Das eigentlich längst in der Schublade verschwundene Vorhaben kommt ob der Entwicklung im Synergiepark wieder aufs politische Tableau. Die einst verhärteten Fronten im Gemeinderat lösen sich auf.

Möhringen - Die Freien Wähler sind die ersten, die den Vorstoß wagen. In einem Antrag der Gemeinderatsfraktion fordern sie, dass die Nord-Süd-Straße ausgebaut werden soll, um die immer stärker in der Vordergrund rückende Verkehrsproblematik auf der Filderebene zu lösen. Vor allem zielen die Freien Wähler auf die Entwicklung im Synergiepark. Dort würde sich die ohnehin schon prekäre Verkehrssituation durch die in Aussicht stehende Ansiedlung weiterer 10 000 Arbeitsplätze „in erheblichem Maße verschärfen“.

 

Wie berichtet, will sich in dem Gewerbegebiet, das sich sowohl auf Möhringer als auch Vaihinger Gemarkung befindet, nicht nur die Allianz mit 4000 Mitarbeitern ansiedeln, sondern auch Daimler mit ebenso vielen Menschen. Auch das ehemalige Gelände des Buchgroßhändlers KNV wird Stück für Stück entwickelt. Dabei stehen schon heute die Autos in der Hauptverkehrszeit Stoßstange an Stoßstange. Die örtliche Wirtschafts- und Industrievereinigung fordert seit längerem Abhilfe, und die Mitarbeiter von Lapp Kabel haben Anfang des Jahres eine Unterschriftenliste an das Stuttgarter Rathaus geschickt.

Mit Kosmetik allein lässt sich das Problem nicht lösen

Zwar kursieren derzeit viele Lösungsansätze, und auch die Verkehrsplaner der Stadt sind inzwischen aktiv geworden. Doch Klein-, Vernetzungs- und Optimierungsmaßnahmen würden in diesem Fall nicht ausreichen, meinen nun die Freien Wähler. „Wir wollen den kompletten Ausbau der Nord-Süd-Straße, damit der Verkehr fließt“, sagt die Möhringer Betreuungsstadträtin Rose von Stein. „Und ich weiß, dass viele Verkehrsplaner den Ausbau für vernünftig halten.“

Lange Zeit war das Vorhaben, salopp gesagt, tot. Überlegungen in diese Richtung gab es immer wieder mal, und nie fand sich eine politische Mehrheit. Das scheint sich nun zu ändern. „Es ist eine Langzeitforderung von uns, dort einen großen Wurf zu machen“, sagt der CDU-Stadtrat Joachim Rudolf, der Möhringen nach dem Weggang von Iris Ripsam in Richtung Bundestag betreut. Zwar sei er froh, dass sich viele Unternehmen in Stuttgart ansiedeln wollen, beziehungsweise, dass sie hier gehalten werden konnten. „Aber wir brauchen auch Lösungen für die Verkehrsproblematik.“

„Mit Kosmetik allein lässt sich die Verkehrsproblematik nicht lösen“, sagt auch der Vaihinger Betreuungsstadtrat Hans Pfeifer von der SPD. Gleichwohl sei auch ein Ausbau nicht allein selig machend. Denn auch die mit der Nord-Süd-Straße verbundenen Nadelöhre müssten mit in Betracht gezogen werden. Das sind zum einen Unterführungen, die zu schmal sind, und zum anderen „eine Entsprechung in Leinfelden“, sagt Pfeifer. Schließlich bringe es nichts, wenn sich die Autos von jenseits der Autobahn in Richtung Synergiepark stauen.

Die Grünen wollen erst alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen

Unterstützung kommt auch von den Liberalen. „Wenn dort mittelfristig 10 000 Arbeitsplätze entstehen, wäre das vermutlich die einzig wahre Lösung“, sagt der FDP-Betreuungsstadtrat Michael Conz. „Ich sehe keine bessere Idee. Das wird uns sonst auf die Füße fallen.“

Selbst die Grünen stehen einem Ausbau nicht wie in der Vergangenheit kategorisch ablehnend gegenüber. Eine teilweise Verbreiterung auf drei Spuren sei denkbar, und diese würden dann auch unter den Brücken ausreichend Platz finden. Doch macht die Vaihinger Betreuungsstadträtin und Grünen-Chefin Anna Deparnay-Grunenberg deutlich, dass dies nur der letzte Schritt sein könne, wenn die übrigen Maßnahmen ausgeschöpft sind. „Es ist ein alter Reflex, Straßen zu erweitern, wenn irgendwo Stau ist“, sagt sie. „Nichts desto trotz müssen wir schauen, dass wir alle Möglichkeiten prüfen.“