen Umgang mit Mitgliederdaten. Wurden diese an Dritte weitergegeben? Darum dreht sich der komplexe Sachverhalt im Zusammenhang mit der Ausgliederung 2017, der nun auch Anwälte beschäftigt.
Doch das Juristische ist nur eine Seite der Geschichte. Der entscheidende Aspekt ist die Glaubwürdigkeit – sie steht auf dem Spiel. Schon lange begleitet die Stuttgarter der Verdacht, dass die Cluboberen gerne ihr eigenes VfB-Ding drehen. Und gerade im Vorfeld der Ausgliederung hatten viele Mitglieder ihre Bedenken geäußert, dass der Verein alles dem Diktat der Geldvermehrung unterwerfe – und das einzelne Mitglied nichts mehr zähle.
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Diese Skeptiker dürfen sich bestätigt fühlen. Dem VfB war offenbar nahezu jedes Mittel recht, um das Ja für eine Aktiengesellschaft zu erhalten. Dass von vielen Leuten viel getan wurde, um dieses Projekt zum Abschluss zu bringen, ist klar. Drei Jahre nach Vollzug werden nun alte Rechnungen zwischen dem PR-Berater Andreas Schlittenhardt und dem VfB-Kommunikationsdirektor Oliver Schraft beglichen. Einst arbeiteten sie unter dem Präsidenten Wolfgang Dietrich eng zusammen, jetzt stehen sie sich feindlich gegenüber – zum Schaden des VfB.
Doch Verantwortung tragen auch andere. Schlittenhardt ist allerdings weg. Schraft steht dagegen seit 25 Jahren in Diensten des VfB. Ein loyaler Mitarbeiter. Es obliegt nun dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Hitzlsperger, seinen neuen Stil der Transparenz zu demonstrieren. Er hat eine möglichst rasche Aufarbeitung zugesagt. Das ist gut, dennoch wird es nicht reichen. Denn unter dem roten Dach in der Mercedesstraße gibt es großen Veränderungsbedarf. Hitzlsperger weiß das, seine Umstrukturierung steht bevor. Jetzt stellt sich zudem die Frage, ob Kommunikationschef Schraft noch zu halten ist.
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