David Hasselhoff gibt ein Konzert in der MHP-Arena in Ludwigsburg. Die Fans feiern ihren Star mal mehr, mal weniger ernsthaft. Aber wer geht eigentlich auf so ein Konzert?

Ludwigsburg - Verdammt, schaut mal, der Typ da drüben hat ’ne richtige Boje“, sagt Isi zu ihren Freundinnen. Die vier Mädels haben sich für ihr Outfit viel Mühe gegeben: Aufblasbare Plastikbojen, den Schwimmbrettern der Lebensretter aus der TV-Serie „Baywatch“ nachempfunden, und selbst bedruckte rote T-Shirts. „Don’t hassel the Hoff“ steht vorne drauf, dazu das Gesicht jenes Mannes, den an diesem Samstagabend in der MHP-Arena in Ludwigsburg alle sehen wollen: David Hasselhoff – oder kurz: The Hoff. Der Schauspieler, Sänger und wahlweise Kult- oder Witzfigur gibt ein Konzert – und zahlreiche Fans mit teilweise schriller Verkleidung kommen. Manche noch schriller als jene vier Mädels aus Reutlingen, die in ihrem Einheitslook ein wenig wirken wie bei einem Junggesellinnenabschied.

 

Es sind auffallend viele junge Männer beim Konzert

Eine Gruppe junger Männer trägt zum Konzert bunte Afro-Perücken, dazu Sonnenbrille und ebenso farbenfrohe Leggins – ein Hasselhoff-Konzert ist eben auch so etwas wie eine große Bad-Taste-Party. Schlechter Geschmack ist ein gutes Stichwort: Was sind das für Menschen, die zwischen 65 und 95 Euro dafür bezahlen, einen Serienstar und Popsänger zu sehen, der seine beste Zeit in den 1980er und 1990er Jahren hatte?

Dafür, dass David Hasselhoff mal ein Frauenschwarm war, sind auffällig viele Männer hier. Andererseits: Die Serien „Knight Rider“ und „Baywatch“ haben vermutlich mehr Männer gesehen. Der Altersschnitt ist geschätzt Mitte 30 – also Leute, die mit Hasselhoff aufgewachsen sind.

Die Bad-Taste-Fraktion will einfach eine Gaudi erleben

„Der Mann ist 65 Jahre alt, wer weiß, wie lange man ihn noch auf der Bühne sehen kann“, ist eine Antwort, die man an diesem Abend häufig bekommt. Dann gibt es noch die Hedonisten-Fraktion, zu der die Bad-Taste-Jungs gerechnet werden müssen. Die wollen einfach eine Gaudi erleben.

Einen kleinen Dämpfer für diese Fans gibt es im Vorfeld, als in einer Facebook-Gruppe zur Veranstaltung das Gerücht aufkommt, dass kein Bier ausgeschenkt wird. „Dann gibt es vermutlich auch keine Burger“, kommentiert ein Nutzer in Anspielung auf Hasselhoffs berühmtes Trunkenheits-Video. Das mit dem Bier bleibt ein Gerücht. Aber Burger gibt’s keine.

Ob jemand die Bühne stürmt?

Für viele Besucher gilt das Motto: Hauptsache dabei. Im Fußball gibt es dafür den Begriff Event-Fan. „Richtige Hardcore-Fans sind hier nur wenige“, findet eine Frau, die lieber nicht mit Namen in der Zeitung stehen will. Sie hat ein Hasselhoff-Craft-Bier in die Ludwigsburger Arena geschmuggelt. „Das muss es irgendwie zu ihm auf die Bühne schaffen“, sagt sie.

Ob das klappt? Es wäre nicht das erste Mal. In Berlin beispielsweise haben die Fans „The Hoff“ derart gefeiert, dass er kurzzeitig von der Bühne fliehen musste. In der MHP-Arena geht es dagegen sehr brav zu. Fünf Minuten vor Beginn sind erst zwei Drittel der Stuhlreihen besetzt. Wenn man von der Perücken-Fraktion einmal absieht, könnte das hier auch das Warten auf ein Sinfonie-Orchester sein.

Hasselhoff – ein Star zum Anfassen

Als sich der Auftritt verzögert, gehen Sprechchöre los: „Hasselhoff, Hasselhoff“, rufen die Leute, und plötzlich fühlt es sich an wie ein Fußball-Spiel im Stadion. Als „The Hoff“ dann endlich die Bühne betritt, rasten die Fans aus: Sie jubeln und schreien, und alle verkleideten Bademeister recken ihre Rettungsbojen in die Luft. Spätestens jetzt sind die Stühle unnötig geworden: Fast alle Besucher stehen, hüpfen oder tanzen – und werden das auch den ganzen Abend so weiter machen.

Hasselhoff wechselt während der Show fünf Mal das Kostüm, beim „Baywatch“-Song ist er natürlich als Bademeister gekleidet – mit einem „The Hoff“-T-Shirt aus dem „Hofficial Merchandising“-Bestand. Er sieht damit aus ein Fan von sich. Er gibt sich am Abend als Star zum Anfassen. Mehrmals verlässt er die Bühne und nimmt ein Bad in der Menge. Die Fans packen schnell ihre Smartphones ein und strömen nach vorne, um ihrem Star nahe zu sein. Am Ende spielt Hasselhoff den Song, auf den hier alle wohl am meisten gewartet haben: „Looking for freedom“. Der Sturm auf die Bühne bleibt allerdings aus. Das Hasselhoff-Craft-Bier muss dann wohl jemand anderes trinken.