Das Fest der Liebe steht bevor und alles strotzt vor Gemütlichkeit. Für unglückliche Singles keine leichte Situation – und da ist die Nachricht an die Verflossene auch schon verschickt. Wir erklären, was es mit dem Dating-Trend „Marleying“ auf sich hat.

Stuttgart - Überall romantisches Kerzenlicht, die Schaufenster gespickt mit rot-weihnachtlichen Dessous und George Michael singt „Last Christmas, I gave you my heart“. Pärchen flanieren Hand in Hand über den Weihnachtsmarkt, ständig erzählen Kolleginnen, was sie ihrem Liebsten zu Weihnachten schenken und auf Netflix läuft „Tatsächlich ... Liebe“. Egal, ob frisch getrennt oder seit Jahren bekennender Single: Der Monat Dezember ist in Sachen Liebe für viele nur mit Glühwein zu ertragen. Oder eben mit dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin. „Hey! Musste gerade so an dich denken – wann sehen wir uns mal wieder?“ So oder so ähnlich klingen die Nachrichten, die dann ganz schnell verschickt sind und das Herz schon mal in die Hose rutschen lassen.

 

Worum geht’s beim „Marleying“?

Rund um Weihnachten schleicht sich bei dem ein oder anderen eine gesteigerte Sehnsucht nach einem Partner ein. Und da spukt einem schon mal der oder die Verflossene im Kopf herum. Warum sich also nicht zu den Feiertagen mal wieder bei ihm oder ihr melden? Es könnte ja ein Wiedersehen dabei rausspringen und am Ende sitzt man doch nicht nur mit der Katze unterm Weihnachtsbaum. Für dieses Dating-Phänomen haben Forscher den Begriff „Marleying“ geprägt: Der Geist Jacob Marley aus Charles Dickens „A Christmas Carol“ ist eine Erinnerung, die den Hauptcharakter Ebenezer Scrooge immer wieder heimsucht. Und so eben auch manch Verflossener zum Jahresende: Elf Prozent der US-amerikanischen Singles gaben in einer Studie an, über die Feiertage Annäherungs-Nachrichten von ihren Ex-Partnern zu bekommen.

Warum ausgerechnet an Weihnachten?

Forscher erklären die„Marleying“-Masche mit der überbordenden Weihnachtsstimmung: Zum Fest der Liebe wächst das Verlangen nach Zuneigung, die Besinnlichkeit stimmt einen milde, die Einsamkeit wird einem erst richtig bewusst und auf einmal wird der oder die Verflossene wird wieder liebevoll betrachtet. Für Dating-Experte Eric Hegmann ist die „Marleying“-Ursache aber vielmehr geografischer Natur: „Über die Weihnachtsfeiertage fahren viele Singles zu ihren Eltern, die oft entfernt leben. Am früheren Wohnort lebt oftmals auch die ein oder andere Jugendliebe. Die zu treffen ist verführerisch: vom Auffrischen schöner Erinnerungen bis hin zum Date – oder Sex mit dem Ex.“

Was tun, wenn er oder sie sich gemeldet hat?

Hegmann rät zur Gelassenheit. Es handle sich zunächst einmal nur um eine Nachricht – wer an einem Wiedersehen nicht interessiert sei, müsse sich nicht treffen und könne die Kontaktaufnahme ignorieren. Vorsicht sei allerdings geboten, wenn die Nachricht alte Wunden aufreißt: „Hat man das Gefühl, man hat die Trennung noch nicht vollständig überwunden, sollte vom Kontakt zum Ex-Partner unbedingt abgesehen werden. Gerade um die Feiertage endet sowas oft im Liebeskummer“, so Hegmann. Problematisch ist die Kontaktaufnahme allerdings nicht nur für den Adressaten, drückt der Versender der Nachricht doch sein Verlangen aus. Auch dies gründe oftmals in einer nicht verarbeiteten Beziehung.

Was tun, wenn er oder sie sich melden will?

„Lassen Sie sich von der Weihnachtsstimmung nicht hinters Licht führen. Genießen Sie die Tage mit Freunden und Familie und fragen Sie sich ganz bewusst über mehrere Tage: Will ich dem Ex-Partner tatsächlich schreiben und was genau erhoffe ich mir davon?“, rät Hegmann. So verfliege der„Marleying“-Gedanke – und vor allem die Sehnsucht nach „jemandem“ – oft von selbst.