Die App Clubhouse ist bei Vertretern aus Politik und Medien extrem beliebt. Die Datenverarbeitung wirft allerdings Fragen auf. Trotzdem trifft die App den Nerv der Zeit, berichtet ein User.

Digital Desk: Felix Frey (fog)

Stuttgart - Dieser Club ist wirklich exklusiv. Die App „Clubhouse“, die am Wochenende über Twitter größere Bekanntheit erlangt hat, bietet offene Chatrooms an, die nur über ein Tonsignal übertragen werden – ähnlich einer Telefonkonferenz. In diese Chatrooms kann jeder eintreten und zuhören. Der Moderator des Chatrooms, meistens gleichzeitig auch dessen Ersteller, kann die einzelnen Gäste auf die virtuelle Bühne holen und ihnen damit auch eine Redeerlaubnis erteilen. Damit wäre die wichtigste Funktion der App auch schon erklärt, doch wirklich interessant wird die App erst, weil sie exklusiv ist.

 

Um sich bei Clubhouse registrieren zu können, muss man von einer Person eingeladen werden, die die Plattform bereits nutzt. Die Einladung erfolgt über das Adressbuch des Smartphones. Das bedeutet allerdings auch, dass man seine Kontakte mit Clubhouse teilen muss.

Clubhouse nicht kontrollierbar

Baden-Württembergs Landesdatenschutzbeauftragter Stefan Brink sieht dieses Vorgehen kritisch, da der US-amerikanische App-Anbieter nicht der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) unterliegt und damit auch nicht kontrolliert werden kann. Deshalb sei unklar, wofür die gesammelten Daten verwendet würden. Es sei nicht auszuschließen, dass Clubhouse neben den Telefonnummern auch E-Mail-Adressen und Wohnadressen der Kontakte auslesen würde, sofern diese hinterlegt sind. „Es hat ein erhebliches Verführungspotenzial, wenn man die App im vollen Umfang nutzen will und dafür nur schnell die Kontakte freigeben muss“, sagt Brink. Das zweite Problem sieht er deshalb bei den Nutzern, die nach seiner Auffassung rechtswidrig handeln könnten, wenn sie der App Zugriff auf ihre Kontakte geben: „Wer Daten von Dritten weitergibt, verstößt gegen die DSGVO und verhält sich damit rechtswidrig“. Es sei Vieles mit Whatsapp vergleichbar, denn „die Art der Datenverarbeitung ist weder neu noch überraschend“. Zwar bestünde bei einer neuen App wie Clubhouse aus ein gewisses Anfängerrisiko, grundsätzlich würde die App aus Sicht des Datenschutzes aber keine neuen Dimensionen eröffnen.

Neben den Bedenken, was den Datenschutz anbelangt und der Exklusivität durch Einladungen gibt es allerdings noch eine weitere Einschränkung: Aktuell stellt der Entwickler Alpha Exploration Co. seine App nur für iOS-Nutzer zur Verfügung. Das kann Teil der künstlichen Verknappung sein, allerdings kommt es auch immer wieder vor, dass Apps zuerst für Apples iOS-Plattform entwickelt werden, weil sich die Entwickler aus Apples App-Store höhere Erlöse versprechen, so berichtet der Branchendienst Maclife. All diese Elemente der künstlichen Verknappung können eine „Social Media Krankheit“ erzeugen und spielen den Entwicklern so in die Hände. Diese „FOMO“ oder fear of missing out beschreibt nichts anderes, als das Unbehagen, ein soziales oder gesellschaftliches Event zu verpassen.

Gefühlte Exklusivität

Der ZDF-Journalist und Instagrammer Daniel Bröckerhoff war dabei, als sich am vergangenen Sonntag erstmals mehrere hundert Menschen in einem deutschsprachigen Chatroom zusammengefunden haben. Er fand sich im Chatroom „Großstadtgeflüster“ zwischen Kollegen aus Journalismus, PR und Politik wieder: „Eine Stunde spontan mit Politikberatern, Parteipressesprechern, der Kollegin Dunja Hayali und FDP-Chef Christian Linder zu diskutieren, alles während ich im Zug nach Mainz saß, das war schon eine leicht surreale Erfahrung.“ Wie ein solches Treffen zustande kommen konnte, erklärt Bröckerhoff sich so: „Zum einen kommt die App zur richtigen Zeit. Sie trifft das Bedürfnis, andere Menschen in einer geselligen Runde zu treffen und sich mit ihnen über Themen zu unterhalten, die einen auch selbst interessieren.“ Außerdem, so vermutet der Journalist, führe das Konzept der App dazu, dass Journalisten, Politiker und andere Medienschaffende sich häufig auf Clubhouse treffen würden und das Gefühl hätten, zu einem besonderen Kreis dazu zu gehören.

In Deutschland ist die App zwar erst seit wenigen Tagen bekannt, doch Clubhouse wurde schon im April 2020 gestartet und löste zunächst in den USA in der Coronakrise einen Boom aus, der an die Anfänge von WhatsApp oder Snapchat erinnert. Der Wagnis-Kapitalgeber Andreessen Horowitz, der auch früh in Silicon-Valley-Stars wie AirBnB, Facebook, Instagram und Twitter investiert hatte, steckte im Mai 2020 zwölf Millionen Dollar in Clubhouse. Damit wurde das Start-up damals mit 100 Millionen Dollar bewertet - zu einem Zeitpunkt, als nur 1500 Nutzer die Anwendung aktiv dabei waren. Darunter befanden sich aber schon prominente User wie der Rapper Drake, der Comedian Kevin Hart und die US-Schauspielerin Tiffany Haddish.