Datenaffäre beim VfB Stuttgart Wie externe Ermittler die Aufarbeitung übernehmen

Der VfB-Präsident Claus Vogt hat klare Vorstellungen, wie die Datenaffäre aufzuarbeiten ist. Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart hat eine Berliner Rechtsanwaltskanzlei beauftragt, den Datenskandal lückenlos aufzuarbeiten. Was die Besetzung des Lenkungsausschusses anbelangt, gibt es einigen Unmut.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Die Aufklärung der Datenaffäre beim VfB Stuttgart kommt in die Gänge. Claus Vogt hat eine Berliner Anwaltskanzlei beauftragt, die Untersuchungen im Hause mit dem roten Dach an der Mercedesstraße zu übernehmen. Damit ist für den Präsidenten des Fußball-Bundesligisten sichergestellt, dass der mögliche Datenschutzverstoß unter externer und damit neutraler Führung aufgearbeitet wird. Zudem ist Vogt dabei, den Lenkungsausschuss, der den Ermittlungsprozess begleiten soll, zusammenzustellen. Personelle Entscheidungen sind diesbezüglich aber noch nicht getroffen.

 

Klar vermittelt wurde den VfB-Mitarbeitern während einer Versammlung am Dienstag jedoch, dass die Zeit der konkreten Fragen begonnen hat – und möglichst rasch ebenso konkrete Antworten geliefert werden sollen. In den Jahren von 2016 bis 2018 sollen Zehntausende von Mitgliederdaten an Dritte weitergegeben worden sein. Nun soll sich nach Informationen unserer Zeitung die Esecon Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH um die Ermittlungen kümmern.

Der DFB gibt einen Tipp

Die Kanzlei gilt als unbefangen, da sie weder aus Stuttgart kommt noch mit dem VfB bisher zu tun hatte. Offenbar war dieser Umstand Vogt äußerst wichtig, da er nicht in den Ruch geraten will, die Sache werde nur intern behandelt. Das Gegenteil ist der Fall. Vorschläge, mit Anwälten zusammenzuarbeiten, die bereits für den VfB oder den Ankerinvestor Daimler tätig gewesen seien, soll der Vereinschef abgelehnt haben. Zu Wochenbeginn hatte er in Frankfurt angerufen – beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Vogt wollte von DFB-Präsident Fritz Keller wissen, welchem Unternehmen man die Aufarbeitung des Datenskandals anvertrauen könne. Nach einer weiteren Rücksprache mit dem DFB-Vize Rainer Koch, einem Juristen, fiel die Wahl auf Esecon. Die Kanzlei verfüge über die notwendige Expertise.

Der DFB hat mit der Unternehmungsberatung aus Berlin bereits eigene Erfahrungen gesammelt. Sie führte die Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Rechtevermarkter Infront durch. Geräuschlos verlief das Ganze jedoch nicht, wobei teilweise auch die Methoden von Esecon in Zweifel gezogen wurden.

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Vogt strebt beim VfB allerdings nicht nur eine lückenlose Aufklärung an – der Präsident will vor allem für Werte wie Transparenz und Ehrlichkeit stehen. Deshalb hat der 51-jährige Unternehmer die Aufarbeitung zur Chefsache erklärt. Zwei langjährige Clubangestellte müssen ihre Aufgaben vorläufig ruhen lassen – dass es weitere Konsequenzen geben wird, scheint durchaus möglich.

In den nächsten Tagen soll ein erster Bericht an Stefan Brink, den Datenschutzbeauftragten des Landes Baden-Württemberg, erfolgen. Inzwischen ist Vogt dabei, den von ihm initiierten Lenkungsausschuss zusammenzustellen. Diese Gruppe soll jedoch nicht aktiv Ermittlungsarbeit leisten, sondern die nächsten Wochen und Monate kritisch begleiten und über den Stand in ihre Gremien hinein berichten.

Der Fanausschuss hat Bedenken

Vertreter des Präsidiums und des Vereinsbeirats (e.V.) sowie des Vorstands und Aufsichtsrates (AG) sollen am Tisch der Lenkungsgruppe sitzen. Und wie zu hören ist, hat Vogt konkrete Vorstellungen, wer dabei sein soll. Erste Gespräche wurden geführt. Der Vereinsbeirat hatte aus seinem Kreis Claudia Maintok und Rainer Weninger vorgeschlagen. Das ist in Teilen der Anhängerschaft nicht gut angekommen, und der Fanausschuss sprach sich gegen dieses Duo aus. Ihnen wird – obwohl von den Mitgliedern auf einer Jahresversammlung nach der Ausgliederung 2017 selbst gewählt – offenbar nicht zugetraut, unbefangen zu Werke zu gehen.

Über ein Mitspracherecht verfügt der Fanausschuss jedoch nicht. Seine Meinung wird gehört, und Vogt hat aus der Runde die Bedenken mitgenommen. Der VfB-Präsident will sich bei der Aufarbeitung der Datenaffäre jedoch von keiner Seite hineinreden lassen.

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