Nach vielen Crossover-Projekten ist der Geiger David Garrett zurzeit wieder einmal mit einem Klassik-Recital in Stuttgart auf Tour: ein Abend, der nicht übermäßig differenziert, aber beeindruckt.

Stuttgart - Natürlich ist auch der Hummelflug dabei. David Garrett hat das Stück einst einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde als schnellster Geiger beschert, und auch wenn er diesen Titel mittlerweile wieder abgeben musste, so zählt es doch zu seinen Paradestücken: brandender Applaus ist dem 35-Jährigen dafür auch am Sonntagabend im ausverkauften Beethovensaal sicher, wo er zusammen mit seinem Begleiter Julien Quentin ein Duorecital spielt.

 

Hoher Unterhaltungswert

Es ist eines unter den Schmankerln und Kabinettstückchen, mit denen Garrett die zweite Hälfte seines Konzerts bestreitet. Klassische Musik von hohem Unterhaltungswert, leicht zu hören und (meist) schwer zu spielen, das meiste davon hat Garrett seit Jahren im Programm. Er präsentiert es in gewohnter Manier: Locker auf einem (Bar-)Hocker, mit Jackett überm Totenkopf-T-Shirt und ausgebeulter Hose flicht er persönliche Anekdoten ein, ab und zu muss er dazu vom Bildschirm ablesen.

Ein Entertainer ist er nicht, aber geigerisch lässt Garrett nichts anbrennen. Auch wenn er an das schwerelose Spiel seines Ex-Lehrers Itzhak Perlman in Bazzinis „La ronde des Lutins“ nicht herankommt, so ist Garretts Spiel doch spektakulär leicht und brillant. Dass er dabei mehr beeindrucken als differenzieren will - was manchmal, wie in Prokofjews „Marche“ auf Kosten des Stücks geht – passt ins Konzept. Denn Garrett hat die lang vakante Rolle des „Teufelsgeigers“ erfolgreich wieder besetzt, wobei er das Diabolische durch eine androgyne Smartheit ersetzt hat, die vor allem bei Frauen bestens ankommt.

Klassik für breiteres Publikum

Und selbst wenn das bei „seriösen“ Werken des Repertoires wie César Francks Sonate A-Dur, wo neben technischer auf gestalterische Kompetenz gefordert ist, nicht in gleichem Maße funktioniert: Garretts Anliegen, klassische Musik einem breiteren Publikum nahezubringen, ist aller Ehren wert. Wer weiß: vielleicht nimmt der ein oder andere seine Anregung auf und hört sich Aufnahmen von Jascha Heifetz oder Isaac Stern an.