Eine Backbone-Studie zeigt, wo und wie dem schnellen Internet nachgeholfen werden muss. Mit der Studie war der Kreis Göppingen Vorreiter in der Region. Jetzt muss er aber warten, bis die Nachbarkreise auch so weit sind.

Kreis Göppingen - Alle klagen, dass der Kreis Göppingen hinten dran sei. Jetzt sind wir mal vorne dran und müssen auf die anderen warten.“ Dem Wirtschaftsförderer des Landkreises, Alexander Fromm, führt diese Klage mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Er spricht vom Ausbau es schnellen Internets und davon, dass der Kreis jetzt vom Verband Region Stuttgart gebremst werde. Der Landkreis hatte bereits vor zwei Jahren eine sogenannte Backbone-Studie in Auftrag gegeben, die den Bedarf, den Status und die Möglichkeiten des Ausbaus der Breitbandversorgung, also des Grundgerüsts der schnellen Datenleitungen, untersucht. Die nächste Stufe wäre, das Glasfaserkabelnetz im Landkreis dementsprechend auszubauen.

 

Die Gewerbegebiete sind eklatant unterversorgt

Doch mittlerweile hat auch die Region die Breitbandversorgung, oder vielmehr -unterversorgung als Thema für sich entdeckt, nicht zuletzt deshalb, weil die Göppinger Studie eine eklatante Unterversorgung in kleineren Teilorten und vor allem der Gewerbegebiete aufgedeckt hat. Nun sollen die Planungen und Ausbauaktivitäten regional gebündelt werden.

Im Rahmen eines regionalen Modellprojekts sollen Planung und Ausbau des übergeordneten Glasfasernetzes mit bis zu 50 Prozent gefördert werden. Dabei winken auch dem Kreis für Ausbaumaßnahmen maximale Förderquoten. „Das ist natürlich ein gute Nachricht“, sagt Fromm. Die Sache hat aber eben den Haken, dass nun erst alle anderen Partner der Region ähnliche Studien vorlegen müssen. Es wird Fromm zufolge wohl noch ein gutes Jahr dauern, bis die anderen Kreise und die Landeshauptstadt auch so weit sind. Mit dem Beginn des regionalen Netzausbaus dürfte laut Fromm nicht vor dem Jahr 2017 zu rechnen sein.

Es fehlen 256 Kilometer Glasfaserkabel

Stillstand herrscht deshalb aber im Kreis Göppingen nicht. Einzelne Anbieter, in der Regel die Deutsche Telekom und der Kabel-TV-Anbieter Unitymedia Kabel BW, bauen ihre Netze weiter aus, wenn auch zögerlich und, wie Fromm meint, nicht unbedingt auf den bestmöglichen Stand. „Außerdem tun diese Anbieter das nur dort, wo es sich für sie rechnet oder wo Konkurrenz droht“, sagt der Wirtschaftsförderer. Andererseits hofft er, dass die privaten Anbieter etwas wach gerüttelt werden. „Sie sollen wissen: wenn ihr es nicht macht, machen wir es eben selbst.“

Um das Netz an leistungsfähigen Glasfaserkabeln lückenlos zu schließen, müssten im Kreis Göppingen noch rund 170 Kilometer neuer Leerrohre und rund 256 Kilometer Glasfaserkabel verlegt werden. Zudem müssten 161 neue Übergabepunkte gebaut werden. Die Fachleute beziffern die Kosten dafür auf insgesamt mehr als neun Millionen Euro. Sollten zusätzlich auch alle Ortsnetze ausgebaut werden, wären wohl sogar bis zu 30 Millionen Euro nötig. Am 7. Mai wird die Studie mit den Kommunen im Kreis erörtert und dann an den Regionalverband weitergeleitet.