Alles so schön bunt hier: Wer von Digitalisierung redet, muss endlich auch über Medienkompetenz sprechen, anstatt sich ständig in der Opferrolle zu suhlen.

Stuttgart - Ein Satz, fast so alt wie das Internet: Wenn das Produkt kostenlos ist, dann sind die Nutzer selbst das Produkt. Kaum einer machte das transparenter als Mark Zuckerberg selbst, jahrelang warb sein Unternehmen mit dem Slogan: „Facebook ist und bleibt kostenlos“ – rein sparbuchmäßig gesprochen: Das war nicht gelogen, denn Facebook basiert auf der Eitelkeit, der Bequemlichkeit und der Sorglosigkeit seiner Nutzer – und auf Konzerne, die willig sind, für Informationen genau darüber zu bezahlen.

 

Im vergangenen Jahr bescherte das Zuckerberg einen Nettogewinn von fast 16 Milliarden Dollar. Längst scheint es ein Reflex, sich bei jeglichen Kollateralschäden dieses Geschäftsmodells als Opfer zu stilisieren – und alle Verantwortung an die Politik oder Facebook abzutreten. Die sollen jetzt mal etwas gegen Fake-News, Hate-Speech und ähnliche Unbill unternehmen. Für die Nutzer dieser Netzwerke ist das überaus bequem, spart es doch Zeit, um sie in Spiele zu investieren. Sei es, um bunte Kugeln in Reihe zu schubsen, Zombies zu vernichten oder bei Quizduell als Superhirn zu brillieren – einfach via Facebook-Account in der App anmelden.

Vermutlich werden Ermahnungen, Appelle an die Verantwortung und die kurzweilige Empörung auch an Facebook vorbeiflattern wie ein Moorhuhn. Wovor Zuckerberg und seine Geschäftspartner wirklich Angst haben, ist etwas anderes: reflektiert klickende Nutzer, deren Daten sich nicht zu Geld machen lassen. Sie sind das Gegenteil von „Opfern“. Medienkompetenz, das wäre Stoff für den Schulunterricht – und auch für Facebook-Nutzer hilfreich, die nicht mehr zur Schule gehen.