David Baur werkelt seit Monaten in den Wagenhallen am Stuttgarter Nordbahnhof an einer Art abstraktem „Malen nach Zahlen“ für Erwachsene. Kunst kann jeder, ist dabei seine nicht ganz ironiefreie Devise.  Bald präsentiert er sein Ergebnis.

Stuttgart - Die einen haben es, die anderen nicht: eine künstlerische Begabung. Allein, der Sinn für die Kunst geht einigen abhanden, ein Sinn fürs Abstrakte. David Baur aber hat es sich jetzt zur Aufgabe gemacht „Kunst für alle“ zu schaffen. Er ist sich sicher: „Jeder hat das Bedürfnis kreativ zu werden.“ Wie er das schaffen will? Mit einer Art abstraktem „Malen nach Zahlen“ für Erwachsene.

 

Im Moment steht David Baur in seinem Atelier in den Wagenhallen am Nordbahnhof. Draußen hat es derzeit gut dreißig Grad, aber faul in der Sonne liegen ist für den Künstler schon lange nicht mehr drin. Seit Monaten arbeitet er und sein Bruder unter dem Titel Baur & Baur an der Umsetzung einer Idee, die er schon vor sieben Jahren hatte. Jetzt, nach zehn Monaten intensiver Arbeit, ist er endlich im Endspurt, und Endspurt, das heißt knicken, falten, Löcher stanzen, Fläschchen abfüllen und andere Fleißarbeiten, die er derzeit zusammen mit Helfern in den Wagenhallen erledigt.

Aber zur Idee: Die hat er Dropbox genannt und die soll es künstlerisch minder bis gar nicht begabten ermöglichen ein selbst gemaltes Bild an die heimische Wand zu hängen. Die Dropbox ist ein Karton, der einen Malgrund, Acrylfarbe und einen Rahmen beinhaltet. Der Karton, der zunächst aussieht wie ein kleinerer Pizzakarton, kann derart gefaltet werden, dass er zu einer Art Staffelei wird. Der raffinierte Pappkarton ist von Tobias Otto entworfen worden, dem amtierenden Inhaber des „Worldstar Packaging Awards“. Der Malgrund wird einfach dazwischen geklemmt, das Fläschchen mit der Acrylfarbe kräftig geschüttelt und dann die Farbe auf den Malgrund aufgetragen. Aber nicht wahllos! David Baur hat eine Markierung angebracht, die Farbe soll in unmittelbarer Nähe zur Markierung aufgetragen werden. Und davor: „Entspannen Sie sich“ steht in der Bedienungsanleitung. Nichts wird hier dem Zufall überlassen, Kunst für Dummys. Einzig, die Entscheidung, aann das Bild schließlich fertig ist, fällt jeder „Künstler“ selbst. „Der Punkt sollte nicht überschritten werden“, sagt David Baur.

Mit der Dropbox kann formal-ästhetisch keiner scheitern

Der 35-Jährige hat an der Akademie der Bildenden Künste Malerei und Kunsterziehung studiert, danach in Nürnberg Kunst und öffentlicher Raum. Einige Zeit hat er als freier Kunstlehrer an Gymnasien gearbeitet, er sagt: „Selbst die Jüngsten wissen schon, wann das Bild fertig ist.“ Die Dropbox gibt es in verschiedenen Farbkombinationen. Die Boxen der Fare-Side-Edition wurden von Stuttgarter Grafikern wie Manuel X, Kleon Medugorac oder Karolina Pyrcik gestaltet.

Die Dropbox ist natürlich nicht ganz ironiefrei zu verstehen. „Hier kann jeder unter Garantie Kunst erschaffen“, sagt David Baur. Formal-ästhetisch könne keiner scheitern, doch „sicher fragt sich der ein oder andere, ob ich ihn auf den Arm nehmen will.“ Nicht jeder wird einen Sinn für das am Ende abstrakte Werk haben. „Man muss schon eine gewisse Kunstaffinität haben“, sagt David Baur.

Die erste inoffizielle Präsentation der Dropbox ist am Wochenende beim Kunstkaufhaus in den Wagenhallen (Samstag 19 bis 0 Uhr, Sonntag 11 bis 20 Uhr). Die offizielle folgt dann am Dienstag, von 18 Uhr an im Wilhelmspalais.

Zu kaufen gibt es die Dropbox im Grafikbüro Schürlein (Heusteigstraße 72), in Michas Lädle (Weißenburgstraße 8) und in der Galerie Z (Teckstraße 66) und bald auch im Café Galao (Tübinger Straße 90).